Witten/Sprockhövel. Volles Haus bei Himmelwärts: Promi-Mediziner Dietrich Grönemeyer aus Sprockhövel sprach im Saalbau Witten über einen besseren Zusammenhalt.
So voll war es bei „Himmelwärts“ schon lange nicht mehr – trotz grauem Winterwetter sind am Sonntagabend etwa 600 Menschen zum Stadtgottesdienst der Creativen Kirche in den Saalbau gekommen. Dieses Mal ging es um „Mehr Mut zum Wir“. Zu Gast: Der prominente Mediziner Dietrich Grönemeyer aus Sprockhövel.
Matthias Kleiböhmer, Moderator und Organisator der Veranstaltung, tritt nach dem ersten Lied des Chores rund um Miriam Schäfer auf die Bühne. Gewohnt gut gelaunt blickt er durch die Reihen. „Es steht mittlerweile schon das dreijährige Pandemie-Jubiläum an“, stellt der 46-Jährige fest. „Und seitdem hatten wir nicht mehr so einen vollen Himmelwärts-Gottesdienst, da freue ich mich sehr drüber“.
Erfolgreicher Bruder von Sänger Herbert Grönemeyer
Vielleicht ist es die Unternehmungslust der Menschen, die nach langer Enthaltsamkeit wieder erwacht ist – oder Promi-Arzt Dietrich Grönemeyer, der die Besucherinnen und Besucher angelockt hat. Denn so wie Herbert Grönemeyer einer der bekanntesten Sänger Deutschlands ist, ist sein großer Bruder einer der bekanntesten Mediziner. Grönemeyer habilitierte an der Uni Witten/Herdecke, wo er lange Inhaber des Lehrstuhls für Radiologie war. Einen Namen machte er sich aber vor allem mit der Behandlung von Rückenerkrankungen in seinem eigenen Institut – nicht umsonst bezeichneten ihn die Medien schon als Rückenpapst und Medizin-Popstar. Er lebt in Sprockhövel.
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Er schrieb einen Beststeller nach dem anderen, seit 2019 erscheint unter seinem Namen ein Medizinmagazin. In der ZDF-Sendung „Dietrich Grönemeyer – Leben ist mehr!“ befasste er sich mit Menschen und ihrem außergewöhnlichen Lebensweg. Doch der 70-Jährige ist nicht nur ein Arzt im Rampenlicht – sondern gelegentlich auch Philosoph. Neben seinen weit mehr als zwanzig Büchern hat der Professor 2016 das Sachbuch „Wir. Vom Mut zum Miteinander – Ein Manifest“ veröffentlicht.
„Wir müssen lernen, wieder zuzuhören“
Zwischen Gospelliedern und Gebeten nehmen Matthias Kleiböhmer und Dietrich Grönemeyer schließlich auf der Bühne Platz, um über eben dieses Thema zu sprechen. Zunächst stellt der Arzt klar: „Ich bin kein Papst. Es gibt viele, die in der Medizin Wunderbares leisten.“ Kleiböhmer möchte von ihm wissen, was ihn dazu bewogen hat, ein Buch über den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu schreiben. „Weil wir ein schlechtes Miteinander haben. Das fängt schon damit an, dass wir uns nicht in die Augen schauen, irritiert sind, wenn wir gegrüßt werden und ein ‚Guten Morgen‘ nicht erwidern“, entgegnet Grönemeyer.
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Der Hauptgrund dafür: „Wir lieben uns selbst nicht genug. Nächstenliebe geht nur, wenn wir uns selbst spüren und wissen, wer wir sind, mit unseren Verrücktheiten, Eigenheiten und Abgründen.“ Grönemeyer betont, dass das gar nicht so einfach sei – das Selbst gehe in einer Welt der Reizüberflutung und einem Zeitalter der Angst schnell unter. „Wir müssen lernen, wieder zuzuhören. Wir müssen nicht direkt die Antwort parat haben, sondern sollten nachdenken und dadurch ins konstruktive Handeln kommen“, so der Interviewgast. Kleiböhmer schlussfolgert daraus: „Das Wir kommt also aus einem sicheren und gesunden Ich. Jemand der in sich ruht, ist dadurch auch in der Lage, anderen zu helfen und sie aufzubauen.“
Blumen für die Oma
Zuschauer für Wohnzimmer-Gottesdienst gesucht
Der nächste Himmelwärts-Gottesdienst der Creativen Kirche findet am Sonntag, 5. März, im Saalbau statt. Zu Gast ist Marc de Lisser, Vocal Coach aus London. Unter anderem arrangierte er bei der Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle „Stand by me“.
Am Samstag, 4. März nimmt die Creative Kirche in der evangelischen Pop-Akademie an der Ruhrstraße ihre 100. Folge der seit der Pandemie etablierten Wohnzimmer-Gottesdienste für YouTube auf. Wer mag, darf live dabei sein. Los geht es um 14 Uhr. Anmeldungen über service@creativekirche.de.
Und weil Veränderung oft im Kleinen anfängt, verteilt der Moderator am Ende eines jeden Himmelwärts-Gottesdienstes drei Blumensträuße im Publikum. Diese können dann an andere Menschen, die gerade Unterstützung brauchen, weitergegeben werden. Besucherin Annika nimmt einen für ihre Oma, die gerade mit einem gebrochenen Rückenwirbel im Krankenhaus liegt. Über einen Besuch vom Rückenpapst würde sie sich sicher auch freuen.