Witten. Ein junger Angehöriger aus Witten sammelt mit zwei Freunden Geld für die Erdbebenopfer in der Türkei. So wollen sie den Menschen helfen.
Die Familien von Fatih Enes Bozkurt (26) aus Witten und zwei seiner Freunde stammen mitten aus dem türkischen Erdbebengebiet. Zahlreiche Angehörige sind gestorben. Viele Verwandte, Bekannte und Freunde haben ihr Obdach verloren, wissen nicht mehr ein noch aus. Die jungen Leute haben sich jetzt ein Herz gefasst und eine Spendenaktion für die Opfer der verheerenden Katastrophe gestartet.
Initiatoren aus Witten wollen mit den Spenden 40 Familien unterstützen
Spendenaufruf im Internet
Die Spenden können Bürger über folgende Seite zahlen: https://www.gofundme.com/f/turkei-erdbeben-nothilfe-fur-familien .
GoFundMe hat seinen Sitz in Kalifornien und besteht seit 2010. Das Unternehmen erklärt, es überprüfe jede Spendenaktion, um sicherzustellen, dass das Geld auch zweckmäßig eingesetzt werde.
In einem ersten Schritt möchten die jungen Männer 20.000 Euro zusammenbekommen. „Damit können wir 40 Familien mit 500 Euro unterstützen, das Geld reicht zumindest für einen Monat“, rechnet Bozkurt vor. Sein Vater betreibt seit einigen Jahren die Bäckerei Mr. Simit Bakery an der Bahnhofstraße und habe auch selbst schon Geld zur Verfügung gestellt. Für den Aufruf nutzen die Initiatoren das Portal GoFundMe, das weltweit selbstorganisierten Spendenkampagnen ein Forum bietet.
Schon am Tag, als das schwere Erdbeben große Teile der Türkei und Syrien erschütterte, „stand die Frage an, was wir für unsere Angehörigen machen können“, sagt der gebürtige Wittener. Er habe sich so hilflos gefühlt, erzählt der Lehramtsstudent, wobei „wir vor allem Angst um unsere Angehörigen hatten.“
Schon nach wenigen Stunden sollte die Sorge in traurige Gewissheit umschlagen. „Fünf Verwandte meines Vaters konnten aus den Trümmern nur noch tot geborgen werden, in der Familie der Cousine haben nur drei überlebt.“ Der 55-jährige Bäcker hat sich dann gleich in die Stadt Adiyaman aufgemacht, wo er feststellen musste, dass kaum ein Stein auf dem anderen geblieben war.
Vater hält sich im Erdbebengebiet auf und hilft den Opfern
Sein Vater halte sich derzeit immer noch in der Türkei auf, sagt der Sohn, habe die Beisetzung der Angehörigen mitorganisiert und helfe, wo er nur eben könne. „Viele Menschen haben alles verloren, brauchen Lebensmittel, Kleidung, Medikamente und was fast noch wichtiger ist, sie suchen Trost.“ Sie können das Leid, das über sie und ihre Landsleute gekommen ist, nicht fassen, sagt der Student. „Die Leute fragen sich vor allem auch, wie es weitergehen soll.“
Zugleich werde auch der Ruf laut, Verantwortliche zur Rechenschaft zu ziehen. Wie geschlampt worden sei, dafür hat Fatih Enes Bozkurt ein Beispiel parat: In Gaziantep, der Heimat seiner Eltern, stürzte ein Bürogebäude wie ein Kartenhaus zusammen, rund 200 Mitarbeiter starben. Jetzt habe sich herausgestellt, dass der Besitzer, um Platz zu gewinnen, vor einigen Jahren Stützpfeiler habe herausreißen lassen. Eine Verwandte hatte ihren Arbeitsplatz in dem Trakt, an dem Tag aber frei. „Sie ist jetzt vollkommen traumatisiert.“
Freund knüpft Kontakt zu besonders betroffenen Menschen
Wie sehr die Folgen der Katastrophe die Menschen innerlich zerreißt, davon erzähle auch sein Kommilitone Enes Saglam (24), der zweite Initiator. Er studiert in Bochum und reiste kurz vor dem Erdbeben nach Malatja, am Rande der betroffenen Region gelegen. Der Kollege sei mit heiler Haut davongekommen und hat sich ebenfalls in die Hilfe für die Überlebenden eingeschaltet. „Den Leuten fehlt es am Nötigsten“, sagt er. Über Freunde und Bekannte will Enes Kontakt zu Familien, die es besonders hart getroffen hat und denen das Geld zugutekommen soll.
Dritter im Bunde der Akteure ist der Informatiker Osman Cakmak, der sich vor allem darum kümmere, die Werbetrommel für die Spendenkampagne zu rühren. Wenn alles Geld beisammen ist, „wollen wir es persönlich vor Ort überreichen“, sagt Bozkurt und betont, dass sie den Flug selbst bezahlen würden.