Witten. Der Ausfall eines Stellwerks am Bochumer Hauptbahnhof wirkt sich massiv auf den Zugverkehr auch in Witten aus. Wir sprechen mit Betroffenen.
Die Störungen am Bochumer Hauptbahnhof haben den Bahnverkehr von Witten in Richtung Bochum und Essen seit dem frühen Morgen (2. Mai) lahmgelegt. Und es ist noch kein Ende absehbar.
Durchtrennte Kabel, sprich Vandalismus, sollen die Ursache für den Komplettausfall eines Stellwerks sein. „Bochum kann nicht mehr angefahren werden“, sagt Bahnsprecher Dirk Pohlmann (59). Züge nach Essen werden teilweise umgeleitet, allerdings nicht die aus Witten. Seit 7.15 Uhr herrscht auf diesen Strecken Stillstand. Vor Dienstagabend geht wohl nichts mehr. Reisende sind ebenso wie Pendler betroffen. Weder der RE 16 noch der RB 40 fahren, aus Richtung Hagen kommend, weiter nach Bochum oder Essen.
Anna (27) wollte mit dem Zug eigentlich nach Wattenscheid und von dort weiter zum Düsseldorfer Flughafen. Nun – gegen 11.30 Uhr – droht ihr eine Zitterpartie. Dafür bleibt die junge Frau, die zu einer Ausbildungswoche nach Lissabon fliegen will, erstaunlich gelassen. „Mein Flug geht ja erst um 15 Uhr.“ Sie will das rettende Terminal Richtung Süden nun mit dem RE 4 über Wuppertal und Düsseldorf Hbf erreichen. „Dann habe ich immer noch zwei Stunden.“ Viel Glück!
Das Tor zur Welt, sprich der Airport, mag momentan aus Wittener Sicht in weiter Ferne liegen. Dafür wird der Zug nach Finnentrop im Sauerland angesagt. Tatsächlich steuert der Ruhr-Sieg-Express Siegen pünktlich an. Auch die S-Bahn nach Dortmund fährt fahrplanmäßig. Viele Menschen stehen am späten Vormittag auf dem Bahnsteig und hoffen offenbar, über die Westfalenmetropole besser in die gewünschte Richtung zu gelangen.
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Unten im „Tunnel“ studiert Brigitte (60) aus Langendreer den Fahrplan. Sie ist mit der Straßenbahn gekommen und will jetzt weiter zur Arbeit nach Dortmund. „Ich arbeite bis 18 Uhr und hoffe, dass ich dann nach Bochum zurückkomme“, sagt sie. Im Wittener Bahnhofscafé treffen wir Bernd (74) aus Hessen, der nach Bochum will, aber in Witten gestrandet ist. Nun lässt er sich von seiner Schwester abholen.
Es soll ja auch Ersatzbusse geben, den sogenannten „Schienenersatzverkehr“, der aber mehr Glückssache zu sein scheint. Denn anders als bei vorhersehbaren Baustellen fahren sie nicht genau nach Plan. Der Bahnsprecher redet deshalb auch nur von einem „unregelmäßigen Notverkehr“.
Wann die Züge Richtung Bochum/Essen wieder rollen, ist noch ungewiss. Von 18 Uhr war die Rede, „es könnte aber auch noch länger dauern“, sagt Dirk Pohlmann. Die Reparaturen seien aufwendig, nachdem unbekannte Täter an mehreren Stellen Hunderte von Glasfaseradern durchtrennt hätten. Diese müssten mit einem Spezialgerät wieder zusammengeschweißt werden.
Straßenbahn als Alternative
Auf bahn.de und zuginfo.nrw kann man sich über die aktuellen Entwicklungen im Bahnverkehr informieren. Der „DB Navigator“ zeigt via App ebenfalls an, ob Züge fahren, verspätet sind oder ausfallen.
Kleiner Tipp für Bahnreisende von Witten Richtung Bochum oder Essen: Alternativ könnte man nach Bochum die Straßenbahn 309/310 nehmen. Oder mit dem SB 38 nach Hattingen fahren und von dort aus mit der S 3 nach Essen. Die S 1 fährt auch Essen derzeit nicht an.
Wir entdecken am Zentralen Omnibusbahnhof in Witten zur Mittagszeit dann doch noch einen unbekannten Bus, der vielleicht zum „Schienenersatzverkehr“ gehört. Er wird von DSW 21 betrieben, den Dortmunder Stadtwerken, die sonst eigentlich nichts in Witten zu suchen haben. Doch die Hoffnung trügt. Hinten leuchtet nur der Schriftzug „Fahrschule“.
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