Witten. Witten feiert seinen Stadtpark. Unter buntleuchtenden Bäumen tanzen Menschen, singen laut in die Stille und tragen blinkende Haarkränze. Warum?
Die zweite Ausgabe des „Parksommers“ in Witten begeisterte am Wochenende tausende von Besuchern. Nach einem etwas flauen Freitagabend kamen am Samstagabend richtig viele Menschen, um sich den wundervoll illuminierten Park anzusehen.
Es ist umsonst, draußen und ein bisschen schräg: Mit dem Parksommer hat das Stadtmarketing eine Veranstaltungsreihe aufgelegt, die bei den Wittenern gut ankommt. „Ich bin richtig beseelt“, gesteht Stadtmarketing-Chefin Sylvia Nolte. „Wir hören nur Positives. So viele Leute haben ihren Abendspaziergang in den Park verlegt.“ Schon der „Probelauf“ des Parksommers im September 2021 war ein voller Erfolg, da gab es allerdings warme Spätsommerabende. Die diesjährige Ausgabe musste wegen des schlechten Wetters um ein Wochenende verschoben werden. Zudem war auch die Wettervorhersage für diesen Samstag nicht die beste – ein bisschen hatten das Stadtmarketing und die Händler wohl befürchtet, allein mit ihren Crêpes oder Nackensteaks zwischen den illuminierten Bäumen stehen zu müssen.
Von wegen! Dass was Besonderes im Park los ist, sah man schon von fern. Die hohen Bäume sind blau, gelb, rot oder grün angestrahlt. Die Wege säumen Teelichter in Butterbrottüten, von Ferne hört man die entspannten Klänge einer Liveband. Immer wieder gibt es leuchtende Aufblasskulpturen, die ein begehrtes Fotoobjekt bieten. Handy raus und Selfie gemacht – vor roten Zacken, Riesenblumen oder großen Torbögen, die eine „2022“ säumen. Für das Farbenmeer haben die Veranstaltungstechniker der Wittener Firma SNL gesorgt. Es gibt diesmal andere Lichtobjekte zu sehen als vor einem Jahr.
Bei Einbruch der Dunkelheit am Samstag ist die Ruhrstraße voller Menschen, am Böckchen biegen sie in den Stadtpark ein. Etwa zwei Stunden später kommen sie wieder – und nicht wenige haben während des Festes eingekauft. Sie tragen leuchtende Blumenkränze, Lichtschwerter, Riesenlollis oder haben eine blinkende Fellmütze im Plüschhund-Look auf dem Kopf. Ob mancher diesen Kauf anschließend bereut?
Das Highlight aber ist die „Kopfhörer“-Party auf der zentralen Wiese. Alle hier haben rot, grün oder blau leuchtende Funk-Kopfhörer auf. Die Leute singen, allein oder in kleinen Grüppchen, sie tanzen oder wackeln nur leicht zur Musik – für Außenstehende ist dieser Anblick witzig, denn es ist ansonsten völlig still. Drei DJs, die ihrerseits Kopfhörer tragen, stehen ganz ruhig nebeneinander am DJ-Pult, und werden rot, grün, blau angeleuchtet. Der grüne Herr spielt Hits aus den 80er und 90er Jahren, der blaue liefert aktuelle Charts und der rote Herr Schlager. Letzterer ist Karsten Zierdt, sonst Veranstaltungsleiter des Stadtmarketings, der für den gebuchten und dann erkrankten DJ einsprang. Seine Musikauswahl kommt aber offenbar am besten an: Denn per Knopfdruck können die Leute am Kopfhörer den Musikstil wechseln – und fast alle wählen rot.
Nahe der Villa Lohmann ist erstmals eine „kulinarische Wiese“ aufgebaut. Nun ja, es sind zwei Foodtrucks, die Burger und Fritten verkaufen. Aber es gibt auch Sitzmöglichkeiten unterm Pavillondach, dazu spielt eine Jazzband. Vor allem Frauen hören dem Trio „Strings“ mit dem chilligen Mix aus Soul, Latin und Swing zu. Dazwischen steht offenbar ein Ehemann, er wippt ein bisschen taktlos. Kein Wunder, er trägt Kopfhörer und die leuchten rot – wie Schlager.
Stimmungsvolle Lichtkunst des Stadtmarketings verzaubert den Stadtpark
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