Witten. Peter Unger nimmt nach 31 Jahren Abschied von der Martin Luther-Gemeinde in Witten. Enden nun auch die Heiligabend-Gottesdienste im Saalbau?

Nach 31 Jahren verlässt der Gemeindepädagoge Peter Unger die Martin-Luther-Gemeinde an der Ardeystraße in Witten. Mit einem Gottesdienst wird er am kommenden Sonntag feierlich verabschiedet. Stadtbekannt wurde der 57-Jährige als Organisator und Moderator der beliebten Stadtgottesdienste - Weihnachtsoase und Weihnachtsgalerie – am Heiligabend.

Als Theologe und Pädagoge hat Unger sich in all den Jahren als Mittler zwischen dem Menschen, der Gemeinschaft und Gott verstanden. Im Laufe der Jahrzehnte habe sich in der Kirche eine Menge geändert, erzählt der Diakon. Offenheit und Toleranz seien gewachsen. Peter Unger hat stets den Dialog mit „seinen“ Gläubigen auf Augenhöhe gesucht. Frühzeitig hat er sich als Brückenbauer zwischen den Religionen verstanden.

Heiligabend-Musicals laufen seit 1997

Bekannt als Moderatoren-Team der Heiligabend-Weihnachtsgottesdienste: Meike Krüger und Peter Unger, hier 2019.
Bekannt als Moderatoren-Team der Heiligabend-Weihnachtsgottesdienste: Meike Krüger und Peter Unger, hier 2019. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Es war das Jahr 1997, als er die Idee der Stadtgottesdienste gemeinsam mit Pastor Jürgen Kroll in die Tat umsetzte. Jahr für Jahr lockten vor der Bescherung am Heiligabend ein Musical und eine Gala die Wittener in den Saalbau.

Viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene halfen Jahr für Jahr freiwillig mit, dass die Weihnachts-Oase und die Galerie zu dem wurden, was sie für die Besucher bis heute sind - zu einem Symbol: „Durchatmen, denn jetzt ist Weihnachten.“ In den vergangenen beiden Jahren hat das Corona-Virus die beliebten Gottesdienste ausgebremst. Ob es ohne den versierten Organisator - nach Corona - eine Fortsetzung geben wird, steht noch in den Sternen.

Ungers Idee: Das biblische Marionettentheater „Zappelbude“

Auch das biblische Marionettentheater „Zappelbude“ geht auf die Initiative von Peter Unger zurück. Gemeinsam mit Romana Matalla hielt er stets die Fäden in der Hand. Ihre biblischen Figuren sprachen ein charmantes „Ruhrpottdeutsch“ und zogen Jung und Alt in ihren Bann. „Unser Motto lautet: Schweres leicht gespielt. Das hat sich seit 31 Jahren bewährt“, erzählt der Gemeindepädagoge.

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Am Sonntag hat die Zappelbude übrigens ihren vorerst letzten Auftritt. Beim Abschiedsgottesdienst führen das Duo Peter und Romana gemeinsam das Stück „Über den Jordan gehen“ auf. Peter Unger zieht die Fäden der Hauptfigur Joshua höchstpersönlich. Er hofft, dass sich andere für die „Puppenkiste Zappelbude“ begeistern können. Immerhin gehören 45 liebevoll gestaltete Marionetten zur Ausstattung.

Kindergarten „Kinderarche“ ist Herzstück der Gemeinde

Das war 2005: Das „Marionettentheater Zappelbude“ leiten (v.li.) Romana Matalla, Peter Unger und Michael Baloniak.
Das war 2005: Das „Marionettentheater Zappelbude“ leiten (v.li.) Romana Matalla, Peter Unger und Michael Baloniak. © WAZ | Foto: Werner Liesenhoff

Kleine Leuchttürme für die Martin-Luther-Gemeinde haben der Diakon und seine ehrenamtlichen Mitstreiter auch beim Weltkindertag auf der Ruhrstraße gesetzt. Und der Kindergarten „Kinderarche“ ist nach wie vor Herzstück der Gemeinde. Pfarrer Dirk Schuklat bedauert, dass der theologische Pädagoge seiner modernen Gemeinde den Rücken kehrt.

Abschiedsgottesdienst am Sonntag

Der Abschiedsgottesdienst findet am Sonntag, 30. Januar, um 10.30 Uhr in der Martin-Luther-Kirche, Ardeystraße 138, statt. Voraussetzung für den Eintritt ist „2G+“ und eine Anmeldung über die Internet-Seite der Gemeinde.

Der gebürtige Wittener geht mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Doch das lachende Auge ist größer. „Die Zeit ist reif. Ich brauche neue Herausforderungen. Und ich möchte das Zepter gerne an die jüngere Generation übergeben. Denn eine junge Gemeinde braucht auch junge Leute.“

Peter Unger wird ab sofort „Präventionskraft gegen sexualisierte Gewalt“ in den Kirchenkreisen Hattingen/Witten, Hagen und Schwelm. Künftig hat er dann 41 Gemeinden unter seinen Fittichen. „Es ist zweifellos ein schwieriges Thema, das vielfach noch immer tabuisiert ist“, weiß Unger. „Aber ich will mehr Transparenz ermöglich, eingefahrene Grundhaltungen lockern und neue Türen öffnen.“