Witten. Die Creative Kirche in Witten hat das erste Institut für Christliches Yoga eröffnet. Aber was genau verbirgt sich hinter dieser Form des Betens?
Beten und dabei Yogaübungen machen? Klingt erstmal so als würde es nicht zusammenpassen. In Witten hat die Creative Kirche jetzt das erste Institut für christliches Yoga eröffnet. Was verbirgt sich dahinter?
„Es ist wichtig, den Körper und die Seele beim Beten zusammenzuführen“, sagt Institutsleiterin Pia Wick. Wie das funktioniert, hat sie bei der Eröffnung gleich einmal demonstriert. Kurzerhand fordert sie die Gäste im Lukaszentrum auf, sich hinzustellen. Wick macht Übungen vor, streckt die Arme zur Seite, in die Höhe und verbindet das mit Sprüchen wie „Ich spüre meinen Körper.“ Das Publikum macht freudig mit. Moderator Bernd Becker stellt danach fest: „Ich fühle mich jetzt schon entspannt.“
Ab Januar gibt es in Witten monatlich einen Yoga-Gottesdienst
Dabei liegen Bewegung und Beten gar nicht so weit auseinander. „In anderen Religionen ist es völlig normal, biblische Worte mit körperlicher Aktivität zu verbinden“, sagt Wick. Im christlichen Glauben spiele der körperliche Ausdruck aber kaum eine Rolle - bis jetzt. Von nun an findet in Witten ab Januar einmal im Monat der sogenannte „Sela Yoga Gottesdienst“ statt. Das Einzige, was man dafür mitbringen muss, sind eine Matte und ein Sitzkissen. Vor allem Menschen, denen die Kirche fern erscheint, sollen so angesprochen werden.
Auch Pfarrerin Adelheid Neserke ist zur Eröffnung gekommen. Sie führt Yoga-Gottesdienste in ihrer evangelischen Gemeinde in Bochum-Querenburg bereits durch. Bei einem Abendessen habe Pia Wick ihr davon erzählt und sie war begeistert. Jeden Donnerstag kommen zahlreiche Menschen, um die neue Form des Gebets auszuprobieren. „Ich kann echt sagen, dass das Ganze boomt.“ Es sei wichtig, den Leuten neue Formen zu zeigen, wie sie sich die Bibel erschließen können.
Martin Bartelworth von der Creativen Kirche ist froh, dass Witten dieses Institut jetzt hat. „Wir suchen immer nach Wegen, das Evangelium neu zu kommunizieren.“ Als er das erste Mal davon gehört habe, sei er zwar noch irritiert gewesen. Mittlerweile sagt er aber. „Diese Form des Betens ist eine wirklich schöne Reise.“ Sela steht dabei für Pause, Gliederung und Zwischenspiel. „Hier entsteht etwas, was von Witten aus raus in die Welt getragen werden kann“, so der Kirchenvorstand.
Dem Institut geht es aber nicht nur um das Beten und den Gottesdienst. Es sollen auch christliche Yogalehrer und -lehrerinnen ausgebildet werden und „Sela Yoga“ anschließend deutschlandweit in die Gemeinden tragen.
Beten ist in Deutschland bislang eher eine starre Angelegenheit
Auch aus wissenschaftlicher Sicht sei es sinnvoll, sagt Professor Peter Wick vom Lehrstuhl für Exgese und Theologie an der Ruhr-Universität Bochum. „Der Körper ist zentral für den christlichen Glauben.“ Er erinnert an Paulus der sagt, dass der Körper der Tempel des Heiligen Geistes ist. „Man nimmt das Bibelwort so ganz anders wahr.“
Die Termine
Bereits am 27. November hat der erste Yoga-Gottesdienst im Lukaszentrum an der Pferdebachstraße 39A statt gefunden. Die weiteren Termine: 8. Januar (Samstag), 20. Februar (Sonntag), 27. März (Sonntag), 9. April (Samstag), 15. Mai (Sonntag), 19. Juni (Sonntag) jeweils von 18 bis 19.30 Uhr ebenfalls im Lukaszentrum.Der Eintritt ist frei. Da die Platzzahl begrenzt ist, bittet die Creative Kirche unter service@christliches-yoga.de oder unter 02302 2822222 um Voranmeldung.Die Ausbildung der Yogalehrerinnen und -lehrer beginnt im Oktober 2022 und dauert insgesamt zwei Jahre. Mehr Informationen gibt es unter christliches-yoga.de.
In Deutschland würden vor allem die kühl wirkenden Kirchengebäude das Beten eher zu einer starren Angelegenheit machen, sagt Andreas Hahn vom Institut für Gemeindeentwicklung in Dortmund. Er erinnert insbesondere an harte Kirchbänke. „Ich finde es klasse, dass sich da was tut.“
Zum Abschluss der Eröffnung wendet sich Moderator Bernd Becker noch einmal an den stellvertretenden Bürgermeister Christian Walker. „Ihr habt in Witten jetzt was richtig Cooles.“ Der hebt beide Daumen und stimmt ihm zu. Ab sofort werden in der Creativen Kirche also nicht einfach nur noch die Hände gefaltet, um zu Gott zu beten.