Witten. Seit Oktober müssen Taxigäste in Witten noch tiefer in die Tasche greifen. Ob sich das bald wieder ändert? Ein Gutachten soll helfen.
Vor einem guten halben Jahr sind die Taxipreise im EN-Kreis mit Witten deutlich angehoben worden. Der Grundpreis stieg damals von 3,50 auf 9,50 Euro. Ob die Tarife so hoch bleiben, entscheidet sich jetzt nach einem neuerlichen Gutachten. Einbrüche bei den Fahrgastzahlen hat es offenbar nicht gegeben.
Mittlerweile hätten sich die meisten Kunden an die Preise gewöhnt, sagt ein Taxifahrer, der am Hauptbahnhof wartet. „Es hat sich eingespielt. Einige haben am Anfang nachgefragt. Mittlerweile ist es bei allen aber angekommen.“ Auch Yvonne, die gerade auf einen Wagen wartet, bestätigt das. „Ich fahre nicht wirklich oft Taxi, vielleicht zwei Mal im Monat“, sagt die 32-Jährige. Aber auch ihr sei aufgefallen, dass die Fahrt nun direkt bei 9,50 Euro statt 3,50 Euro startet. „Was will man machen? Manchmal ist Taxifahren einfach bequemer als auf Bus und Bahn zu warten.“
Einige sind in Witten aufs Taxi angewiesen
Apropos: Ein anderer Taxifahrer auf der Bahnhofstraße berichtet uns, dass durch den Zugausfall rund um Bochum in den vergangenen Tagen mehr Gäste in die gelben Fahrzeuge gestiegen seien. „Insgesamt habe ich aber das Gefühl, dass das Fahrgastaufkommen zuletzt zurückgegangen ist.“ Ob das mit der Preiserhöhung zusammenhängt, wisse er aber nicht. „Da kann man nur spekulieren. Wir können die, die nicht fahren, ja nicht fragen.“ Jedoch gebe es immer noch viele Menschen, die aufs Taxi angewiesen seien, etwa ältere Menschen für ihre Fahrten zum Arzt.
Schon bei der Einführung des fast dreimal so hohen Grundpreises im Oktober war Taxiunternehmer Dirk Debald nicht davon ausgegangen, dass die Kunden nun abgeschreckt würden. Bei genauerer Betrachtung sei der Preisanstieg auch gar nicht so hoch, da die ersten zwei Kilometer bereits enthalten sind. Jeder weitere Kilometer kostet mittlerweile aber statt 2,10 Euro jetzt 2,40 Euro.
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Wer etwa vom Hauptbahnhof nach Annen möchte, ist schnell mal um die 16 Euro oder mehr los. Ins Hammertal kostet eine Fahrt locker 30 Euro. Die Preiserhöhung hatte schon im letzten Sommer und Herbst für reichlich Diskussionen gesorgt. Angeregt wurde sie durch den Verband des privaten gewerblichen Straßenpersonenverkehrs NRW in Dortmund. Einige Unternehmen protestierten sogar, fürchteten sie doch Umsatzverluste aufgrund ausbleibender Gäste gerade auf Kurzstrecken.
Kreistag will im September über Preisanpassung abstimmen
Der Kreis hat jetzt allen Betrieben einen Fragebogen zugesendet. „Um die Auskömmlichkeit des Taxitarifs bewerten zu können, werden die wirtschaftlichen Verhältnisse der vergangenen fünf Jahre abgefragt“, sagt Kreissprecherin Lisa Radtke. Dazu zählen etwa Informationen über Kosten, Umsatz und Gewinn. Es wird auch nach der Zahl der Beschäftigten sowie der Qualität der Fahrzeuge gefragt. Außerdem sollen die Unternehmen angeben, welche Aufträge sie am häufigsten übernehmen (zum Beispiel Krankentransporte).
Verordnung ist verbindlich
Taxi-Unternehmen im Ennepe-Ruhr-Kreis sind an die Taxi-Verordnungen gebunden. Sie dürfen weder niedrigere noch höhere Preise ansetzen. Laut Paragraf 8 der Verordnung für „Ordnungswidrigkeiten“ droht Betrieben eine Strafe von bis zu 10.000 Euro, sollten sie die Vorgaben des EN-Kreises nicht berücksichtigen.
Ein Gutachter wird die Antworten auswerten, die Verwaltung das Ergebnis prüfen und anschließend eine neue Preisempfehlung abgeben. Über die soll der Kreistag voraussichtlich am 25. September abstimmen. Auf Anfrage bestätigt der Kreis, dass es möglich sei, dass die Preise dann wieder sinken.
Schon im vergangenen Jahr hatte Fachbereichsleiter Michael Schäfer erklärt, dass es nicht mehr zeitgemäß sei, nur alle drei Jahre über die Preise zu sprechen. Einige angefragte Betriebe in Witten wollten sich zur derzeitigen Diskussion nicht äußern. Aber auch sie werden gespannt abwarten, was ab Herbst auf den Taxametern aufflackert.
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