Witten. Der Arbeitsmarkt in Witten kommt im August 2022 nicht in Schwung. Die Zahl der Erwerbslosen steigt sogar leicht an. Das hat diese Gründe.
Die Zahl der Arbeitslosen ist in Witten im August weiter gestiegen – wie schon in den Vormonaten. Grund dafür ist ein „Sondereffekt“, so die Agentur für Arbeit. Nämlich die Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge in die Erwerbslosenstatistik.
Die Zahl der Arbeitslosen stieg in Witten gegenüber dem Vormonat um 45 Personen auf 4.230. Für die Geschäftsstelle Witten-Wetter-Herdecke gibt es nun insgesamt 5541 Erwerbslose, die Arbeitslosenquote liegt bei 7,0 Prozent. Im Juli waren es 40 Personen weniger.
Schwache Kräftenachfrage
„Die statistische Erfassung ukrainischer Flüchtlinge in die Grundsicherung war im Kreis auch im August noch im Gange“, so Katja Heck, Vorsitzende der Geschäftsführung der für Witten zuständigen Agentur für Arbeit Hagen. „Im Übrigen kommt der Arbeitsmarkt derzeit nur mit Verzögerung aus der Sommerpause. Weiterhin melden sich junge Ausbildungsabsolventen, während die aktuelle Kräftenachfrage noch ausgesprochen schwach ist.“
Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Ausländer erhöhte sich aufgrund der Aufnahme weiterer 200 aus der Ukraine geflüchteten Menschen um 5,0 Prozent auf 4.236. Diese Zahl gilt für den gesamten EN-Kreis.
Viele freie Stellen bei Personaldienstleistern
Der in der Sommerpause erwartet verhaltene Kräftebedarf hat im August keine Belebung erfahren. Von den EN-Unternehmen wurden nur 301 Stellen gemeldet, 49 oder 14,0 Prozent weniger als noch im Juli und sogar 223 oder 42,6 Prozent weniger als im Vorjahr.
Die größte Kräftenachfrage hatten aktuell Personaldienstleister (61 gemeldete Stellen), das verarbeitende Gewerbe (49), das Gesundheits- und Sozialwesen (49), freiberufliche Arbeitgeber (Rechtsanwälte, Steuerberater etc., 42 Stellen für Assistenzkräfte), der Handel (40) und das Baugewerbe (22). Die öffentliche Verwaltung meldete 15 Stellenangebote, die gesamte Logistik nur vier.
Die Zahl der insgesamt bei der Arbeitsagentur zur Besetzung gemeldeten Stellen sank gegenüber Juli um 51 oder 2,1 Prozent auf 2.339, war aber in Relation zum Vorjahr um 214 oder 10,1 Prozent höher.
Nicht genügend Qualifikationen
Katja Heck sieht den Arbeitsmarkt in nächster Zeit vor einer Herausforderung: Während die meisten freien Stellen ein Anforderungsniveau mit mindestens abgeschlossener dualer Ausbildung voraussetzen – im Ennepe-Ruhr-Kreis sind das 73 Prozent aller Angebote – kann ein Großteil der arbeitslosen Menschen diese Qualifikation nicht beibringen.
Mehr als die Hälfte der Arbeitslosen sucht eine Anstellung auf Helferniveau“, so Katja Heck weiter. „Auf der einen Seite sehen wir also Fachkräfteengpässe, auf der anderen Seite Potenziale, die gehoben werden können – und die es sich zu heben lohnt!“ Ohne Unterstützung, zum Beispiel mit einer geförderten Qualifizierung vom Arbeitsagentur oder Jobcenter, würden viele nicht den angestrebten Arbeitsplatz finden.