Witten. Erstmals sind die Geflüchteten aus der Ukraine in der Wittener Arbeitslosen-Statistik erfasst worden. Ihre Chancen auf Vermittlung stehen gut.
Der Arbeitsmarkt in Witten war im Juni durch die Ferienzeit und einen Sondereffekt geprägt: Im Juni 2022 waren 3910 Männer und Frauen ohne Arbeit, 135 mehr als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote für die Geschäftsstelle Witten (mit Wetter und Herdecke) liegt derzeit bei 6,5 Prozent.
Ukrainische Menschen sind gut ausgebildet
Der Grund: Im Juni wurde die saisontypische Entwicklung eines abflauenden Arbeitsmarktes durch die Übernahme ukrainischer Geflüchteter in die Grundsicherung für Arbeitssuchende deutlich verstärkt. Die Arbeitslosigkeit stieg daher merklicher als für einen Juni üblich.
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„Dies war kein hiesiges Phänomen, sondern traf in allen Regionen zu“, beschreibt Katja Heck, Vorsitzende der für Witten zuständigen Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hagen, die aktuelle Entwicklung. „Positiv ist dabei, dass viele dieser Menschen gut ausgebildet sind – und vor allem Menschen mit Qualifikationen gesucht werden.“
Die Zahl der Arbeitslosen stieg damit im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis gegenüber dem Vormonat um 362 oder 3,6 Prozent auf 10.493, die Arbeitslosenquote um 0,2 Punkte auf 6,1 Prozent. Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Ausländer im EN-Kreis erhöhte sich aufgrund der Neuregelung um 349 oder 11,3 Prozent auf 3.426. Erstmals dabei waren über 300 geflüchtete Menschen aus der Ukraine. Trotzdem: Vor einem Jahr waren es 6,7 Prozent und rund 1200 Arbeitslose mehr.
Kräftenachfrage rückläufig vor den Ferien
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Der gemeldete Kräftebedarf ging im Juni deutlich zurück. In Erwartung der Sommerferien wurden nur 302 Stellen von Unternehmen aus dem Kreis gemeldet, 91 oder 23,2 Prozent weniger als noch im Mai. Zugleich waren es sogar 167 oder 35,6 Prozent weniger Stellen als vor einem Jahr.
Die größte Kräftenachfrage hatten aktuell Personaldienstleister (63 gemeldete Stellen), das verarbeitende Gewerbe (53), das Gesundheits- und Sozialwesen (45) und freiberufliche Arbeitgeber (Rechtsanwälte, Steuerberater etc., 37 Stellen für Assistenzkräfte). Der Handel meldete 29, das Baugewerbe 20 und die öffentliche Verwaltung 16 Stellenangebote. Die gesamte Logistik und auch das Gastgewerbe hatten jeweils nur sechs Angebote.
Positive Gesamteinschätzung
„Jetzt kommt es darauf an, die häufig vorhandenen qualifizierten ukrainischen Berufsabschlüsse nach deutschem Recht zeitnah anerkennen zu lassen“, so Katja Heck weiter. Sobald eine gewisse Sprachkompetenz erworben sei und die häufig erforderliche Kindesbetreuung sichergestellt werden könne, könnten die Geflüchteten vermittelt werden. Dem „Sommerloch“ auf dem Arbeitsmarkt hilft das kurzfristig aber nicht.