Witten. Ein winterliches Idyll und ein altes Fachwerkhaus zeigte unser Wittener Fotorätsel dieses Mal. Viele Leser irrten sich im Stadtteil.
Ganz schön kniffelig war unser Rätselbild der letzten Woche. Es zeigte ein dörfliches Idyll wie es im Buche steht. Eine Frau mit Schirm, die neben einem schmucken Fachwerkhaus spazieren geht. Bis heute hat sich dort, wo Fotograf Davide Bentivoglio das Bild Ende der 1960er-Jahre aufgenommen hat, nicht all zu viel verändert. Viele Zuschriften erreichten uns, doch rund die Hälfte von ihnen lag falsch.
Denn die Dame geht nicht in der Hevener Mark spazieren. Auch zeigt unser Foto keine historische Aufnahme aus Herbede, wie zwei unserer Leser vermuteten. Und es ist auch nicht der obere Teil der Wemerstraße in Rüdinghausen. Das Haus auf unserem Foto steht in Bommern. „Das war eine schöne Detektivarbeit“, findet Christina Wildvang. „Aber jetzt bin ich mir sicher, dass es das unter Denkmalschutz stehende Haus Alte Straße 21 ist. Dessen Fachwerk der Wände hat sehr große Ähnlichkeit mit dem des genannten Hauses.“ Und damit liegt sie ganz richtig.
Sechs Baudenkmäler stehen auf der Alte Straße in Witten-Bommern
Auf dem oberen Abschnitt der Alte Straße in Bommern stehen innerhalb von wenigen hundert Metern sechs Baudenkmäler: Eines davon, Hausnummer 21, war in unserem Bild zu sehen. Es stammt aus dem Jahr 1759. Die anderen Denkmäler sind die Fachwerkhäuser mit den Hausnummern 14, 17, 20 und 23 – allesamt aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Das sechste Baudenkmal ist das Trafohäuschen im Wilhelminischen Stil, das etwas weiter oben an der Straße steht.
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Dort, wo das Haus Nummer 21 steht, hat sich bis heute baulich kaum etwas verändert. Lediglich eine Leitplanke ist hinzugekommen und der Grünbewuchs ringsherum ist üppiger geworden. Brigitte Buhlmann hat die Straße dennoch wiedererkannt: „Die Fußgängerin geht die Alte Straße in unserem wunderschönen Bommern runter“, schreibt sie. Auch für Manfred Grzegorzewski war klar, dass unser Rätselbild diese Straße zeigt – aus gutem Grund: „Meine Mutter wurde dort 1932 geboren.“
Alte Straße war seit dem Mittelalter wichtiger Verbindungsweg
Der Name Alte Straße ist übrigens durchaus wörtlich aufzufassen, denn die Straße ist wirklich sehr alt – wenn auch die Straße erst 1914 so benannt wurde. Schon seit dem Mittelalter war die Straße die Verbindung vom Dorf Bommern zum Bommerholz. Und heute noch stehen hier die alten Kötterhäuser auf den Hofstellen der frühneuzeitlichen Wachstumsphase des Dorfes Bommern und aus der Zeit der Markenaufschließung im späten 18. Jahrhundert.
Eine große, wichtige Rolle spielte später die Alte Straße als Kohlentransportweg nach Barmen und Elberfeld. Zu diesem Teil der Geschichte der Straße, kann Stefan Hake einiges beitragen. „Das Bild zeigt die Alte (Kohlen-) Straße gegenüber der Einmündung zur Wacholder Straße. Sie ersetzte als geradlinige ‘Kunststraße’ Anfang des 19. Jahrhunderts einen mittelalterlichen Pfad. Ihr Erfolg war höchst zweifelhaft, da die Straßenplaner sich auf Grund der Steigung an höchster Stelle einen ‘Rüffel’ abgeholt haben. Fast 30 Jahre später wurde daher eine ‘Neue Kohlenstraße’ entwickelt. Die Elberfelder Straße löste in ihrer Verbindungsfunktion nach Elberfeld die Alte Straße als Provinzialstraße ab.“
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Sehr persönlich war das historische Rätsel für Dieter Welwei: „Die Frau auf dem Foto geht vor meinem Schlafzimmerfenster in der Alten Straße 21 spazieren, gegenüber der Einbiegung Wacholderstraße.“ Und wer einmal einen ähnlichen Blick wie Dieter Welwei genießen möchte, der hat dazu sogar die Möglichkeit:„Das Haus wurde vollständig entkernt und von innen neu aufgebaut“, weiß Gerd Gahr, „denn das Obergeschoss kann man als Ferienwohnung mieten.“