Witten. Das war’s erstmal: Der „Witten“-Airbus ist Geschichte, er ist umlackiert worden. Wann steht die Ruhrstadt wieder Pate für einen Flieger?

Witten in der großen, weiten Welt: Gut 16 Jahre war der Airbus A330-300 mit dem Namen Witten unterwegs. Doch damit ist nun Schluss: In diesem Monat ist der Jet umlackiert und ohne den Schriftzug „Witten“ an die Lufthansa-Tochter Eurowings übergeben worden.

Die „Witten“ mit ihren 221 Sitzplätzen war 2004 in Toulouse gebaut worden: 63,66 Meter lang, 870 Stundenkilometer schnell und ausgestattet mit (damals) modernster Triebwerkstechnik von Rolls-Royce. Am 24. Juli 2006 bekam sie ihren Namen – feierlich von der damaligen Bürgermeisterin Sonja Leidemann im Rathaus besiegelt. Die Lufthansapiloten kannten die „Witten“ in all den Jahren allerdings unter einer ganz anderen Bezeichnung. Weil das offizielle Luftfahrt-Kennzeichen der „Witten“ D-AIKF lautet, hörte der Jet (dem Pilotenalphabet gemäß) auf den Namen „Kilo Foxtrott“.

Die „Witten“ hat 91 verschiedene Flughäfen besucht

Für die Passagiere aber war es die „Witten“ – und die hatte gleich an ihrem ersten Arbeitstag schon gut zu tun: Sie flog nach Tel Aviv, dann über Kuwait nach Abu Dhabi. Seitdem hat der Flieger die halbe Welt gesehen: Bis zur Umlackierung brachte er es auf knapp 14.300 Flüge, sammelte gut 79.000 Flugstunden und hat dabei 91 verschiedene Flughäfen besucht. Die häufigsten Ziele für die „Witten“ waren dabei Lagos, Kuwait, Abuja, Detroit und Riad. Aber sie musste niemals lange unter Heimweh leiden, denn am allerhäufigsten – genau 4458 Mal – landete sie während der Lufthansa-Karriere in ihrer Heimat Frankfurt.

Zur feierlichen Namensvergabe des Airbus A330-300 präsentierte Petra Schütten ein Modell des Fliegers im Maßstab 1:100. (Archivbild)
Zur feierlichen Namensvergabe des Airbus A330-300 präsentierte Petra Schütten ein Modell des Fliegers im Maßstab 1:100. (Archivbild) © tas | Foto: Tanja Schneider

Auch in der Corona-Krise blieb der Ruhrstadt-Jet nicht untätig. Als eins von zehn A 330-Flugzeugen der Lufthansa flog die „Witten“ von April bis Juni 2020 als „Prachter“ – Passagierflugzeug im Frachteinsatz – dringend benötigte Fracht aus den Fabriken in Asien an verschiedene Zielorte in Europa. Doch wer glaubt, mit all den Kilometern auf den Flügeln dürfe der Airbus bei der Eurowings nun kürzertreten, der täuscht sich: Gleich der erste Flug der D-AIKF führte wieder nach Windhoek.

Allerdings: Das erste Flugzeug mit dem Namen „Witten“ hatte schon viel früher abgehoben. Der Airbus A300-600, mit 207 Sitzen damals das geräumigste Kurz- und Mittelstreckenflugzeug der Lufthansa-Flotte, war am 15. Juli 1996 getauft worden – übrigens zusammen mit dem „Herne“-Flieger. Oberbürgermeister Klaus Lohmann hielt zusammen mit seinem Herner Kollegen Wolfgang Becker eine kurze Ansprache. Beide „drückten ihre Freude über die Wahl ihrer Städte als Flugzeugpaten aus“, so hieß es damals in der Pressemitteilung. „Anschließend tauften die Ehefrauen der Oberbürgermeister die Flugzeuge.“

Große Städte bekommen große Flieger

Patenschaften haben bei der Lufthansa Tradition: Schon 1960 wurde dort erstmals eine Maschine getauft. Dabei sollte – so erklärt das Unternehmen – die Verbundenheit zum Heimatstandort Deutschland auch jenseits der großen Drehkreuze in die Regionen getragen werden, aus denen ein Großteil der Passagiere und Mitarbeiter kommt. Bei der Vergabe orientiere sich die Lufthansa an der historischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedeutung des betreffenden Ortes. Oder kurz gesagt: Größere Städte bekommen auch größere Flieger.

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Und wer erst einmal einen Flieger hat, der bekommt auch wieder einen neuen, wenn die ursprünglich getaufte Maschine aus der Flotte ausscheidet. Nur wann wieder eine „Witten“ abheben wird, das kann die Lufthansa leider noch nicht voraussagen.