Witten. Die Stadt Witten fördert die Sanierung von Fassaden nun auch im Quartier Heven-Ost/Crengeldanz. Ein Haus erstrahlt jetzt schon in neuem Glanz.
Die Häuserzeile auf der Herbeder Straße in Witten zwischen Ruhrdeichkreisel und Sprockhöveler Straße wirkt ziemlich trist. Doch ein Gebäude hat sich bei genauerer Betrachtung herausgeputzt. Der Backstein von Nummer 69 wirkt heller, die Umrandungen der Fenster leuchten cremefarben. Die Eigentümer haben mit Hilfe des Fassadenprogramms im Projekt Heven-Ost/Crengeldanz ihr Haus auf Vordermann gebracht.
Etwa sechs Wochen haben die Arbeiten gedauert. Zunächst hat eine Firma Stein für Stein mit einem Spezialverfahren gereinigt. Der Klinker war so dreckig, dass das „dreimal gemacht werden musste“, sagt Quartiersarchitektin Simone Schmidtmer, die seit Anfang des Jahres das Team im Stadtteilbüro ergänzt und die Verschönerung begleitete. Außerdem wurden Fugen sowie Risse an den Giebeln und Simsen ausgebessert.
Im Altbau wohnen nun Studierende der Universität Witten/Herdecke
Mit dem Ergebnis ist die Architektin überaus zufrieden, zumal es sich bei diesem wie bei fast allen Gebäuden auf dem Straßenstück um „gründerzeitliche Häuser mit historischem Wert“ handelt. Auch den Besitzern Andreas Keßenbrock aus Rüdinghausen und Gerrit Cziehso aus Dortmund gefällt’s.
Sie haben den von 1890 stammenden Altbau Anfang des Jahres gekauft. Er soll den beiden 33-jährigen promovierten Wirtschaftswissenschaftlern nicht nur als Altersvorsorge dienen. „Wir wollten auch vernünftigen Wohnraum für Studierende schaffen.“ Der Standort an der Herbeder Straße – nah zur Stadt und nah zur Ruhr – sei dafür perfekt.
Stadt Witten fördert Fassadenerneuerung mit bis zu 15.000 Euro
Es bestehe eine Abmachung mit der Uni Witten/Herdecke, die ihnen junge Leute aus dem Ausland vermitteln wolle. Aktuell leben bereits vier Erasmus-Studenten aus Italien in den zum Teil möblierten Einheiten. Insgesamt seien sechs der acht 54 bis 78 m² großen Wohnungen vermietet. „Die alten Mieter haben von sich aus gekündigt“, so Keßenbrock. Die Zustände im Haus seien vor dem Besitzerwechsel unmöglich gewesen: Teils habe es keinen Strom gegeben, die Mieter hätten Essen zum Kühlen aus dem Fenster gehängt.
Projekt „Soziale Stadt“ läuft bis 2023
Seit Ende 2014 ist das Quartier Heven-Ost/Crengeldanz Teil des NRW-Förderprogramms „Soziale Stadt“. Das Projekt läuft noch bis September 2023. Zu den Fördermaßnahmen zählt u.a. die Verschönerung von Hausfassaden. Ein ähnliches Programm wird auch für die City aufgebaut.
Die Gammelhäuser an der Ardeystraße 122a/b – noch ein Schandfleck im Stadtbild – sollen abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Dort hat sich aber bislang nichts getan. Stadtbaurat Rommelfanger: „Der Eigentümer muss beim Bauantrag nachbessern.“
Nun verströmt das Gebäude mit seinen Stuckverzierungen wieder den Charme eines Altbaus. Knapp 30.000 Euro haben die jungen Eigentümer in die Fassade investiert. 50 Prozent konnten über das Programm der Sozialen Stadt gefördert werden. Insgesamt seien 160.000 Euro im Topf, so Quartiersmanagerin Gisela Sichelschmidt.
Das Haus an der Herbeder Straße sei das erste, das entsprechend gefördert wurde. Maximal 15.000 Euro Zuschuss gibt es pro Gebäude für die Außensanierung. „Bei der Bewilligung gelten klare Kriterien. Die bauliche Notwendigkeit muss schon gegeben sein“, sagt Sichelschmidt.
Wittens Stadtbaurat hofft auf Nachahmer
Tatsächlich ist das Interesse offenbar groß. Mehr als 30 förderungswürdige Maßnahmen stehen im Bereich Heven-Ost/Crengeldanz auf der Liste. Davon seien fünf Anträge auf Fassadensanierung bereits genehmigt. Einige der Objekte liegen an der Sprockhöveler Straße, die ja auch umgebaut werden soll. Stadtbaurat Stefan Rommelfanger hofft, dass weitere private Eigentümer dem bereits sichtbaren Vorbild Herbeder Straße folgen – damit es vorangeht mit der Stadterneuerung.
Nun müsse an dieser Stelle noch die Situation für den Radverkehr optimiert werden. Ein paar Bäume könnten auch nicht schaden, urteilt Rommelfanger. So könne sich dieser Bereich der Herbeder Straße zu einem attraktivem Eingangstor nach Witten entwickeln.