Witten. Als Amazon nach Witten zog, überwog die Skepsis: Der Konzern kam, weil Industriebetriebe wegzogen. Doch die neuen Jobs sind besser als ihr Ruf.

Mit den Gedanken an unterbezahlte Paketboten oder übernächtigte Lkw-Fahrer im Hinterkopf, traut man es sich kaum zu sagen: Aber die Ansiedlung von Amazon ist ein Glücksfall für den Wirtschaftsstandort Witten.

Als in den Jahren 2019/2020 sich gleich drei große Logistikcenter an der Brauckstraße niederließen, waren die Befürchtungen groß. Mehrere Industriebetriebe hatten Witten verlassen, gute Arbeitsplätze und Gewerbesteuern fielen weg. Autozulieferer HP Pelzer etwa saß bis zu seinem Großbrand dort, wo heute die Verteilzentren von Hermes und der chinesischen Gruppe Euziel stehen. Statt dem Bahntechnikhersteller Faiveley baute Amazon. Logistik – da treffen doch Flächenfraß und die Beschäftigung von Hilfskräften aufeinander!

Amazon ist für viele Menschen eine echte Chance

Für Amazon gilt das nicht. In Witten wurde kein gewöhnliches Warenlager gebaut, sondern in Hightech investiert. Dort arbeiten viele hochqualifizierte Angestellte. Und Menschen, die auf dem klassischen Arbeitsmarkt kaum Chancen haben, finden hier eine Anstellung mit Aufstiegschancen. Ungelernte Hilfskräfte – oft Menschen mit Migrationshintergrund – erhalten ein Einstiegsgehalt von 13,34 Euro pro Stunde, jährlich ansteigend. Für sie – und ihre Integration in unsere Gesellschaft – ist ein solcher Arbeitgeber eine Chance. Da ist Naserümpfen gegenüber Amazon nicht angesagt.

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Am Amazon-Standort in Witten gibt es übrigens keinen Betriebsrat. Sie hätten eine Gründung bereits zweimal angeregt, aber ihre Angestellten hätten einfach keine Notwendigkeit gesehen, begründen dies die beiden Chefs. Zurück zum Amazon-Vorgänger Faiveley: Der braucht gerade einen starken Betriebsrat. In diesem Jahr stellt das US-Unternehmen seine 2020 nach Bochum verlegte Produktion ein und entlässt in großem Stil.

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