Witten. Witten liegt im Landestrend. Die Zahl der Straftaten ist 2021 deutlich gesunken. Doch nicht in allen Bereichen gibt es weniger Delikte.

In Witten, Bochum und Herne ist die Zahl der polizeilich erfassten Straftaten so niedrig wie zuletzt 1992. Auch das Risiko, Opfer eines Verbrechens zu werden, ist so niedrig wie seit 1990 nicht mehr. Das geht aus der jüngsten Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums Bochum hervor, die am Montag vorgestellt wurde. „Es lebt sich hier recht sicher“, betonte deshalb auch Polizeipräsident Jörg Lukat bei der Vorstellung der Zahlen.

Bochums Polizeipräsident Jörg Lukat.
Bochums Polizeipräsident Jörg Lukat. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

In Witten verzeichnete die Polizei im vergangenen Jahr insgesamt 6226 Straftaten – 446 weniger als noch 2020. Die Ruhrstadt hat mit rund 6,7 Prozent den stärksten Rückgang an Kriminalität aller drei zum Polizeipräsidium Bochum gehörenden Städte. So wurden hier 2021 etwa 45 Gewalttaten weniger begangen als im Vorjahr, insgesamt 202. Das ist ein Minus von über 18 Prozent.

Zu Gewaltkriminalität zählen etwa Totschlag, Vergewaltigung oder schwere Körperverletzung. Auch die Zahl der leichteren Körperverletzungen ist rückläufig. Sie sank von 735 Taten im Jahr 2020 auf nun 576.

Straßenkriminalität ist in Witten leicht angestiegen

Gestiegen ist hingegen die Zahl der Delikte im Bereich Straßenkriminalität. Darunter fallen etwa Körperverletzungen im öffentlichen Raum, Raub, aber auch Taschendiebstahl oder das Entwenden von Fahrzeugen. Hier wurden der Polizei 1572 Straftaten bekannt, 17 mehr als im Vorjahr. Der Anstieg ist zwar nur gering. In Bochum und Herne sind die Fallzahlen im gleichen Zeitraum aber deutlich gesunken – und bescheren dem ganzen Polizeipräsidium mit 9883 Fällen einen historischen Tiefstand.

Ralf Gromann ist seit rund acht Monaten neuer Kripo-Chef im Polizeipräsidium Bochum.
Ralf Gromann ist seit rund acht Monaten neuer Kripo-Chef im Polizeipräsidium Bochum. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Ralf Gromann, Leitender Kriminaldirektor, führt diesen starken Rückgang auf die Einschränkungen während der Pandemie zurück. Geschlossene Bars und Kneipen, ausgefallene Großveranstaltungen – „es hat einfach weniger Möglichkeiten gegeben“. Warum es nicht auch in Witten zu weniger Straßenkriminalität kam, kann er zwar nicht erklären, verweist aber auf die ohnehin geringen Fallzahlen in der Stadt.

Zumindest was Raubdelikte angeht, ist auch in der Ruhrstadt ein positiver Trend bemerkbar. 2021 gab es 29 Fälle in Witten, 2020 waren es mit 54 noch fast doppelt so viele.

Schwerpunkt auf Kinderpornografie und Missbrauch

Deutlich entspannt hat sich nach Aussagen von Polizeipräsident Lukat die Situation mit den randalierenden Jugendlichen auf und um den Rathausplatz. 2020 zeichneten sie noch für Delikte im dreistelligen Bereich verantwortlich. Hier hätten Polizei, Stadt, Justiz und andere Stellen gut zusammengearbeitet.

Ein Schwerpunkt der Polizeiarbeit im laufenden Jahr wird der Kampf gegen Kinderpornografie und sexuellen Missbrauch sein. Dazu wurde eine spezielle Ermittlungsgruppe ins Leben gerufen. In 387 Fällen von Kinderpornografie wurden die Polizisten 2021 in allen drei Städten des Präsidiums aktiv. Im Jahr zuvor waren es nur 178 Fälle, 2018 weniger als 50.

Sechs Drogentote allein in Witten

In Witten starben 2021 sechs Menschen an einer Überdosis oder in Folge eines jahrelangen Drogenkonsums. In den Jahren zuvor waren es nie mehr als zwei Menschen. Bochum verzeichnete 25 Drogentote (2020: 3). Der Grund für den massiven Anstieg ist unklar. Kriminaldirektor Gromann hat keine Hinweise auf verunreinigtes oder überdosiertes Rauschgift auf dem Drogenmarkt.

Nach einem historischen Tief an Wohnungseinbrüchen 2020 mit 82 Fällen, hat es in Witten im vergangenen Jahr wieder etwas mehr Einbrüche gegeben, nämlich 103.

338 Fälle von Waren- und Kreditkartenbetrug gab es 2021 in Witten, 57 Delikte mehr als im Vorjahr und sogar 101 mehr im Vergleich zu 2019.

„Der Anstieg zeigt, dass wir das Dunkelfeld aufgehellt haben“, sagt Kriminaldirektor Gromann. Durch eine politische und gesellschaftliche Bewusstseinsschärfung seien deutlich mehr Anzeigen eingegangen. Explodiert ist auch die Kriminalität mittels PC, also etwa Datenklau: 127 Delikte erfasste die Polizei in Witten für 2021. 2019 war es noch 57 Fälle. Der herausragendste Fall im letzten Jahr: der Cyber-Angriff auf die Stadtverwaltung.