. Christian Werner verleiht Veranstaltungstechnik und versorgt Wintersportorte mit Kunstschnee. Am Wochenende will er den Hohenstein einschneien.

Europas wahrscheinlich westlichstes Bataillon an Schneekanonen ist in Witten stationiert. Vor allem Wintersportorte buchen die Wurfgeschosse aus dem Flachland. Vor der Haustür, auf dem Hohenstein, richten Christian Werner und seine Firma SnL Event am Wochenende zum dritten Mal die Rodelwochen aus. Aber warum wird eine Firma aus Witten zum Schneeproduzenten?

Kerngeschäft ist Veranstaltungstechnik

Die Firma SnL sitzt an der Jahnstraße. Christian Werner, sein Frau Jana und sechs Mitarbeiter planen dort Events, in zwei Hallen lagert die passende Technik: zum Beispiel Traversen, das Gerüst für Bühnenaufbauten, mitsamt Lautsprechern, Beamern oder Lichtanlagen. Die Veranstaltungstechnik ist das Kerngeschäft von SnL. Die drei Buchstaben stehen übrigens für „Stage ‘n’ Light“ und gehen auf die Zeit vor der Firmengründung 2004 zurück.

Denn begonnen hat Christian Werner als DJ – man konnte ihn für Geburtstagspartys oder Hochzeiten buchen. Aus dem Hobby entstand die Selbstständigkeit. Der DJ vermietete seine Musikanlage, „damit konnte man mehr Geld verdienen, als wenn man die ganze Nacht hinterm Mischpult steht“. Mit den Jahren investierte er in neues Equipment, „stets das, was der Markt erforderte“. Meist bedient er Firmenkunden, die sich auf Messen oder bei Kongressen präsentieren wollen. Auch Künstler rücken die Wittener ins rechte Licht – Max Mutzke lässt sich ausleuchten, Luna bucht SnL für eine Schaumparty. Bei Elektrofestivals wie „Tomorrowland“ wird die tanzende Meute mit einem Wassernebel erfrischt. Diesen versprüht die Schneekanone – und da sind wir wieder beim Thema.

Heiß begehrt: Selfie mit Kanone

Die Schneekanone wollte Christian Werner aus Jux heraus haben. „Veranstaltungstechnik bieten viele an, aber eine Schneekanone hat keiner“, sagt der 38-jährige begeisterte Skifahrer. Bei einem Glühwein auf dem Wittener Weihnachtsmarkt erzählte er davon Thomas Schmidt vom Stadtmarketing – die Idee zu den ersten Rodelwochen 2016 war geboren. Dank tollem Wetter, viel Engagement und der Hilfe lokaler Sponsoren geriet die vermeintliche Schnapsidee zum Volltreffer.

„Das ist ein Event, um das man Witten beneidet“, sagt Christian Werner. Andere Städte, wie Breckerfeld oder Gevelsberg, ziehen nun nach. Mittlerweile besitzt er sieben Schneekanonen. 50.000 Euro hat das neueste Gerät, die „Titan“, gekostet. 100 Kubikmeter Schnee kann sie in einer Stunde sprühen, „sowas haben manche Skigebiete nicht“, sagt Jana Werner (28). Die Investition rechne sich.

Sollten die Temperaturen wie vorhergesagt ab Donnerstag unter den Gefrierpunkt fallen, wird diese Kanone auf dem Hohenstein eingesetzt, damit die Rodelwochen am Wochenende eröffnen können. Das genaue Datum ist noch unklar und hängt vom Wetter ab. Allein das nächtliche Sprühen wird aber wieder Schaulustige anziehen und wird darum bewacht. Trotz klirrender Kälte und später Stunde fahren Neugierige vor und stellen sich in Position. Denn nichts ist heißer begehrt als ein Selfie mit Eiskanone.

Neue Attraktion: eine Snowtubing-Bahn

Neueste Attraktion ist diese „Snowtubing Bahn“. Darauf sitzen: (v. u.) Jana und Christian Werner, Marcel Wenderoth, Max Schmidt  und Tobias Grunwald.;
Neueste Attraktion ist diese „Snowtubing Bahn“. Darauf sitzen: (v. u.) Jana und Christian Werner, Marcel Wenderoth, Max Schmidt und Tobias Grunwald.; © Barbara Zabka

In vielen Wintersportorten ist das Rodeln mit dem Holzschlitten von einem Trend aus den USA abgelöst worden: Beim „Snowtubing“ sitzt man auf einem mit Luft gefüllten Schlauch und düst eine speziell angelegte Fahrbahn hinunter. Eine solche Snowtubing-Bahn hat Christian Werner neu angeschafft und stellt sie in diesen Tagen am Hohenstein auf. Dazu werden Matten über eine Länge von 50 Meter in mehreren Kurven den Hang hinunter gelegt.

Für jeweils eine halbe Stunde kann man sich einen Reifen ausleihen und die Bahn nutzen. Die Höhe der Leihgebühr ist noch unklar, Unterstützung kommt von der Volksbank. Die Snowtubing-Bahn wird, ob nun Schnee liegt oder nicht, am 19./20.1. geöffnet sein.

Es gibt Überlegungen, die Rodelwochen im nächsten Jahr zu verlegen, denn „die Lage auf dem Hohenstein ist zwar charmant“, die Infrastruktur (Strom, Wasser, Parkplätze) aber schlecht. Und: für echte Rodelgaudi müsste das Gefälle steiler sein. Wahrscheinlich rückt im Januar 2020 testweise der Schneehang eine Wiese weiter.