Witten. Das 9-Euro-Ticket ist auch in Witten bald Geschichte. Die Rückmeldungen fallen unterschiedlich aus. Es gibt aber bereits eine Nachfolgelösung.
Noch zwei Tage, dann ist das 9-Euro-Ticket auch in Witten wieder Geschichte. Die Aktion läuft am 1. September aus. Am vorletzten Tag ist von dem großen Ansturm der ersten Tage am Haupt- und Busbahnhof nicht mehr viel zu spüren. Einige sind sogar froh, dass das Ganze endlich vorbei ist.
Udo Böving wartet am Dienstagvormittag an Gleis vier des Bahnhofs auf den RE16 Richtung Aachen. Schon jahrelang fährt er Zug. Die letzten drei Monate waren für ihn aber kein Vergnügen. „Das war wirklich ein Elend“, sagt der Bochumer. Insbesondere im Ruhrgebiet seien die Züge zum Teil viel zu voll gewesen. „Ich habe mich immer frei gefühlt, weil ich nicht auf das Auto angewiesen bin. In den letzten drei Monaten war das nicht der Fall.“
Einstieg in Witten am Vormittag ganz entspannt
So sei er vor ein paar Wochen nach Kiel gefahren. „Was da in den Zügen los war, war wirklich unglaublich“, sagt der 79-Jährige. Zudem hätten sich viele nicht an die Maskenpflicht gehalten. „Ich weiß nicht, wieso die Politik das Ganze auch noch als Erfolg feiert.“ Er ist in den letzten drei Monaten deutlich weniger gereist als noch zuvor. Als er in den Zug Richtung Aachen einsteigt, muss er sich aber keine Sorgen machen, keinen Sitzplatz zu bekommen. Das Gleis ist nicht übermäßig gefüllt, alle Reisenden steigen ganz entspannt in die Regionalbahn.
Das Nahverkehrsunternehmen Bogestra hingegen zieht eine positive Bilanz. Im gesamten Verbreitungsgebiet, zu dem auch Witten zählt, seien rund 380.000 9-Euro-Tickets verkauft worden. „Das zeigt, dass sehr viele alte und neue Fahrgäste das Angebot genutzt haben und zahlreiche Wege mit Bus und Bahn zurückgelegt haben“, sagt Pressesprecherin Sandra Bruns.
Hier und da habe es auch ungewöhnliche Anblicke gegeben. So seien insbesondere in der Straßenbahn-Linie 310 mehr Fahrgäste als sonst mit kleineren Gepäckstücken angetroffen worden. Die Bogestra weist aber auch darauf hin, dass die Fahrzeuge niemals überfüllt gewesen seien und die Kapazitäten nicht ausgereicht hätten, so wie in vielen anderen Städten. „Das wird auch daran liegen, dass traditionell in unserem Betriebsgebiet in der Hauptferienzeit eher weniger Fahrgäste anzutreffen sind als sonst“, so Bruns.
Bogestra und VRR bieten neue Aktionen an
Es gibt also auch diejenigen, die beim 9-Euro-Ticket Vorteile gesehen haben. So wie eine Nahverkehrskundin, die am Busbahnhof auf den 320er Richtung Ruhr-Universität wartet. Sie selbst hat sich das Ticket zugelegt. „Ich finde es gut, dass so mehr Leute Zug und Bahn fahren als zuvor, alleine wegen der Umwelt“, sagt sie. Natürlich sei es hier und da mal voller gewesen. Das sei aber kein Problem. Sie hofft, dass es ein Nachfolgemodell gibt.
Was genau das 9-Euro-Ticket dauerhaft ersetzen soll, steht noch nicht fest. Allerdings gibt es bereits vorübergehende Lösungen. So haben sich einige Nahverkehrsunternehmen, wie auch der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), zusammengeschlossen und bieten im September und Oktober eine neue Aktion an.
Dann dürfen Abonnenten mit einem „AboTicket“ an Wochenenden, Feier- und Ferientagen den Nahverkehr in ganz NRW nutzen. Das reicht zum Beispiel bis nach Rheinland-Pfalz oder die Niederlande. Zudem dürfen dort dann bis zu zwei weitere Personen und drei Kinder (sechs bis 14 Jahre) kostenlos mitgenommen werden. Das gilt unter anderem für das Ticket 1000, 2000 sowie für das Bären- und Schokoticket. Weitere Informationen dazu gibt es unter anderem auf bogestra.de.
Übrigens: Nicht nur irgendwelche Ticketaktion sind in Witten bei Bus- und Bahnfahrenden derzeit Thema. „Die Zwiebelkirmes sorgt wirklich für Verwirrung“, sagt eine ältere Frau an der Haltestelle Bahnhofstraße beim Blick auf den Fahrplan. Das Volksfest startet am Freitag. Mit dem 9-Euro-Ticket kann man da dann nicht mehr hinkommen.