Witten. Immer wieder müssen die Händler in der Stadtgalerie Witten ihre Geschäfte abbrechen und das Gebäude verlassen – weil Feueralarm ausgelöst wurde.

„Jedes Mal denkt man nur noch: Nicht schon wieder“, sagt Feti Guevenc, Inhaber des Intersport-Geschäfts in der Stadtgalerie. Die Serie der dortigen Fehlalarme reißt offenbar nicht ab. Seit Wochen leiden die Händler des Einkaufscenters in Witten unter den Unterbrechungen.

Immer wenn die Brandmeldeanlage im Einkaufszentrum anspringt, rückt die Feuerwehr mit dem ganzen Löschzug aus, müssen alle Kunden und Angestellten raus aus den Geschäften. Und immer wieder, so Feuerwehrsprecher Uli Gehrke, wurde dabei mutwillig der Alarmknopf in dem Gebäude gedrückt. Nur der jüngste Alarm, am Dienstagnachmittag (15.2.), sei eine technische Panne nach Wartungsarbeiten an der Alarmanlage gewesen.

Mehrfacher Alarm in Witten an einem Tag

Die Pechsträhne für die Händler hatte mit einer Bombendrohung am verkaufsoffenen Sonntag vor Weihnachten begonnen. In der zweiten Januarwoche gab es drei Fehlalarme, dann war eine Woche Ruhe, bevor es Ende Januar weiterging. Teilweise ertönte die Sirene an drei aufeinanderfolgenden Tagen, an einem Tag davon sogar mehrfach hintereinander, erinnert sich Feti Guevenc. Das Center-Management hatte deswegen die Sicherheit erhöht und mehr Überwachungskameras installiert sowie mehr Sicherheitspersonal eingestellt.

Jedes Mal den Dönerspieß ausgestellt

Stadtgalerie-Chefin Babett Arnold sagte schon Mitte Januar gegenüber der Redaktion, dass sie davon ausgeht, dass es sich um ein und dieselbe Gruppe handelt, die sich einen „Spaß“ erlaube. „Das ist extrem geschäftsschädigend und sorgt bei allen für Unmut.“

Yilmaz Celik musste immer wieder sein „Döner Haus“ in der  Stadtgalerie Witten schließen – wegen der Feueralarme.
Yilmaz Celik musste immer wieder sein „Döner Haus“ in der Stadtgalerie Witten schließen – wegen der Feueralarme. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Yilmaz Celik vom „Döner Haus“ im Erdgeschoss hat jeder einzelne Alarm Einbußen gebracht. „Jedes Mal drehe ich den Dönerspieß ab, mache den Strom aus und lasse das Rollgitter herunter“, erzählt er. Etwa 30 Minuten müsse er bei jedem Alarm draußen warten, am Sonntag vor Weihnachten waren es drei Stunden. Wenn er dann zurück in seinem Imbiss sei, müsse erst wieder das Essen erwärmt werden. Am schlimmsten aber sei: „Die Leute essen am Tisch und zahlen nachher bei mir. Das mache ich jetzt nicht mehr, denn die Kunden waren ja mit dem Feueralarm weg“, so Celik.

Farbe wird in Nachbarsalon aus den Haaren gewaschen

Brandmeldeanlage ist Vorschrift

Für große Gebäude, in denen sich viele Menschen aufhalten, schreiben Feuerwehr und Versicherung Brandmeldeanlagen vor – etwa Schulen, Krankenhäuser, Altenheime, große Supermärkte oder Industriebetriebe.

In ganz Witten gibt es 140 dieser Meldesysteme. Wird in dem Gebäude der Alarmknopf gedrückt, setzt sich automatisch ein Löschzug in Bewegung. In acht von zehn Fällen handelt es sich aber um einen Fehlalarm. Böswillige Alarme, so Feuerwehrsprecher Uli Gehrke, seien dabei selten.

Große Probleme machen die Alarme auch im Friseursalon „Super Cut“. „Bei sowas kommen wir in echte Schwierigkeiten“, sagt eine Mitarbeiterin. Immer wieder sei es vorgekommen, dass Kunden während des Frisierens ein Handtuch über den Kopf gestülpt bekamen und aus dem Gebäude mussten. „Das ist wirklich unangenehm bei dem Wetter.“ Haarfarbe oder Strähnchenmittel dürfen auch nur eine bestimmte Zeit einwirken. „Dann muss man einen Friseur in der Nachbarschaft finden und dort fragen, ob man die Farbe einmal abwaschen darf.“

Feti Guevenc betreibt seit 2015 sein Intersport-Geschäft in der Stadtgalerie Witten.
Feti Guevenc betreibt seit 2015 sein Intersport-Geschäft in der Stadtgalerie Witten. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

„Solange diejenigen, die das machen, nicht gefasst werden, ist man immer in Lauerstellung“, sagt Feti Guevenc von Intersport. Er berichtet: „Mitunter mussten wir den Bezahlvorgang abbrechen und die Leute im Kassenbereich bitten zu gehen.“ Dann könne man als Händler nur hoffen, dass diejenigen nach dem Alarm wiederkommen, um die ausgesuchte Ware doch noch zu bezahlen. Bislang sei das immer gut gegangen. „Aber wie groß die Einbußen tatsächlich sind, weil die Leute mit dem Alarm die Lust am Bummeln verlieren, weiß ich nicht.“