Witten. Halb verhungert, voller Ungeziefer: So hat eine Wittenerin 100 Hunde in einem spanischen Tierheim aufgefunden. Zum Glück gibt es Konsequenzen.

Warum sind die Hunde in so einem schlechten Zustand? Renate von Heyden-Klaaßen wurde stutzig, als wieder halb verhungerte Tiere mit einem Transport aus Spanien ankamen. Die Vorsitzende des Wittener Vereins „Notfelle im Revier“ wollte der Sache auf den Grund gehen und machte sich auf den Weg nach Andalusien. Was sie dort zu sehen bekam, hat die 61-Jährige zutiefst entsetzt.

Schwach und abgemagert: So fanden die Wittenerinnen die Hunde vor.
Schwach und abgemagert: So fanden die Wittenerinnen die Hunde vor. © Heyden-Klaaßen

Der Verein „Notfelle im Revier“ bringt seit 2013 Hunde und Katzen in privaten Pflegestellen unter und betreut ihre endgültige Vermittlung. Viele Tiere kommen aus Spanien. Die Wittener arbeiten seit Jahren mit den Tierschützern dort erfolgreich zusammen. Mit den Transporten kommen oft Hunde aus verschiedenen Tierschutz-Stellen.

Ein Fahrer brachte manchmal auch Notfälle aus seinem eigenen Tierheim mit – die oft in sehr schlechtem Zustand waren. Und so übel dran, dass sie eigentlich gar nicht hätten reisen dürfen. „Als uns dann zwei Hunde abgesagt wurden, weil sie schon vor der Fahrt gestorben sind, klingelten bei mir die Alarmglocken“, sagt Renate von Heyden-Klaaßen. Für sie war klar: „Da muss mal einer hinfahren und gucken.“ Gesagt, getan.

Wittenerinnen flogen zusammen nach Spanien

Die Grundschullehrerin machte sich mit ihrer Stellvertreterin Karin Bürger, die im Verein für die Katzen zuständig ist, in diesen Sommerferien auf den Weg in ein Dorf bei Almeria im tiefsten Andalusien. Mit dem Leihwagen kämpften sich die beiden Frauen schließlich über eine drei Kilometer lange Schotterpiste zu dem abgelegenen Tierheim. „Da war echt der Hund begraben“, so die Wittenerin. Doch das ist leider in diesem Fall wörtlich zu verstehen.

Renate von Heyden-Klaaßen ist seit Jahren im Tierschutz aktiv.
Renate von Heyden-Klaaßen ist seit Jahren im Tierschutz aktiv. © Heyden-Klaaßen

Denn in der Anlage, die der Spanier von seiner Mutter geerbt hat, leben etwa 100 Hunde und zig Katzen unter erbärmlichsten Zuständen. „Wir fanden sterbende Hunde. Sie lagen fast verhungert und völlig verwahrlost in den Gehegen, voller Ungeziefer und Dreck“, schildert die 61-Jährige die Situation. Solche Mengen an Flöhen und Zecken habe sie noch nie gesehen. Die Tiere seien zum Teil zu schwach gewesen, um aufzustehen. „Und es war kein Krümel Futter da“, sagt Renate von Heyden-Klaaßen immer noch aufgebracht. „Es war furchtbar, einfach entsetzlich.“

Frauen stellen den Betreiber energisch zur Rede

Die Frauen stellten den Betreiber energisch zur Rede. Doch der nahm sich von der Kritik nichts an. Er habe eben kein Geld mehr für Futter, sagte er. „Alle hatten Schuld an der Misere, nur er nicht“, schimpft die Wittenerin. Ihm fehle das Bewusstsein für das Problem. „Er ist völlig abgestumpft.“ Und die Behörden? „Wo kein Kläger, da kein Richter“, stellt die Wittenerin resigniert fest.

Noch ist Leika sehr ängstlich. Carsten Verhoeven von der Arche Noah hofft, dass der hübsche Galgo rasch aufgepäppelt werden kann.
Noch ist Leika sehr ängstlich. Carsten Verhoeven von der Arche Noah hofft, dass der hübsche Galgo rasch aufgepäppelt werden kann. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Zwei Dinge waren den Tierschützerinnen daher gleich klar: „Der Drecksladen muss geschlossen werden“ – und: Die Tiere brauchen Hilfe – und zwar sofort. „Sonst werden sie alle verrecken.“ Die beiden Frauen organisierten eine erste Futterspende, um die größte Not zu lindern. Sie brachten einen todkranken Welpen zum Arzt und retten damit sein Leben. Sie klärten ab, dass weiteres Geld für Nahrung und Parasiten-Behandlung, dass sie zusammen mit anderen Tierschützen über Facebook sammelten, direkt an den Futterhändler fließt – und nicht in die Tasche des Heimbetreibers. Und machten ihm schließlich so viel Druck, dass er versprach, die Anlage zu schließen.

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Galgo-Hündin wird von der Arche Noah aufgepäppelt

Nun geht es darum, die Tiere zu verteilen. Einige wurden von anderen Tierschutzorganisationen in Spanien übernommen, einige von den reisefähigen sind bereits in verschiedene Städte nach Deutschland gebracht – und im August sollen wohl noch weitere kommen. Ein Hund aus dem Heim bei Almeria, die Galgohündin Leika, wartet nun bei der Arche Noah in Witten, mit der die „Notfelle im Revier“ gut und gerne zusammenarbeiten, auf eine bessere Zukunft.

So kann man helfen

Wer helfen will: Der Wittener Tierschutzverein „Notfelle im Revier e.V.“ nimmt gerne Spenden entgegen. IBAN: DE20 3602 0030 0009 3733 73. Kontakt per Mail: mehr Infos auf der Homepage notfelle-im-revier.org.

Kontakt zur Arche Noah in Witten: 0 23 02 28 40 996. Alle Tiere, die dort in der Vermittlung sind, finden sich auf arche-noah-witten.de

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Dabei grenzt es an ein Wunder, dass Leika den Transport überstanden hat. „Sie ist dem Teufel von der Schippe gesprungen“, sagt die Notfelle-Vorsitzende. Als die dreijährige Hündin fiebernd und teilnahmslos nach 30-stündiger Fahrt in Witten aus dem Transporter gehoben wurde, lagen fast 200 tote Zecken unter ihrem mit Wunden verkrusteten Körper.

„Es war widerlich. Aber zum Glück ist sie wenigstens vor der Reise noch auf Parasiten behandelt worden“, sagt Renate von Heyden-Klaaßen. Inzwischen frisst die Hündin und war beim Arzt. Nun soll sie bei der Arche aufgepäppelt werden. Mit etwas Glück findet Leika anschließend dann bald eine Familie – und erlebt noch viele schöne Jahre in Witten.