Witten. Heven-Ost/Crengeldanz ist eines von 20 Quartieren im Ruhrgebiet, die beim Klimaschutz vorangehen sollen. Was in Wittens Stadtteil geplant ist.
Klimafreundlichere Städte – das ist aktuell eines der wichtigsten Ziele in der Stadtplanung. Auch Witten rüstet um. Vor allem in Heven soll viel passieren – hier wurde nun eine Beratungsstelle im Stadterneuerungsbüro eröffnet. Als Modellprojekt für Witten sollen in dem neuen „Energiequartier“ Heven-Ost/Crengeldanz die nächsten drei Jahre viele Hebel in Bewegung gesetzt werden, um Energie zu sparen – unter anderem mit einem Sanierungsmanager, der den Anwohnerinnen und Anwohnern bei Energiefragen zur Seite steht.
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„Energie zu sparen ist nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch eine Antwort auf die aktuelle Situation mit stetig steigenden Energiekosten“, sagt Stadtbaurat Stefan Rommelfanger bei der Eröffnungsveranstaltung für das Energiequartier. Schon 2016 hatte sich die Stadt für das Projekt „Innovation City roll out“ bei der Firma Innovation City Management (ICM) beworben. Das Unternehmen ist darauf spezialisiert, Städte klimafreundlich umzubauen – und hat mit Bottrop als Modellstadt große Erfolge bei der Reduzierung der CO2-Emissionen erzielt. Die Erfahrungen aus Bottrop sollen nun auf insgesamt 20 ausgewählte Quartiere im Ruhrgebiet übertragen werden.
Bislang 42 Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern in Heven-Ost
Burkhard Drescher, Geschäftsführer der ICM, weiß wo die Schwierigkeiten beim Klimaschutz liegen. „Die meisten glauben, dass Umweltschutz ins Portemonnaie geht, aber das Gegenteil ist der Fall – es entlastet den Geldbeutel vielmehr“. Gerade Photovoltaikanlagen seien effektiv. „Nach fünf bis sechs Jahren rechnet sich so eine Anlage und es lässt sich langfristig viel Energie sparen“, so Drescher.
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Fast die Hälfte des gesamten Strombedarfs in Heven könnte mit Photovoltaikanlagen gedeckt werden. Davon ist das Quartier allerdings noch weit entfernt – bisher gibt es 42 Photovoltaikanlagen auf den Dächern von Hevener Gebäuden, was den Strombedarf nur zu 1,3 Prozent abdeckt. Um mehr Häuser im Quartier umzurüsten, wollen Stadt und ICM davon überzeugen, für das eigene Heim aktiv zu werden – hauptsächlich Privateigentümer, aber auch Wohnungsgesellschaften.
Beratung startet Ende März
Ab dem 31. März können sich Bürgerinnen und Bürger aus Heven-Ost/Crengeldanz kostenlos beraten lassen, wie sie ihren Haushalt umweltfreundlich und energiesparend umrüsten können. Denn ins Stadterneuerungsbüro ist ein neuer Mitarbeiter eingezogen – Nikolai Spies ist Sanierungsmanager. Seine Aufgabe: Privateigentümer, ansässige Firmen und Anwohner im Quartier kostenlos über ihre Möglichkeiten, Energie zu sparen, aufzuklären.
„Ich warte aber nicht nur, dass die Leute zu mir kommen – ich werde aktiv vor allem auf Unternehmen im Stadtteil zugehen und individuell beraten“, so der 37-Jährige. Während 54 Prozent des Energieverbrauchs im Stadtteil auf die ansässige Industrie zurückzuführen ist, machen Wohngebäude 45 Prozent aus. Ein Prozent des Verbrauchs liegt bei Schulen und Kindergärten. Sanierungsmanager Nikolai Spies berät sie alle.
Auch ein Energieberater ist an Bord
Unterstützt wird er dabei von Energieberater Markus Wohlgemuth. Ist eine neue Heizung sinnvoll? Wie sieht es mit Photovoltaik aus? Und wie kann durch das Lüftungsverhalten schon einiges eingespart werden? Diese Fragen kann der gebürtige Gelsenkirchener nach einer Begehung individuell beantworten. „Ich schaue, wenn gewünscht, bei den Leuten vorbei und gucke mir alles an, vom Dach bis zum Keller“, so der 59-Jährige, der nebenbei noch als Architekt arbeitet. Wer keine Energieberatung vor Ort will, kann sich auch per Telefon oder Video beraten lassen.
Kostenlose Erstberatung
Die Energieberatungen sind kostenlos und finden immer donnerstags von 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung im Stadterneuerungsbüro (Sprockhöveler Str. 28) statt.
Termine können per Telefon unter 02302/5814140 oder per E-Mail an energiequartier@wittenhoc.devereinbart werden.
Am 7. April findet von 18 bis 19.30 Uhr im Gemeindesaal der St. Franziskus Gemeinde (Herbeder Str. 28) eine Auftaktveranstaltung statt. Sanierungsmanager Nikolai Spies stellt sich vor und Energieberater Markus Wohlgemuth gibt Tipps zum Energiesparen.
ICM-Geschäftsführer Burkhard Drescher ist überzeugt, dass Städte nur dann klimafreundlicher werden können, wenn die Bürgerinnen und Bürger mitziehen. „Wir glauben an eine Energiewende von unten – im Kleinen angefangen“, so Drescher. Für Stefan Rommelfanger dient das Modellprojekt in Heven, das auf drei Jahre angesetzt ist, zukünftig als Vorbild für andere Stadtteile: „Wir planen noch über diese drei Jahre hinaus und wollen das Projekt zukünftig auch auf andere Quartiere in Witten auszuweiten“.