Witten. Ihre erste Klassenfahrt vermasselte Corona, die zweite der Warnstreik der Bahn. Doch die Achtklässler eines Wittener Gymnasiums konnten abreisen.
„Wenn die Türen vom Bus gleich zugehen, ist alles gut.“ Daniel Brechmann ist die Erleichterung am Montagmorgen anzumerken. Denn hinter dem Klassenlehrer liegen chaotische Tage. Die Klassenfahrt seiner 8a vom Wittener Ruhr-Gymnasium nach Freiburg war lange geplant, die Zugtickets längst gebucht. Bis der angekündigte Warnstreik im öffentlichen Dienst, an dem sich auch die Deutsche Bahn beteiligt, die Reiseplanung auf den Kopf stellte.
„Als die Ankündigung kam, dass an unserem Reisetag möglicherweise wieder gestreikt wird, ging die Telefoniererei los“, erzählt Brechmann. Eltern und Lehrer suchten nach Alternativen – solch eine zu finden, war aber schwierig. „Wir wussten ja bis Donnerstag nicht, ob wirklich gestreikt wird und ob wir dementsprechend die Bahntickets erstattet bekommen, wenn wir stattdessen mit einem Busunternehmen fahren“, so der Klassenlehrer.
Witten: Vater organisiert der Klasse einen Ersatz für die ausgefallene Bahnfahrt
15 Unternehmen fragte die Reisegruppe an, die meisten sagten ab. „Völlig berechtigt“, sagt der 36-Jährige. „Sie hätten den Bus ja auf Verdacht für uns reservieren müssen.“ Ein Unternehmen erklärte sich aber dann doch bereit – Ralf Schmidt sei Dank. Der Vater und Klassenpflegschaftsvorsitzende fragte bei Hafermann-Reisen an, eine der Mitarbeiterinnen kennt der 52-Jährige noch aus seiner eigenen Schulzeit am Ruhr-Gymnasium.
Und die Gruppe hatte Glück. Denn weil die Klassenfahrt noch in die Winterpause des Unternehmens fällt, hatte Nico Hafermann, Sohn des Firmeninhabers, Zeit. „Wir haben momentan nur vereinzelte Städtereisen, deswegen konnten wir die Fahrt jetzt übernehmen.“ Er ist erst vor einem Tag von einer Tour aus Hamburg zurückgekommen.
Umstieg auf den Bus verursacht Mehrkosten im vierstelligen Bereich
Auch 8b und 8c steigen auf Bus um
Der Super-Streiktag durchkreuzte die Reisepläne aller achten Klassen des Ruhr-Gymnasiums. Auch die Klassen 8b und 8c mussten um den Start ihrer Klassenfahrten bangen – und wählten die teurere Bus-Alternative.
Vor der Wittener Uni startete am Montagmorgen das Busunternehmen Wilde und brachte die 8b nach St. Peter-Ording und die 8c zum Fährhafen in Richtung Norderney. Die Jugendlichen waren nicht wirklich traurig über die verpasste Bahnfahrt, denn dann hätten sie deutlich früher auf Reisen gehen müssen.
Er fährt die Klasse alleine, ein zweiter Fahrer war in der Kürze der Zeit nicht zu organisieren. Deswegen bleibt der 28-Jährige mit der Gruppe in Freiburg. Das Hotel bezahlen ihm Eltern und die Schule. Wie viel die Gruppe die Planänderung genau kostet, ist noch nicht klar. Auch inwiefern der bisherige Reiseveranstalter die Kosten für die Busreise übernimmt, steht noch nicht fest, sagt Daniel Brechmann. „Durch die Umbuchung auf den Reisebus fallen aber Mehrkosten im vierstelligen Bereich an.“
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Unabhängig davon, wer die Kosten am Ende trägt, stand eine Absage der Reise aber nicht zur Debatte, wie Ralf Schmidt betont. „Weil sowas während der Corona-Zeit nicht möglich war, ist das die erste Klassenfahrt, die unsere Kinder auf der weiterführenden Schule überhaupt haben. Da war es keine Option einfach abzuwarten, ob die Züge fahren und die Klassenfahrt stattfinden kann.“
Der Bus jedenfalls fährt. Um acht Uhr machen sich Nico Hafermann und die 8a wie geplant vom Kornmarkt aus auf den Weg Richtung Freiburg. Und Daniel Brechmann und seine Schüler können sich nach Tagen der Ungewissheit endlich auf ihre erste gemeinsame Klassenfahrt freuen.
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