Witten. Die Tafel in Witten versorgt jetzt auch Flüchtlinge aus der Ukraine. Das ist aber nicht der einzige Grund, weshalb der Verein unter Druck steht.
Die Tafel in Witten gerät zunehmend unter Druck. Zusätzlich versorgt sie jetzt Ukraine-Flüchtlinge. Gleichzeitig schießen Strom- und Spritkosten in die Höhe und Supermärkte haben ihre Lebensmittelspenden verringert.
Tafel in Witten kümmert sich um 24 ukrainische Familien
„Seit zwei Wochen kommen täglich 24 Familien aus der Ukraine zu uns“, sagt Schatzmeisterin Birgit Wolf. Natürlich kümmere sich die Tafel gerne um die 29 Erwachsenen und 17 Kinder, die sich an der Herbeder Straße Lebensmittel abholen können, Obst, Gemüse, Kartoffeln, Reis, Nudeln, auch Konserven. Der Großteil der Flüchtlinge erhält die Waren kostenlos. Denn noch beziehen sie keine Mittel nach dem Asylbewerberleistungsgesetz.
Aber auch wenn sie zahlen, viel Geld klimpert ohnehin nicht in der Tafel-Kasse. Hartz-IV-Empfänger, die Hauptkunden, entrichten einen „Taler“, wie es der Verein nennt. Ein Kilo Obst gibt’s beispielsweise für 25 Cent. Diese Abgaben sind neben Spenden und Mitgliedsbeiträgen die drei Einnahmequellen der Tafel. Da nun die Zahl der Schutzsuchenden wahrscheinlich weiter deutlich steigen werde, komme eine weitere finanzielle Belastung auf den Verein so, sagt Wolf.
Die finanziell ohnehin nicht leichte Situation der Tafel hat sich durch die explodierenden Preise für Gas, Strom und Sprit verschärft. Die Räume an der Herbeder Straße wollen beheizt und Waren gekühlt werden. Außerdem sind die Transporter mit der Aufschrift „Jeder gibt, was er kann“ täglich im Einsatz, um Lebensmittelspenden abzuholen. Wenn die Fahrer ihre Tankrechnung einrechnen, stehen darauf 140 statt sonst 90 Euro – die Spritkosten eines Wagens für nur wenige Tage.
19 Sponsoren stellen der Tafel im Stadtgebiet Lebensmittel bereit. Dazu gehören auch Discounter wie Lidl. Schatzmeisterin Mit Sorge sehe die Tafel, dass der Konzern sogenannte Retter-Tüten einführen wolle, sagt die Schatzmeisterin Birgit Wolf. Diese Tüten sollen ihren Angaben zufolge vor allem mit Obst und Gemüse befüllt sein, das nur ein paar optische Mängel aufweist. Lidl wolle sie ab Mai für drei Euro an den Verbraucher bringen. „Wir fragen uns, was dann noch für die Tafel übrig bleibt“, sagt sie.
Bislang spende der Discounter einen gehörigen Teil aller Lebensmittel, die man in Witten verteilen könne. Mit einem erheblichen Einschnitt rechnen die Helferinnen und Helfer aus Heven zudem ab Ende Mai. Dann schließt der Real-Markt in Annen, von dem die Tafel ebenfalls sehr viel Ware erhält. Wolf: „Mit der Eröffnung eines neuen Geschäftes wird es bekanntlich noch etwas dauern.“
Jährlich kommen rund 250 Tonnen an Lebensmitteln zusammen
Insgesamt kommen pro Jahr rund 250 Tonnen Ware von Supermärkten und heimischen Bäckereien zusammen. Einen gewissen Rückgang an Spenden spürt der Verein bereits, seitdem die Preise für Lebensmittel in die Höhe schießen. Bislang war das alles aber noch verkraftbar, sagt die Schatzmeisterin.
Allerdings drohten immer mehr Haushalte durch die auf breiter Front steigenden Verbraucherpreise in Schieflage zu geraten. Das wiederum könnte die Zahl der Tafel-Kunden deutlich erhöhen, so Wolf. Das war bereits zu Beginn der Pandemie der Fall, als Menschen ihren Arbeitsplatz verloren oder in Kurzarbeit gehen mussten. Nun setzt auch der Ukraine-Krieg die örtliche Hilfsorganisation unter Druck.