Essen. Die Stadt Essen hat die Lärmbelastung neu berechnet. Der Straßenverkehr bleibt der Verursacher Nummer 1. Andere Lärmquellen sind leiser geworden.

Laut, lauter am lautesten: Wo sind die Essener besonders starkem Lärm ausgesetzt? Die Stadt Essen hat dazu neue Lärmkarten für das Stadtgebiet veröffentlicht. Berechnet wurde die Belastung durch den Straßen- und Bahnverkehr, durch Flug- und Gewerbelärm. Lärmquelle Nummer eins bleibt der Autoverkehr.

Nach einer Richtlinie der Europäischen Union ist die Stadt dazu verpflichtet, die Lärmbelastung alle fünf Jahre zu erfassen und in Form von Lärmkarten abzubilden. Zuletzt war dies 2011 der Fall. Datengrundlage für die neue Kartierung war das Jahr 2016.

Dabei verzichtete die Stadt darauf, den Straßenlärm neu zu berechnen. Begründung: Im Straßennetz sei nur wenig verändert worden. Die Stadt war bei der Kartierung allerdings im Verzug, das Landesumweltamt drängte auf Fertigstellung.

Die Stadt Essen muss ihre Bürger besser gegen Lärm schützen

Bereits 2017 hatte der Rat der Stadt beschlossen, den so genannten Auslösewert des Schalpegels um fünf Dezibel abzusenken – auf 65 Dezibel (dBA) über einen Zeitraum von 24 Stunden und auf 55 Dezibel in der Nacht. Ab einem Wert von 65 besteht ein erhöhtes Risiko einer Herz- und Kreislauferkrankung. Werden diese Werte überschritten, ist die Stadt verpflichtet, einen Lärmaktionsplan aufzustellen und konkrete Schritte zu unternehmen, um die betroffenen Bürger besser vor Lärm zu schützen.

Die Zahl derer, die zu starkem Lärm ausgesetzt sind, liegt damit folglich höher als fünf Jahre zuvor. Rund 70.000 Essener leben an Straßen, an denen der Auslösewert überschritten wird. Das sind in etwa doppelt so viele wie 2011. „Das größte Lärmproblem in Essen geht eindeutig vom Straßenverkehr aus“, heißt es dazu.

Durch den Bau von Lärmschutzwänden ist die Belastung durch den Bahnverkehr zurückgegangen.
Durch den Bau von Lärmschutzwänden ist die Belastung durch den Bahnverkehr zurückgegangen. © Foto: STEFAN AREND

Weniger Bürger werden dagegen von Eisenbahn-Lärm beschallt. 5745 Anwohner müssen eine Belastung von mehr als 65 Dezibel ertragen, 2011 galt dies noch für 6690 Essener Bürger. Hintergrund: Seit 2014 verbessert die Deutsche Bahn an besonders belasteten Gleisstrecken den Lärmschutz. 2016 sei eine Vielzahl von neuen Lärmschutzwänden bereits fertiggestellt gewesen, in die Lärmberechnung ging dies allerdings nicht ein. „Dadurch wird eine größere Zahl von Betroffenen ausgewiesen, als es in Wirklichkeit gibt“, betont die Stadt.

Die Ruhrbahn hat Straßenbahnen nachgerüstet, so dass sie in Kurven nicht quietschen

Deutlich gesunken ist die Lärmbelastung durch Straßenbahnen. Rund 5000 Essener sind laut Berechnung der Stadt einem Lärmpegel von mehr als 65 Dezibel ausgesetzt, fünf Jahre zuvor waren es noch rund 9000. Die Stadt führt dies auf die Verlegung der Straßenbahnlinie 109 auf den Berthold-Beitz-Boulevard und die Frohnhauser Straße zurück; der Knotenpunkt Oberdorf-/Helmholtz-/Heinitzstraße in Altendorf sei dadurch entlastet worden. Zudem habe die Ruhrbahn weitere Straßenbahnen technisch nachgerüstet, so dass die Fahrzeuge in Kurven weniger quietschen.

Hubschauber verursachten am Flughafen Essen/Mülheim Lärm.
Hubschauber verursachten am Flughafen Essen/Mülheim Lärm. © Foto: Oliver Müller

Zurückgegangen ist auch die Lärmbelastung rund um den Flughafen Essen/Mülheim. Schon 2011 gab es laut Berechnung der Stadt keine Anwohner, die mit mehr als 65 Dezibel beschallt wurden. Fast 10.000 Anwohner mussten aber einen Lärm von mehr als 55 Dezibel ertragen. Nach der nun vorliegenden Lärmberechnung ist die Zahl der Betroffenen auf null gesunken. Zu erklären sei dies mit dem Rückgang der Flugbewegungen von rund 44.500 im Jahr 2011 auf rund 37.000 im Jahr 2016. Auch drehten Helikopter keine Platzrunden mehr.

Der Flughafen Düsseldorf wird von größeren und schwereren Maschinen angeflogen

Ein Dauerbrenner bleibt der Fluglärm im Einzugsbereich des Flughafens Düsseldorf. Die Zahl der Menschen in Essen, die einem Lärm von mehr als 55 Dezibel ausgesetzt sind ist gestiegen von rund 5100 im Jahr 2011 auf rund 8400 im Jahr 2016. Auch die durch Fluglärm beschallte Fläche ist mit 3,47 Quadratkilometern größer als fünf Jahre zuvor, da waren es 2,2 Quadratkilometer. Zurückzuführen sei dies darauf, dass der internationale Flughafen von größeren und schwereren Maschinen angeflogen werde.

Der Auslösewert von 65 Dezibel wird nicht überschritten. Aber: So genannte Lärmspitzen, verursacht durch verspätet landende Maschinen, gehen in der 24-Stunden-Berechnung förmlich unter. Doch sie sind es, die Anwohnern Schlaf und Nerven rauben.

Lärmkarten im Internet

Bürger können die neuen Lärmkarten der Stadt im Internet einsehen unter geo.essen.de/laermkarte. Das Umweltamt nimmt bis zum 31. Januar Fragen und Anregungen entgegen. Eingereicht werden können diese unter der Adresse info-laermminderungsplanung@umweltamt.essen.de. Auskünfte erteilt das Umweltamt auch unter 88 59 220.

Gestiegen ist die Belastung durch Industrie- und Gewerbelärm. Die Zahl der davon unmittelbar Betroffenen ist allerdings gering. 68 Essener werden mit mehr als 65 Dezibel beschallt, 2011 galt das nur für 20 Bürger.

Laut Umweltdezernentin Simone Raskob zeigt die Kartierung, „dass wir mehr gegen Lärm tun müssen“. Erste konkrete Vorschläge werde die Verwaltung der Politik noch in diesem Jahr unterbreiten.