Witten. Zum Schulstart sollen Autofahrer vorsichtig sein. Eine Schule in Witten hat deshalb ein Banner angebracht. Das darf da aber nicht hängen. Wieso?

Seit Wochen appelliert die Polizei in Witten an Autofahrerinnen und Autofahrer, zum Schulstart besonders vorsichtig zu sein. Die Bruchschule hat dafür an einem Geländer an der Kreuzung Ardeystraße/Annenstraße extra ein Banner aufgehängt, um die Schulkinder zu schützen. Das Skurrile daran: Der Warnhinweis mit der Aufschrift „Brems dich! Schule hat begonnen“ musste auf Anweisung der Stadt jetzt wieder abgenommen werden – er gefährde selbst den Verkehr.

„Ich kann das wirklich nicht glauben“, sagt Schulleiterin Susanne Daum. Die Verkehrswacht hatte den Schulen kurz vor Ferienende angeboten, sich das Banner zu besorgen und an geeigneten Stellen zu befestigen. Nun begründet der Verein das Abhängen damit, dass Autofahrerinnen und Autofahrer durch das gelbe Plakat abgelenkt werden. „Es geht hier nicht um Ablenkung. Ich will dadurch die Aufmerksamkeit der Leute doch bekommen“, so die Rektorin.

Bruchschule Witten wird Alternative vorgeschlagen

Das Problem: Es gibt laut Stadt eine Regel, nach der man Plakate, sei es Werbung oder Ähnliches, nur mindestens 15 Meter von Kreuzungen entfernt aufstellen darf, um Autofahrer nicht zu irritieren. „Ich gebe ja zu, dass ich diese Regel vorab nicht kannte. Aber genau an dieser Stelle macht der Hinweis nur Sinn“, sagt Daum. Zumal sie in den letzten Tagen immer wieder Werbeplakate in der Stadt gesehen habe, die diesen 15-Meter-Radius nicht einhalten. Als Alternative habe man ihr angeboten, das Banner an einem Spielplatz an der Husemannstraße zu befestigen. „Das bringt uns nur nichts.“

Susanne Daum leitet die Bruchschule in Witten. Sie kann die Maßnahme der Stadt nicht verstehen.
Susanne Daum leitet die Bruchschule in Witten. Sie kann die Maßnahme der Stadt nicht verstehen. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Die besagte Stelle an der Kreuzung ist insbesondere deshalb gefährlich, da dort, anders als an vielen anderen Grundschulen, 50 statt 30 km/h erlaubt sind. „Die Autofahrer schießen oft im letzten Moment um die Ecke. Das ist gefährlich für die Kinder. Auch deshalb wollten wir ja darauf hinweisen“, sagt die Chefin der Bruchschule. In den letzten Jahren sei es schon zu einigen Vorfällen gekommen, die glücklicherweise glimpflich ausgegangen seien.

Am Geländer der besagten Stelle ist nicht mehr von dem Warnhinweis zu sehen.
Am Geländer der besagten Stelle ist nicht mehr von dem Warnhinweis zu sehen. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Die Schule selbst ist von der Straße nicht direkt ersichtlich, erst ein Weg führt vom Bürgersteig aus zum Gebäude. „Viele Leute wissen gar nicht, dass hier eine Schule ist und fahren deshalb unaufmerksam. Umso wichtiger ist es ja, dass wir was machen“, erklärt Daum. Vor allem störe sie die Art und Weise: „Ich würde mir wünschen, dass es für solche Fälle Ausnahmeregelungen gibt. Ich weiß ja, dass die Verantwortlichen auch an Paragrafen gebunden sind. Die Sicherheit geht hier aber vor.“

Eltern sind sauer

So habe es knapp eine Woche nach Schulbeginn nur eine direkte und knappe Anweisung gegeben, das Banner wieder abzunehmen. Das hat Susanne Daum auch sofort gemacht, gerade in der Zeit, als auch einige Eltern ihre Kinder abholten. „Auch die Eltern sind sauer darüber. Sie fanden es gut, dass der Hinweis dort hängt.“ Das zeigt sich unter anderem in den Facebook-Kommentaren auf der Seite der Bruchschule. „An jeder Schule ist 30! Nur an dieser nicht. Dann sowas als irreführend zu betiteln, ist echt eine Schande! Unmögliches Verhalten. Als wäre die Kreuzung nicht gefährlich genug für die Schüler! Ich fand das Banner gut“, schreibt eine Mutter.

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Die Stadt selbst weiß um die Problematik, hält sich aber an Richtlinien. „Es ist eine schwierige Abwägung. Schaffen wir mehr Sicherheit durch das Banner – oder erhöhen wir sogar die Gefahr durch die Ablenkung?“, sagt Stadtsprecher Jörg Schäfer. Letztendlich habe man sich dazu entscheiden, dass die Regel uneingeschränkt gilt.

Zudem sollte es ohnehin selbstverständlich sein, dass man an Schulen oder Kitas aufmerksamer fährt. „Eine vorsichtige Fahrweise in diesen Bereichen gebietet doch schon der gesunde Menschenverstand. Das ändert sich auch nicht dadurch, dass an einer Schule vielleicht mal kein Banner hängt“, so Schäfer.