Witten. Seine riesigen Graffitis an Hausfassaden kennt jeder in Witten. Nun eröffnet Patrick Brehmer eine Galerie – da, wo einst Brötchen gebacken wurden.
Patrick Brehmer kennt man in Witten – oder vielmehr seine riesigen Malereien an Hauswänden, die absolute Hingucker sind. Das 15 Meter hohe malende Kind an der Crengeldanzstraße, die Schaukel an der Sprockhöveler Straße, das Fenster „Auf dem Hee" – an diesen Graffitis war Brehmer beteiligt. Nun eröffnet der Künstler eine Galerie in der einstigen Bäckerei Buhlmann an der Poststraße.
„Es läuft ganz gut, ich kann endlich von meiner Kunst leben“, sagt der umtriebige und leicht chaotische 36-Jährige. Allein für das nächste Jahr hat er fünf Aufträge für Hausfassaden in Witten in Planung. „Die Leute sehen die Sachen, wollen das auch und rufen den Brehmer an. Ich bin halt gut vernetzt“, sagt er. Und findet: Es gibt so viel künstlerisches Potenzial in der Ruhrstadt. Da könne er auch andere fördern. „Witten sollte Kunst-Hauptstadt werden!“
Treffpunkt, Verkaufsort, Künstlervermittlung
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Noch stehen Farbtöpfe in seiner „Liebe-Galerie“. Die Wände sind teils weiß verputzt, teils hat Brehmer das alte Ziegelmauerwerk zwischen den Holzbalken freigelegt. Der halb fertige Look ist gewollt und irgendwie auch stylisch.
Von außen kann man ab dem Wochenende durch die hohen Schaufenster mit ihren Goldrahmen auf Bilder und Objektkunst gucken. In den hinteren Räumen wird Patrick Brehmer arbeiten. Die Galerie soll aber auch Treffpunkt sein. Und eine Art Künstlervermittlung. „Alle, die eine Wand bemalt haben möchten, können vorbeikommen“, sagt er. Er gucke sich dann das Objekt an, berate die Hausbesitzer und überlege, zu wem der Auftrag passe.
Gerade kommt Graffiti-Kollege Choco angeradelt. Er hat den „Wal“ auf die Rückseite der Stadtgalerie gemalt oder ein großes Wandgemälde am Humboldtplatz. Seine Bilder werden auch in der „Liebe-Galerie“ zu sehen sein. Jetzt hilft er aber erst einmal bei den Renovierungsarbeiten in der Poststraße 12.
Eröffnung am 12. November
Die „Liebe“-Galerie an der Poststraße 12 öffnet am Samstag, 12. November. Die erste Ausstellung „Art Winter Witten“ findet aber an fünf verschiedenen Ausstellungsorten statt und läuft bis 29. Dezember. Die zwölf Künstler und Künstlerinnen zeigen ihre Werke auch im Knut`s sowie in Schmit’s Weinbar in der Wiesenstraße, ferner im SPD-Büro von Axel Echeverria an der Bahnhofstraße 12 und im Unikat-Club. Um 17 Uhr startet am Samstag ein Rundgang.
Aussteller sind unter anderem das Bonner Künstlerkollektiv Freeters, das sich mit der Wirkung und Beschaffenheit von Räumen beschäftigt. Aktuelles Projekt ist ein Raum, der mitsamt Möbeln komplett mit Bügelperlen ausgekleidet ist, insgesamt 5,5 Millionen Stück. Ein Wandgemälde der Künstlerin „Giza_one“ ist vor Kurzem an der Poststraße, am Eingang zum Club Kitten entstanden.
In dem Ladenlokal war bis vor kurzem ein Tattoo-Studio untergebracht. Bekannt ist es aber durch die Bäckerei Buhlmann. Deren Ladenlokal ist zwar schon lange geschlossen, aber in der Backstube im Keller steht Rudolf Buhlmann immer noch. Ab und zu fertigt er noch Brot oder Brötchen. Patrick Brehmer hatte ihn angesprochen, nach einer Ausstellung im nahen Unikat-Club, und ihm von seinem Traum einer eigenen Galerie erzählt.
Buhlmann mag den Brehmer und unterstützt ihn. Zum Beispiel, als der Künstler im Mai einen schweren Fahrradunfall auf der Dortmunder Straße hatte, der ihn mehrere Monate außer Gefecht setzte. „Das war wirklich eine dunkle Zeit. Ich hatte vier Monate kein Einkommen, als Künstler ist man ja nicht gut abgesichert.“ Die Galerie-Eröffnung musste er zeitlich verschieben, Miete kann er (noch) nicht zahlen. An einen Erfolg der „Liebe-Galerie“ glauben aber beide. Die noch voll eingerichtete Backstube soll auch Ausstellungsort werden.
Auch Pullover und T-Shirts zeigen „Liebe“
Dass ein echter Brehmer nicht nur großformatig sein muss, sieht man zurzeit im SPD-Wahlkreisbüro an der Bahnhofstraße, neben Keudel. Dort sind einige seiner Bilder ausgestellt, ebenso eine komplette Pullover- und T-Shirt-Kollektion mit seinem Motto „Liebe“. Wie kommt er eigentlich darauf? Ein Grund seien seine Großeltern, sagt der 36-Jährige, die ihn sehr geprägt hätten. Und seine Oma sagt ihm schließlich immer wieder: „Du musst alles mit Geduld und Liebe machen.“