Witten. Nachdem Bauhaus sein Gelände eingezäunt hat, gibt es kaum noch Abstellmöglichkeiten für Sattelzüge in Witten. Fahrer Mike Cohnen beschwert sich.
Seit 23 Jahren arbeitet Mike Cohnen als Berufskraftfahrer. In all den Jahren hat er dasselbe Problem: Seinen Lkw kann er zwischen zwei Touren kaum in Witten parken. Seit Kurzem hat sich die Situation für Brummifahrer verschlechtert, denn eine beliebte Abstellmöglichkeit an der Brauckstraße ist weggefallen.
"Der Frachtverkehr in Deutschland nimmt immer weiter zu", sagt Mike Cohnen, der bis vor Kurzem für das Wittener Unternehmen "MaMu Trans" in ganz Europa unterwegs war. Immer mehr Fahrer und Sattelzüge bräuchten auch mehr Platz, um eine Pause einzulegen oder zu nächtigen. Doch darauf sei das dicht besiedelte Ruhrgebiet nicht eingestellt.
Flachglas aus Witten in die Welt
Mike Cohnen fährt zum Beispiel Flachglas aus Witten in die Welt und transportiert auf der Rückfahrt das, was die Frachtenbörse so bietet: palettenweise Bier oder Chips, Gussrohre, Maschinenteile, Kühlware. "Ich hatte schon alles unter der Plane", sagt er. Seit 1997 ist der Spross des Obsthändlers Bonnermann im Speditionsgewerbe tätig.
Er freue sich, wenn sein Arbeitgeber ihm erlaubt, den Lkw zwischen zwei Touren oder am Wochenende in seiner Heimatstadt Witten abzustellen. "Aber wo soll ich hin?" Der 45-Jährige erzählt von "Planenschlitzern" und Kriminellen, die sich an der Elektrik des Kühlzugs zu schaffen machen. Ein sicherer Platz sei darum Gold wert.
Bauhaus in Witten zieht Zaun um sein Gelände
Bis vor einigen Monaten konnten Brummifahrer ihre Lkw auf dem Siemens-Parkplatz (neben Bauhaus) parken. Nun hat die Baumarktkette einen Zaun ziehen lassen und sperrt ihren privaten Parkplatz nach Geschäftsschluss mit Schranken zu. Das ehemalige Faiveley-Gelände mit seiner großen Freifläche ist inzwischen Teil des Amazon-Logistikzentrums - und ebenfalls eingezäunt. Momentan bleibt nur die Dortmunder Straße. Von der Jet-Tankstelle aus stadtauswärts stehen dort Lastzüge, Hänger oder Busse dicht an dicht.
Stadtverwaltung kennt die Probleme
"Grundsätzlich dürfen Lkw nur außerhalb von reinen und allgemeinen Wohngebieten parken", erklärt Stadtsprecher Jörg Schäfer. Bei der Verwaltung weiß man aber um die Probleme: "Einige Bereiche in Witten sind durch entsprechende Schilder von dieser Regelung ausgenommen. Dies ist häufig eine politische Entscheidung. Insofern stimmt die Einschätzung, dass die Parkplatzsuche für Lkw nicht einfach ist."
"Ich würde mir wünschen, dass die Stadt Lkw-Parkplätze ausweist", sagt Mike Cohnen. Er würde für einen ordentlichen Stellplatz auch eine Gebühr zahlen. Ein solches Modell gibt es zum Beispiel in Datteln. Dort wird Cohnen, der demnächst für ein Dresdner Unternehmen fahren will, wohl auch seinen Sattelzug abstellen müssen. Mit dem Pkw dann von Witten nach Datteln pendeln, um von dort in die Welt zu fahren. "Am liebsten nach Schweden oder Norwegen", sagt er. "Ich brauch' einfach die Ferne."
>> Reisebusse parken Dortmunder Straße zu
Besonders auffällig war die Situation in Witten von November bis Mitte Januar, als Amazon sein Logistikzentrum an der Brauckstraße im Probebetrieb laufen ließ. Für die bis zu 800 Mitarbeiter gab es Shuttle-Busse, die zwischen Witten Hauptbahnhof und Brauckstraße pendelten.
Während der Schichten parkten die Reisebusse reihenweise entlang der Dortmunder Straße, zum Leidwesen der Brummifahrer.
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