Witten. Etiopia Witten bittet dringend um Spenden für Äthiopien. Dürre, Krieg und ausbleibende Lieferungen aus der Ukraine beuteln das Land.
Der Verein Etiopia Witten bittet dringend um Spenden. Denn in der Region Tigray, in der auch Wittens Partnerstadt Mekele liegt, herrscht eine gravierende Hungersnot – ausgelöst durch Dürre, einen bewaffneten Konflikt und nun verschärft durch ausbleibende Weizenlieferungen aus der Ukraine. Der Entwicklungshilfeverein hat deshalb seine bisherigen Hilfsprogramme eingestellt und will seine Spendengelder nun ausschließlich für humanitäre Zwecke einsetzen.
Der Verein ist in Äthiopien seit über zehn Jahren aktiv, vor allem im Gesundheitswesen und der Bildung. So haben die engagierten Helfer etwa vor rund drei Jahren eine komplette Intensivstation in das Land am Horn von Afrika gesendet, aber auch 400 Schultornister, Computer, Hefte, Stifte und vieles mehr. Sogar ein Feuerwehrauto wurde schon von Witten aus auf die lange Reise geschickt. Doch an solche Dinge können sie in Mekele gerade nicht denken.
Menschen essen Blätter von den Bäumen
„Wir haben regelmäßig übers Internet und Telefon Kontakt zu den Ärzten aus der Ayder-Klinik“, sagt Theo Pueplichhuisen, Sprecher von Etiopia Witten. Das ist jene Klinik, an die die Intensivstation ging und mit der der Verein eine enge Kooperation pflegt. Und selbst das medizinische Fachpersonal wünsche sich derzeit nicht etwa Medikamente, Handschuhe, Spritzen, die ebenfalls fehlen – sondern Lebensmittel. „Die Menschen hungern, sie essen sogar die Blätter von den Bäumen, wenn diese noch nicht vertrocknet sind“, schildert Pueplichhuisen eindringlich die Lage.
Das Krankenhaus kann seine Patienten auch nicht mit Nahrungsmitteln versorgen. Wird also ein Patient eingeliefert, muss er oder sie von der eigenen Familie mit Essen versorgt werden. „Oft kommen die Menschen aber von weit her, legen über drei Tagesmärsche zurück“, sagt der 81-Jährige. „Dann muss man ihnen sagen, dass man ihnen nichts zu essen geben kann. Die Menschen verhungern im Krankenhaus und man kann nichts tun.“
Zudem hätten die Ärzte und das weitere Personal in der Universitätsklinik seit mittlerweile neun Monaten keinen Lohn mehr erhalten. Der Entwicklungshilfeverein habe ihnen das Gehalt für zumindest drei Monate zukommen lassen. „Denn selbst, wenn die Leute etwas gespart haben, kommen sie derzeit nicht an ihr Konto.“ Denn die Banken seien geschlossen.
Seit November 2020 ist die Region Tigray umkämpft
In der Provinz Tigray tobt seit November 2020 ein bewaffneter Konflikt zwischen der äthiopischen Zentralregierung in Addis Abeba und der Gruppe Volksbefreiungsfront Tigray (TPLF). Die Militäroffensive der Regierung hat die Grenzregion zu Eritrea in eine schwere Krise gestürzt. Tigray ist mittlerweile von der Außenwelt abgeschnitten. Hunderttausende Menschen hungern, mehr als zwei Millionen Menschen sind vor den Kämpfen in Nachbarregionen geflohen.
Der bewaffnete Konflikt trifft auf ein Land, das – wie auch die Nachbarländer Somalia und Sudan – derzeit die schlimmste Dürre seit fast 40 Jahren erlebt. Das Ausbleiben von drei aufeinanderfolgenden Regenzeiten hat die Lebensgrundlagen der Menschen zerstört. Dass 60 bis 80 Prozent der Weizenimporte in dieser Region sonst aus der Ukraine kommen, verschärft die Situation nun zusätzlich. „Die Preise sind wahnsinnig explodiert, viel schlimmer als bei uns“, sagt Pueplichhuisen.
Mit Hilfe von Kontakten ist es Etiopia Witten bereits gelungen, Bargeld nach Mekele zu schleusen, damit dort Lebensmittel gekauft werden können. Weit über 100.000 Euro seien bereits an Spenden zur Linderung der Hungersnot geflossen. „Aber das ist bei Weitem nicht genug“, so Puiplichhuisen.
Wer helfen möchte, kann dies mit einer Spende auf das Konto von Etiopia Witten tun: IBAN: DE 70 4525 0035 0000 9010 90.