Witten. Rund 100 Arbeiten der Wittener Künstlerin Irmgard Kolsch-Krüger sind in einer Kellerkiste entdeckt worden. Was passiert mit den Holzschnitten?
Das Erbe der 2009 verstorbenen Künstlerin Irmgard Kolsch-Krüger ist in Witten präsent: Sie entwarf 1985 zum Beispiel die farbigen Fenster an der Altarwand der St. Vinzenz-Kirche und installierte dort 1975 einen Kreuzweg. Die 14 Holztafeln sind im Inneren des Gotteshauses an der Rüdinghauser Straße zu finden. Nun hat ihre Tochter Eva in ihrem Haus am Ammersee einen echten Schatz geborgen – in einer Kiste im Keller.
„Meine Mutter Irmi war ein Arbeitstier, sie war ständig erfinderisch und extrem kreativ“, erzählt Eva Ehlers. Besonders bekannt ist ihre Mutter für ihre Holzschnittarbeiten. Der Mensch mit all seinen Befindlichkeiten war dabei ihr großes Thema. „Sie hatte kein Atelier, schnitt Bilder in Lindenholz und zog die Drucke selbst ab“, erinnert sich die 67-Jährige. Wie groß das Schaffen ihrer Mutter war, zeigt sich nun an dem Kellerfund. Die entdeckten Kunstwerke zeigen unter anderem das Wittener Rathaus und die Johanniskirche, das Viadukt an der Ruhr oder den Fachwerkhof in Bommern. Auch Zeichnungen und Gemälde gehören zur „Fundgrube“. Sie entstanden über Jahrzehnte.
Märkisches Museum besitzt schon drei „IKK“-Zeichnungen
„Wenn ich mit meiner Schwester Beate den großen Nachlass meiner Mutter komplett gesichtet und aufgelistet habe, werde ich ihn dem Märkischen Museum schenken“, so Ehlers. Zu ihrer großen Überraschung berichtete ihr dessen Leiter Christoph Kohl am Telefon, dass das Museum sogar drei Zeichnungen von ihrer Mutter besitzt. „Keine Ahnung, wer die dem Haus vermacht hat“, grübelt sie. Jedenfalls sollen die Wittener die rund 100 Arbeiten von „IKK“ bekommen. „Schließlich haben wir ja auch in der Husemannstraße gewohnt, bevor wir auf die Klippe gezogen sind.“
Alles künstlerische Schaffen passierte in dem Haus gegenüber vom Karmelitinnen-Kloster. Und zwar im Wohnzimmer oder auf der Terrasse mit Blick auf die Ruhrstadt. Drumherum und immer dabei wuselten die sechs Kinder von Irmgard und dem Ingenieur Anton Kolsch. Auch die Schwiegermutter lebte nach ihrem Umzug aus Heven im gleichen Hause.
Irmgard Kolsch-Krüger, die an der Werkkunstschule in Köln studiert hatte, war aber auch musikalisch. In der Vinzenz-Kirche spielte sie oft stundenlang Orgel, während ihre Tochter Beate die Partituren umblättern durfte. Zu Hause ertönte allerdings die Ziehharmonika als Tasteninstrument.
Cousin Helmut Krüger gründete eine Buchhandlung
Die Künstlerin stammte aus der bekannten evangelischen Wittener Familie Krüger. Ihr Bruder Horst war Rechtsanwalt und ihr Cousin Helmut Buchhändler. Noch heute spricht man vom „Krügerhaus“ – zwischenzeitlich die „Mayersche“ – an der Bahnhofstraße.
Zwei ihrer Töchter (und einige Enkel) erbten das künstlerische Talent von „Irmi“. Eva machte eine Lehre als Buchhändlerin und studierte danach Grafik in Dortmund. Ihre Schwester Ute studierte Kunst in Essen, machte eine Ausbildung zur Goldschmiedin und eröffnete ein Schmuckgeschäft in der Schweiz.
Tochter Eva illustrierte Kinderbücher
Tochter verkauft Schmuckstücke auch online
Das Leben vom Irmgard Kolsch-Krüger ist in dem Band „Wittener Köpfe“ vom Verein für Orts- und Heimatkunde aus dem Jahr 2002 auf Seite 80 beschrieben. Wer mehr über sie erfahren will, kann sich gerne mit ihrer Tochter Eva Ehlers in Verbindung setzen: 0176 45559814 oder über ihre Homepage ehlers-art.de. Auf der Kunsthandwerks-Plattfom Etsy findet man auch einige Werke von Eva Ehlers: www.etsy.com/de/shop/Silberkiesel.
Ein vielfältiges Leben schlug auch Eva ein. Bevor sie 1984 die Ruhrstadt in Richtung Alpen verließ, wohnte sie im legendären besetzten Haus in der Bahnhofstraße 54. Die zweifache Mutter arbeitete als Buchhändlerin in Weilheim, als Illustratorin für einen Kinderbuchverlag in Bad Kohlgrub und zuletzt fast 30 Jahre lang als Archivarin für den Münchner TV-Spartensender „Welt der Wunder“. Unlängst Ende März ging sie dann mit 67 in Rente. Ihr schnuckeliges Atelier mit Garten in Herrsching am Ammersee behält sie natürlich: „Das ist meine Toscana. Auch wenn die Datsche etwas schwedisch nach Bullerbü aussieht.“
Schmuckarbeiten mit Gold, Silber und Edelsteinen liegen ihr besonders am Herzen. „Und auch die Kinderbücher über den kleinen gelben Hund Wango, die ich gemeinsam mit meiner mongolischen Schwiegertochter gestalte.“
Ihre Mutter starb mit fast 82 Jahren und liegt auf dem Marienfriedhof begraben. Nachdem ihr Mann Anton gestorben war, lebte sie bei einem Künstlerkollegen in Mettmann, den sie als junge Frau an der Werkkunstschule in Köln kennengelernt hatte. Ihren Lebensabend verbrachte die Künstlerin jedoch wieder in Witten im Rigeikenhof.