Witten. Ist es komisch, seinen Namensvetter zu treffen? Susanne Schild gibt’s in Witten zweimal. Und sie teilen mehr als nur den Vor- und Nachnamen.
Ein Thomas Müller wird bestimmt wissen, wie es ist, seinen Namensvetter zu treffen. Oder eine Stefanie Schmidt? Ein Andreas Meier? In Witten gibt es zwei Susanne Schilds. Lustigerweise wusste die eine schon seit Jahren, dass es mich gibt: Schließlich bekommt die Kita-Erzieherin aus Bommern regelmäßig Anrufe von Lesern, die sich über ein Thema aus der Zeitung beschweren wollen. Mir ist erst vor Kurzem aufgefallen, dass da irgendwas nicht stimmen kann. Und jetzt haben wir uns getroffen.
Die Chemie stimmt sofort, erstmal wird geguckt und gestaunt: Wie kann man denn so viele Ähnlichkeiten haben! Susanne Schild, 47, verheiratet, zwei Kinder (Mädchen/Junge), Einfamilienhaus, Camping- und Karnevalsfan. Und auf der anderen Seite: Susanne Schild, 50, verheiratet, zwei Kinder (Junge/Mädchen), Einfamilienhaus, Camping- und Karnevalsfan. Bei unseren Hochzeiten haben wir uns beide Doppelnamen zugelegt, weil wir uns nicht vom „Schild“ trennen konnten. Die eine Susanne hat einen Herrn Daut geheiratet, heißt jetzt Schild-Daut, um ihrer Familie Holger, Jannis und Jara Daut eine Freude zu machen. Ich traf Herrn Spittler und ergänze Moritz, Emma und Felix Spittler um den Nachnamen Schild-Spittler.
Glückwunschkarte zur Entbindung
Deutschland ist Müller-Land
Die häufigsten Familiennamen in Deutschland leiten sich von denen am weitesten verbreiteten Berufen aus dem Mittelalter ab. Laut Wikipedia liest sich die „Top Ten“ wie folgt: 1. Müller, 2. Schmidt (alle Schreibvarianten zusammen ergäben übrigens Platz 1), 3. Schneider, 4. Fischer, 5. Weber, 6. Meyer, (alle Schreibvarianten ergäben Platz 2), 7. Wagner, 8. Becker, 9. Schulz, 10. Hoffmann.
Es gibt eine interessante Seite im Internet: Im Ahnenforschungsportal „Forebears“ kann man eingeben, wie oft und wo es in der Welt den eigenen Namen gibt. Es ist erstaunlich, wie häufig deutsche Nachnamen in den USA oder Australien ebenfalls vorkommen.
Wir trinken zusammen Kaffee, vertiefen uns in die Themen Freizeitparks und nicht-vorhandener-grüner-Daumen und lachen viel. Die andere Susanne hat schon häufig Verwechslungen erlebt. Als ein Foto von mir mit meinem Baby Emma in der Zeitung abgedruckt wurde, bekam sie Glückwunschkarten „zur gelungenen Entbindung“, unter anderem vom Pfarrer. „Das war nett, aber ein bisschen spät“, entgegnete dazu Susanne Schild. Ihre Kinder Jannis und Jara waren da schon acht und sechs Jahre alt.
Ich hatte erst vor Kurzem eine Verwechselung. Der Gesprächspartner, ein älterer Herr aus Stockum, behauptete, er sei mein Lehrer gewesen. „Holzkamp-Gesamtschule, die Klassenfahrt, weißt du nicht mehr?“ Nee, ich war doch auf dem Gymnasium in Hattingen. Der Mann beharrte darauf, und irgendwann gab ich vor, unter Erinnerungslücken zu leiden. Heute weiß ich: Die andere Susanne hat die Holzkampschule besucht, der Mann war überhaupt nicht wirr!
Bommeraner Familie ist bekannt für sein „Horrorhaus“
Während ich ins Ruhrgebiet zugezogen bin, stammt die andere Familie Schild aus Witten. Die Urgroßeltern haben in den 1930er Jahren das Bergmannshaus an der Alte Straße gebaut, in dem die Schild-Dauts jetzt wohnen. Dieses Haus ist übrigens über Witten hinaus berühmt, da die Bommeraner Familie einen großen Hang zu – sagen wir – Event-Deko hat. In der Weihnachtszeit wird das Haus aufwendig illuminiert. Und an Halloween verwandeln es Jannis,Jara und Holger Daut in ein Horrorhaus. Garten und Vorgarten werden zu einer begehbaren Geisterbahn. Im Herbst 2021 wurde es in der TV-Sendung „Zervakis & Opdenhövel“ auf Pro7 zu „Deutschlands gruseligstem Haus“ gewählt.
Lesen Sie auch:
- Wittener Familie lädt zum Schauder-Spektakel am Horror-Haus
- Alte Straße in Bommern birgt viele Baudenkmäler
- Weltrekord: 178 Menschen namens Hirokazu Tanaka treffen sich
Keine von uns beiden hat jemals eine andere Susanne Schild kennengelernt. Haufenweise Susannes schon, „allein drei gab es in meinem Ausbildungsjahrgang“, erinnert sich die Erzieherin, die schon seit über 30 Jahren für die Stadt Witten tätig ist. Die ganzen Susis, Suses, Sannes! Susanne Schild dagegen – die kann es nur zweimal geben!