Witten. In Witten startet eine neue Aufklärungskampagne - diese soll Kinder beim Radfahren Sicherheit geben und so motivieren. Was steckt dahinter?

Immer mehr Eltern fahren ihre Kinder selbst im fortgeschrittenen Alter noch mit dem Auto zur Schule. Auch die Städte reagieren vielfach auf diese Entwicklung, indem sie beispielsweise extra dafür Kurzzeit-Parkplätze oder Elterntaxi-Schleusen bauen. Die Initiative „Bikest du schon?“ des Wittener Ingenieurs und Fahrradbotschafters Andreas Müller möchte nun einen anderen Weg gehen und startet eine Aufklärungskampagne.

Auf der Internetseite www.bikewitten.de gibt es ab sofort anderthalb Minuten lange Videoclips. Dort sind Kinder und Jugendliche zu sehen, die verschieden Verkehrssituationen mit dem Fahrrad nachstellen. „Mein persönliches Ziel mit dieser Aktion ist, dass wir mehr junge Menschen mit den Videos vom Fahrradfahren überzeugen. Sie sollen begeistern und zeitgleich mehr Sicherheit bieten“, so Müller. Kinder würden viel zu wenig ans Fahrradfahren herangeführt und auf Gefahrensituationen vorbereitet werden.

Fokus auf weiterführende Schulen in Witten

„Unsere primäre Zielgruppe sind diejenigen, die gerade von der Grundschule auf die weiterführende Schule wechseln“, macht Müller deutlich. Er erklärt, dass in der Zeit davor viele Kinder noch zu Fuß zu den Grundschulen laufen könnten. Nach dem Wechsel sei das meist aber nicht mehr möglich, die Kinder würden entweder mit dem Elterntaxi oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule kommen. „Genau hier wollen wir ansetzten“, meint der begeisterte Fahrradfahrer.

„Uns war es wirklich wichtig, Kinder vor der Kamera zu haben. Schließlich sind unsere Zielgruppe ja auch Kinder, so ist das authentisch“, resümiert Müller. Auch seien junge Menschen aus ganz unterschiedlichen Hintergründen in diesem Projekt zusammengekommen. Bei der Aktion haben fünf Kinder, zwei Mädchen und drei Jungs, mitgemacht.

Filmemacher Felix Swiatek (l.) und Polizeihauptkommissar Tobias Krampen haben bei dem Projekt mitgeholfen.
Filmemacher Felix Swiatek (l.) und Polizeihauptkommissar Tobias Krampen haben bei dem Projekt mitgeholfen. © Andreas Müller

So wie der 13-jährige Hlib, der unlängst aus der Ukraine nach Deutschland geflohen war. Schüchtern erzählt er, wie nervös er vor dem Videodreh gewesen sei. „Das war aber nicht wegen des Fahrradfahrens, sondern wegen der Kamera“, sagt er lächelnd. Er fahre ja jeden Tag zur Schule, das sei kein Problem. Nur vor der Kamera zu stehen, das habe ihn unsicher werden lassen. „Aber es hat einfach richtig Spaß gemacht, beim gemeinsamen Radeln habe ich auch direkt Freunde gefunden“, sagt der junge Ukrainer.

Viele Unterstützer machen Projekt möglich

Bei der Umsetzung des Projektes unterstützte der Wittener Filmemacher Felix Swiatek und sein Team. Swiatek führte die Regie und filmte, sein Team schnitt die einzelnen Videos und kümmerte sich um den Ton. „Das war echt wild“, kommentiert er das Projekt. „Wir haben in fünf Tagen zwölf Videos an unterschiedlichsten Orten in Witten gedreht, einen Monat waren wir mit dem Schneiden der Videos beschäftigt.“ Besonders die Logistik sei eine Herausforderung gewesen, auch spielte das Wetter nicht immer mit. Hilfe gab es auch von der Polizei, die an schwierigen Stellen den Straßenverkehr regelte und so für ein umsichtigeres Fahren seitens der Autofahrer sorgte.

Auch beim Drehbuch haben die Beamten mitgeholfen und ihre Erfahrungen mit eingebracht. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) war ebenfalls mit von der Partie. Gesichert wurde das Projekt über den Verfügungsfonds Heven-Ost/Crengeldanz, der über das Bund-Länder-Programm Soziale Stadt finanziert wird.