Witten. Ab sofort muss der Handel die 2G-Kontrollen nur noch probenartig durchführen. Wie setzen die Wittener Geschäfte die neusten Lockerungen um?
Ab sofort müssen Einzelhändler die 2G-Kontrollen nur noch probenartig durchführen. Kommen die Kunden nun überall wieder ohne Prüfung ins Geschäft? Und kann der Impfnachweis wirklich in der Tasche bleiben? Wir haben uns in der Stadt umgesehen und festgestellt: Die neue Corona-Regel wird ganz unterschiedlich umgesetzt.
Bei Ostermann blieb am Mittwoch (9.2.) alles erst einmal beim Alten: Jeder Kunde musste an der Tür zunächst seinen Impfstatus nachweisen, erst am Donnerstag soll das System auf Proben-Kontrollen umgestellt werden. Auch nebenan bei Bauhaus in Annen wird weiterhin am Eingang kontrolliert, allerdings nicht durchgehend. Die meisten Kundinnen und Kunden winkt der Mitarbeiter durch, etwa jeder 20. werde überprüft, sagt er. Kämen dann mehrere gleichzeitig herein, würden alle kontrolliert – damit niemand sich benachteiligt fühle. Mit „Fingerspitzengefühl“ wolle man die neue Regelung umsetzen, erklärt das Unternehmen dazu auf Nachfrage – aber eben auch ganz „pragmatisch“.
Türen in Wittener Möbelhaus sind nicht mehr abgeschlossen
Pragmatisch gehen auch die kleineren Geschäfte an die Sache. In Fischers Lagerhaus in Herbede ist die Tür nun nicht mehr verschlossen, Kundinnen und Kunden müssen also nicht mehr klingeln. Kontrolliert wird etwa alle 20 Minuten. Geschäftsführerin Regina Suckow-Bömkes ist, was das Geschäftliche angeht, erleichtert über die neue Regelung. „Andererseits sind mir die Lockerungen persönlich eher unheimlich.“ Ihr sei wichtig, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gut durch die Pandemie kommen. „Und wir haben so viel Kundenkontakt – samstags leuchtet unsere Warnapp so oft rot.“
Freude bei den Fitness-Studios
Auch die Fitness-Studios begrüßen die Anpassung der Corona-Regeln, 2G+ beim Sport in Innenräumen wurde gekippt. „Wir freuen uns, dass Sport nun wieder für mehr Personen mit weniger Hürden möglich ist“, so FitX-Sprecherin Johanna Pistor. Gerade in der Pandemie sei Sport für die Gesundheit wichtiger denn je. Viele Kunden seien jedoch ohnehin schon geboostert und daher von der Testpflicht ohnehin nicht betroffen gewesen.
Positiv hat auch Patrick Jung vom Vitafit in der Meesmannstraße die Nachricht von den Lockerungen aufgenommen. Der Testzwang sei für seine Kunden besonders problematisch gewesen, weil es in Herbede kein Testzentrum gibt, sagt er. Er bedauert zudem, dass der übliche Fitness-Boom zum Jahreswechsel durch die Corona-Regeln ausgeblieben ist. Jetzt könne er gemeinsam mit den Kunden Kraft schöpfen.
Doch nicht alle Kunden sind angetan von den Lockerungen in den Fitness-Studios: „Ich fühle mich schon sicherer, wenn ich weiß, dass um mich rum alle getestet oder geboostert sind“, sagt etwa Julia Karsch, die dreimal pro Woche in der Innenstadt trainiert. Das dauernde Testen sei zwar lästig, gebe dafür aber auch mehr Schutz.
Auch bei Gassmann kommen die Kunden nun ohne Eingangs-Kontrolle ins Kaufhaus. „Für uns ist das eine Erleichterung, dass nicht immer jemand vom Personal am Eingang festgenagelt sein muss“, sagt Christine Gassmann-Berger. Viele Kunden zeigten ohnehin automatisch ihren 2G-Nachweis vor, andere würden stichprobenartig im Geschäft kontrolliert. Kann das dann nicht Ärger geben? „Ja, die Gefahr besteht“, gibt die Geschäftsführerin zu und winkt zugleich entnervt ab: Das Personal müsse sich ohnehin viele Klagen anhören.
Gassmann-Chefin spricht von „Erziehungsmaßnahme“
Der Einzelhandelsverband fordert, die 2G-Regel ganz zu kippen. Das hätte sich auch die Gassmann-Chefin gewünscht. „Die Kontrollen waren ohnehin nur eine Erziehungsmaßnahme, um den Kunden das Einkaufen möglichst lästig zu machen – und die wurde auf uns abgewälzt“, klagt sie. Der Handel sei dabei komplett instrumentalisiert worden.
Ganz ähnlich sieht das auch Babett Arnold von der Stadtgalerie. Die Kontrollen auf den Handel zu verlagern, sei falsch gewesen, sagt sie. Die jüngsten Lockerungen hält sie dennoch für „weder richtig noch zielführend“. „Mir ist überhaupt nicht klar, wie die Umsetzung aussehen soll“, so die Center-Managerin. Was passiere etwa, wenn das Ordnungsamt einen Kunden im Laden finde, der nicht geimpft oder genesen ist? Die Kontrolle liege schließlich immer noch in der Verantwortung der Geschäfte. „Ich kann all unseren Ladenbetreibern daher nur empfehlen, durchgängig weiter zu kontrollieren, um auf der sicheren Seite zu sein.“
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Und was ist mit dem Shopping-Bändchen am Handgelenk, das wiederholte Kontrollen überflüssig macht – wird es das weiterhin geben? Noch unklar. Stadtmarketing und Standortgemeinschaft wollen sich zunächst beraten. Babett Arnolds Meinung zu dem Thema ist aber deutlich: „Ich würde empfehlen, dass wir damit weitermachen, solange 2G gilt.“