Witten. Ein 19-Jähriger hat am Tag vor Heiligabend das Warenlager von Ostermann in Witten überfallen. Nun gesteht er den filmreifen Raub vor Gericht.

Dieser Überfall könnte einem Actionfilm entsprungen sein: Einen Tag vor Heiligabend 2021 soll ein 19-Jähriger den Kassenbereich der Warenausgabe des Möbelgeschäfts Ostermann in Witten überfallen haben. Dabei wurde der junge Mann offenbar selbst über den Tisch gezogen.

Seit Dienstag muss sich der junge Mann vor der Jugend-Strafkammer des Landgerichts Bochum wegen besonders schweren Raubes sowie wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Das SEK und Bochumer Polizeibeamte hatten nach intensiver Ermittlungsarbeit am 18. Februar die Wohnung des Mannes in Monheim am Rhein gestürmt. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.

DNA an einer verlorenen Corona-Schutzmaske verriet Täter

Auf seine Spur führte die DNA an einer gefundenen Corona-Schutzmaske, die der Täter beim Überfall offenbar verloren hatte. In Monheim war der Junge polizeibekannt, in Witten war er vorab noch nie.

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Zum Prozessbeginn legte der Angeklagte ein umfassendes Geständnis ab. Demnach habe er 300 Euro Schulden bei seinem Drogendealer gehabt. Die Idee zum Überfall sei ihm „angetragen worden“. Details habe er erst im Auto erfahren, als ein Komplize ihn zum Tatort fuhr. Er habe Pfefferspray und eine Taschenlampe dabei gehabt.

Während der Fahrer draußen wartete, sei er vor Ort durch eine Tür gegangen. Im Kassenbereich zählte ein Mitarbeiter gerade die Tageseinnahmen vom Vortag – es war am frühen 23. Dezember, noch vor Öffnung des Möbelhauses.

Pfefferspray ins Gesicht gesprüht

Der 51-jährige Angestellte schilderte den Richtern die Tat so: Er habe am Schreibtisch gestanden und plötzlich den Täter hinter sich bemerkt. Der Mann habe ihm Pfefferspray ins Gesicht gesprüht und nach dem Geld gegriffen. Außerdem habe er einen Schlag auf den Kopf erhalten. Er sei schwindlig zu Boden gegangen.

Auf der Flucht nach draußen stellte sich ein weiterer Mitarbeiter (38) dem Täter in den Weg. Dabei gab es eine kleine Rangelei, der Räuber konnte entkommen.

SEK stürmte Wohnung

Am 18. Februar war der 19-Jährige von der Polizei festgenommen worden. Die Kriminalbeamten des Polizeipräsidiums Bochum waren am frühen Morgen mit Unterstützung eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) in die Wohnung des jungen Mannes in Monheim am Rhein eingedrungen. Danach kam der Mann in Untersuchungshaft. Bei der Festnahme wurde niemand verletzt.

Den Geschäftsbetrieb hat der Überfall laut Polizei nicht beeinflusst. Während die beiden verletzten Mitarbeiter mit Rettungswagen ins Krankenhaus kamen, öffnete das Möbelhaus für die Kunden.

Die Version des Angeklagten klingt etwas anders: Das Opfer habe am Schreibtisch gesessen und Geld gezählt. Der Mann habe ihn am Pullover gepackt, erst dann habe er ihm Reizgas ins Gesicht gesprüht. Bei der Rangelei seien sie beide zu Boden gegangen. Erst da habe er mit der Taschenlampe zugeschlagen. Der 51-Jährige wiederum erklärte, es habe keine Rangelei am Boden gegeben. Er erlitt einen kleinen Cut an der Stirn, der im Krankenhaus geklebt wurde.

Täter am Hauptbahnhof abgesetzt

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Am Tattag seien Einnahmen in Höhe von 57.000 Euro gezählt worden, berichtete der Zeuge. Als Beute nennt die Anklage eine Summe von 5100 Euro. So viel sei es nicht gewesen, bestritt der Angeklagte. Es seien höchstens 1000 Euro gewesen. Denn er habe für den Überfall 200 Euro erhalten und seine Schulden von 300 Euro wurden gestrichen.

Der junge Mann stieg nach dem Überfall in den Wagen, in dem sein Komplize wartete. Das passt zu den Angaben von Möbelhausbesuchern, die eine dunkle Mercedes-Limousine mit hoher Geschwindigkeit vom Parkplatz düsen sahen. Skurril: Der Fahrer brachte den Täter lediglich bis zum Wittener Hauptbahnhof, erzählt der 19-Jährige. Die Rückfahrt nach Monheim musste er mit dem Zug antreten.

Der Prozess wird fortgesetzt.