Witten. Müll, Fäkalien und zugeparkte Wege: Unternehmer im Salinger Feld in Witten ärgern sich über Lkw-Fahrer, die dort parken – und über die Stadt.
Das Problem ist lange bekannt. Lkw-Fahrer, die zwischen zwei Touren in Witten Rast machen, finden in der Ruhrstadt kaum Abstellmöglichkeiten. Lediglich auf dem Seitenstreifen der Dortmunder Straße dürfen auch Lastwagen und Busse parken. Die Brummifahrer weichen gerne ins Gewerbegebiet Salinger Feld aus. Den dort ansässigen Gewerbetreibenden reicht es jetzt.
Achtlos weggeworfener Müll, Essensreste und menschliche Fäkalien: „Es ist stellenweise wirklich eklig“, sagt Harald Ribic, der im Salinger Feld die Firma „future product“ betreibt. Bei dem Unternehmen auf der gegenüberliegenden Straßenseite habe auch schon jemand direkt vor dem Zaun sein Geschäft verrichtet. Dass die Verunreinigungen von den meist ausländischen Fahrern stammen, steht für die hier ansässigen Firmen außer Frage. „Abends steht an einer Stelle ein Lkw, morgens sieht man dann die Überreste“, sagt der 66-Jährige.
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Auch einen Teil der Seitenstreifen und eine kleine Wiese am Ende der Straße hätten die geparkten Laster bereits zerstört. „Sie stellen sich einfach überall hin, auch ins Halteverbot“, sagt Dietmar Weise von der Firma Trippe Elektrotechnik. In der Straße seien teilweise auch größere Anhänger schon mehrere Wochen abgestellt worden – und erschwerten die Durchfahrt. Erst kürzlich soll ein Lkw viel Öl verloren haben, die Überreste sind noch zu sehen. „Aber irgendwie interessiert die Situation hier niemanden“, bringt Harald Ribic den geballten Frust auf den Punkt.
Die Probleme bestehen nach Aussagen der Firmenbetreiber schon länger. Richtig schlimm ist es, so Ribic, mit der Ansiedlung der großen Logistikkonzerne Hermes und Amazon geworden. Mittlerweile sei die schiere Menge an Lkw ein Problem. Sie würden teils auch bis an die jeweiligen Einfahrten der Unternehmen stehen oder diese sogar blockieren.
Unternehmer beklagen Desinteresse der Stadt
Mit dem Ordnungsamt haben die Unternehmer nach eigenen Aussagen regelmäßig Kontakt. Mindestens 20-mal habe seine Frau Bilder an den städtischen Reinigungsdienst geschickt, sagt Harald Ribic. „Dann kommt mal wer und putzt. Aber zwei Tage später sieht es wieder so aus.“
Ein anderer Unternehmer, der nicht namentlich genannt werden möchte, berichtet, dass ein Lastwagen im November Müll an der Biegung der Straße abgeladen hätte. Erst Wochen später habe das Ordnungsamt reagiert, obwohl er den Missstand sofort gemeldet habe.
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„Es geht darum, wie die Stadt mit uns hier umgeht“, sagt Andreas Prieser, Geschäftsführer von SAW. Vor fünf Jahren ist der 54-Jährige mit seiner Firma aus dem Wullener Feld ins Salinger Feld gezogen. „Mittlerweile bereue ich, dass wir damals nicht nach Bochum gegangen sind“, so der Diplom-Ökonom. „Aber wir sind Wittener und wollten hier bleiben.“
Befestigter Parkplatz mit Müllcontainern gewünscht
Der Frust der Unternehmer ist spürbar. „Irgendwann resigniert man einfach“, sagt Prieser, dessen Firma Gebäude automatisiert. Man selbst halte sich an alle Auflagen, zahle Gewerbesteuern. „Da erwartet man irgendwie auch eine Gegenleistung der Stadt.“
Bis zu einem bestimmten Grad hat Harald Ribic Verständnis für die Lkw-Fahrer. „Die können einem leid tun, müssen im Lkw schlafen“, sagt er. „Aber trotzdem kann ich meinen Müll doch in einen Sack packen und später entsorgen – oder mir eine mobile Toilette besorgen.“ Die Stadt solle zumindest Müllcontainer aufstellen. Besser aber richtige Parkplätze schaffen. Vielleicht sogar mit einem Dixiklo oder Ähnlichem. Eine ähnliche Forderung hatte auch ein betroffener Lkw-Fahrer vor rund einem Jahr bereits formuliert.
Da winkt die Stadtverwaltung aber ab. „Das klingt simpel, ist aber nicht einfach umzusetzen“, sagt Stadtsprecher Jörg Schäfer. Generell sei die Stadt ohnehin nicht für die Schaffung solcher Parkplätze zuständig. Das Ordnungsamt beurteile die Situation im Salinger Feld auch deutlich weniger dramatisch als die Anlieger. „Wenn das Ordnungsamt vor Ort ist, parken die Lkw meist sauber“, so Schäfer. Und sie dürften dort am Straßenrand auch stehen.
Probleme auch an der Zufahrt zu Ostermann
Bereits vor zwei Jahren hatte ein Anwohner aus Annen die Zustände an der Zufahrt zum Möbelhaus Ostermann beklagt. Auch dort parken und übernachten Lkw-Fahrer, mit ähnlichem Resultat wie an der nahe gelegenen Straße Salinger Feld.
Damals wollte die Stadt die Aufstellung von Mülleimern prüfen. „Da ergeben sich aber weitere Fragen“, so Stadtsprecher Schäfer. Etwa müsste die regelmäßige Leerung organisiert werden.