Witten. Die hohen Strom- und Gaspreise sind eine enorme Herausforderung für die Edelstahlwerke, den größten Verbraucher in Witten. So geht DEW damit um.
Die explodierenden Strom- und Gaspreise machen auch Wittens größtem Energieverbraucher, den Deutschen Edelstahlwerken (DEW), schwer zu schaffen. Die zehnfache Erhöhung der Energiepreise sei „dramatisch“, so ein Unternehmenssprecher von Swiss Steel, der Konzernmutter.
Ökologisch ist DEW schon recht weit, weil es vor Ort keine CO2 fördernde Kohle braucht, um seine Öfen zu befeuern. Denn im Elektro-Stahlwerk wird „nur“ Strom benötigt – dafür allerdings so viel, wie eine Kleinstadt pro Stunde verbraucht. Kernstück hier ist der „ELO“ – der Elektrolichtbogenofen, in dem der Schrott geschmolzen wird.
Da die Strompreise durch die Decke gehen, greifen die Edelstahlwerke auf eine, wie sie es nennen, „energieoptimierte“ Produktionsplanung zurück, die sich nicht zuletzt nach den aktuellen Preisen an der Energiebörse richtet. Das kann dazu führen, dass man den Schmelzofen auch mal auslässt. Das geschieht nach Angaben von DEW in Abstimmung mit den Arbeitnehmern im Rahmen flexibler Arbeitszeiten durch Urlaub, Freischichten und Überstundenkonten. Momentan sind im Stahlwerk rund 250, im Walzwerk 350 Mitarbeiter beschäftigt.
Wenn der Elektrolichtbogenofen kalt bleibt, hat das allerdings auch Konsequenzen für die weitere Produktion im Walzwerk, die größtenteils mit Gas erfolgt, aber natürlich auf den vorher erzeugten Rohstahl angewiesen ist. „Es gibt mitunter Produktionsverschiebungen im engen Austausch mit den Kunden“, sagt Betriebsleiterin Tabea Jentzsch. Ein Drittel stammt allein aus der Automotiv-Branche, weitere 30 Prozent aus dem Handel.
Hohe Energiepreise machen Stahl aus Witten teurer
Das Auftragsvolumen ist derzeit aber nicht das Problem der Edelstahlwerke. „Aufgrund der Energiepreissituation müssen wir teilweise, in Absprache mit den Kunden, Aufträge absagen oder verschieben, so der Konzernsprecher. Und ja, natürlich gebe man die gestiegenen Kosten auch an die Kunden weiter. Von „etablierten Zuschlägen“ ist die Rede. Dieser Mechanismus funktioniere aber nur zeitverzögert. Insgesamt herrscht wie in der gesamten Industrie Verunsicherung.
Unabhängig von der schwierigen Allgemeinlage will das Unternehmen den Kurs bei „Green Steel“ fortsetzen, der klimafreundlichen Produktion von „grünem Stahl“. Hier sei der ganze Konzern schon „sehr weit“, heißt es. Die Öfen würden ausschließlich mit Recycling-Material gefüllt, sprich Schrott, „200.000 Tonnen im Jahr“.
Ob es sich bei dem benötigten Strom aber immer um Öko-Strom handele, hänge nicht zuletzt davon ab, welcher Energiemix angeboten und was vom Kunden nachgefragt werde. Schon jetzt verbrauche das Unternehmen aber 78 Prozent weniger CO2 als der weltweite Branchendurchschnitt. Wasserstoff sei natürlich auch ein Thema. Hier müsse vieles aber erst noch erforscht und in Versuchen erprobt werden.
Energiepreisdeckel schon vor Wochen gefordert
Was die explodierenden Energiepreise angeht, hat DEW schon vor Wochen den inzwischen von der Bundesregierung beschlossenen Preisdeckel für Gas und Strom gefordert. „Damit so ein Unternehmen arbeiten und rechnen kann.“