Witten. Bereits seit zehn Jahren gibt es Inklusionsassistenten an den Schulen in Witten. Jetzt wurde für sie ein wichtiger Schritt beschlossen.

Inklusionsassistenten und -assistentinnen an Schulen im Ennepe-Ruhr-Kreis dürfen sich zukünftig über mehr Lohn freuen. Auf Initiative der Lebenshilfe Witten und EN/Hagen sowie der AWO-Tochtergesellschaft Aqa werden Beschäftigte nun nach Tarif bezahlt.

„Wir sind froh, dass wir es geschafft haben, dass Inklusionsassistenten jetzt mehr Gehalt erhalten“, sagt Dieter König, Geschäftsführer der Lebenshilfe in Witten. So bekommen die verschiedenen Träger nun statt 26,50 Euro 36 Euro die Stunde. „Wir liegen jetzt zwar immer noch im unteren Bereich des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst (TVÖD), dennoch ist das ein wichtiger Schritt. Sonst hätten wir diesen Dienst nicht einfach so aufrecht erhalten können.“ Gemeinsam mit dem EN-Kreis haben die drei großen Organisationen und Anbieter von Schulinklusionshilfen eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet. Eine Refinanzierung ermöglicht die Zahlung nach Tarif.

In Witten arbeiten rund 100 Inklusionsassistenten

Aber was genau machen Inklusionsassistentinnen und -assistenten überhaupt? Seit Jahren ist es im Ennepe-Ruhr-Kreis das Ziel, dass Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam lernen. Damit das gelingen kann, braucht es an den Schulen Kräfte, die die beeinträchtigten Kinder durch den Schulalltag begleiten. Rund 100 Personen sind in diesem Beruf in Witten tätig. Mittlerweile gibt es die Schulbegleitung bereits seit zehn Jahren und in der Zeit hat sich Einiges entwickelt.

Zu Beginn des Inklusionsprojekts wurden hauptsächliche Studierende und geringfügig Beschäftigte eingestellt. Das hat sich mittlerweile geändert. „Die Anforderungen sind viel höher geworden“, sagt Lebenshilfe-Chef Dieter König. So sei es mittlerweile gerne gesehen, wenn die Inklusionshelfenden eine Erzieherausbildung absolviert haben. „Auch niederschwelligere Ausbildungen wie zum Beispiel zum Kinderpfleger sind von Vorteil“, so König weiter.

Dieter König ist Geschäftsführer der Lebenshilfe Witten und hat sich für eine bessere Bezahlung von Inklusionsassistenten eingesetzt. Mit auf dem Bild: Esther Berg von der Awo. (Archiv)
Dieter König ist Geschäftsführer der Lebenshilfe Witten und hat sich für eine bessere Bezahlung von Inklusionsassistenten eingesetzt. Mit auf dem Bild: Esther Berg von der Awo. (Archiv) © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Zudem gebe es immer wieder Weiterbildungen und Qualifikationen für die Beschäftigten. „Im Aufgabenfeld der Schulinklusion geht es um sehr vielschichtige Hilfen beim Lernen, im pflegerischen Bereich, auf dem Schulweg, im Unterricht, in den Pausen, beim Sport und auf Klassenfahrten. Unsere Beschäftigten müssen unter anderem Grundlagen der Pflege, der Ersthilfe und der Pädagogik beherrschen“, sagt Christopher Muschalla, Geschäftsführer der AWO-Tochtergesellschaft Aqa.

Keine einheitliche Lösung

Mit der nun eingeführten tariforientierten Vergütung sei die Schulinklusion nicht mehr nur ein vorübergehendes Projekt, sondern ein etabliertes Berufsfeld geworden, ergänzt Dieter König. „Wir sind es den Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen schuldig, hier qualifizierte und verantwortungsvolle Mitarbeitende einzusetzen, damit ihre Teilhabe wirklich gelingen kann.“ Die Motivation der Beschäftigten sei seit Jahren groß, nun wolle und müsse man etwas davon zurückzahlen.

Weitere Träger

Neben der Lebenshilfe beschäftigt in Witten unter anderem auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und die SAB Ruhr Inklusionsassistenten und -assistentinnen, sogenannte I-Helfer.

Keine Kosten entstehen nach Angaben des DRK Familien, die diese Hilfen in Anspruch nehmen. Die Kosten werden im Rahmen der Eingliederungshilfe durch die Sozial- und Jugendhilfeträger übernommen.

Dennoch gibt es im Hinblick auf die Bezahlung weiter viel zu tun. „Noch ist es so, dass es eigentlich jede Kommune mit der Bezahlung anders hält“, so König. Denn die Städte sind als Träger der Schulen hauptsächlich dafür verantwortlich. „Ich bin froh, dass die Stadt Witten hier mitzieht.“ Allerdings sei es wichtig, dass auf lange Sicht der gesamte Dienst unter einen Tarifmantel gestellt werde. Ein erster Schritt ist zumindest in den Städten des Ennepe-Ruhr-Kreises schon einmal getan.