Witten. Paukenschlag bei der Wabe in Witten: Der Verein für Arbeit und Beschäftigungsförderung trennt sich nach nur einem Jahr von seiner neuen Chefin.
Kurz vor Weihnachten brennt bei der Wabe der Baum. Der Verein für Arbeit und Beschäftigungsförderung hat in einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung Geschäftsführerin Melanie Purps abberufen. Sie hatte erst vor gut einem Jahr Thomas Strauch abgelöst, der die Wabe wie kein anderer geprägt hatte und viele Jahre im Amt war.
Die Gründe für den einstimmigen Beschluss der Gesellschafter, sich mit „sofortiger Wirkung“ von Purps zu trennen, sind interner Natur und werden nicht an die Öffentlichkeit getragen. „Es geht um Persönlichkeitsrechte und Datenschutz“, sagt der städtische Kämmerer und neue Interims-Geschäftsführer Matthias Kleinschmidt. „Ich werde mich nicht an Spekulationen um die Gründe beteiligen.“ Der Beigeordnete wurde berufen, damit die Wabe rechtlich handlungsfähig bleibt.
Wittener Wabe ist ein Unternehmen mit Millionen-Etat
Schließlich ist aus der gemeinnützigen GmbH, die sich um die berufliche Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen kümmert, im Laufe der Zeit ein regelrechtes Unternehmen mit einem Millionen-Haushalt geworden. Es gibt mehr als 50 Hauptamtliche, und der Wirtschaftsplan für 2022, den der Rat gerade mit dem Jahresabschluss abgesegnet hat, sieht für das kommende wieder 70 bis 80 Teilnehmende an verschiedenen Beschäftigungsmaßnahmen vor. Die Wabe betreibt Radstationen, eine Möbelbörse, die Gastronomie am Ruhrtalradweg, sogar einen eigenen Garten- und Landschaftsbaubetrieb. Maßnahmen der Wabe werden etwa durch Gelder des Jobcenters EN und des Europäischen Sozialfonds’ gefördert.
Alle Gesellschafter betonen, dass die Stelle der abberufenen Geschäftsführerin so schnell wie möglich wieder besetzt werden soll. „Die Wabe dauerhaft zu führen, ist ein Hauptjob“, sagt Matthias Kleinschmidt. Die ausgeschiedene Melanie Purps hatte einen Fünf-Jahres-Vertrag, der nun vorzeitig aufgelöst wird. „Das Vertrauensverhältnis ist so beschädigt, dass eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr möglich ist“, heißt es aus Gesellschafterkreisen.
Caritas Witten: Neuer Geschäftsführer muss Wabe wieder in ruhiges Fahrwasser führen
Hauptgesellschafter ist mit über 50 Prozent die Stadt. Beteiligt sind auch der EN-Kreis, die Caritas, die IG Metall, der Paritätische Wohlfahrtsverband, die Stadtwerke Witten und der Evangelische Kirchenkreis Hattingen-Witten. Die Wabe sei ein langjähriger, seriöser Partner auf dem Gebiet der Arbeitsmarktintegration, sagt Caritas-Vorstand Hartmut Claes. „Sie hat das Ruhrtal mit Zoll- und Schleusenwärterhäuschen und der Fähre maßgeblich geprägt.“
Er wünsche sich, so Claes, dass eine neue Geschäftsführung gefunden wird, „die die Wabe wieder in ruhiges Fahrwasser führt, die sich mit Witten identifiziert und die Wabe mit Herzblut prägen kann.“ Wie einst Thomas Strauch, der sie mit kreativen Ideen ins Gespräch gebracht und weiterentwickelt habe.
Purps wollte mehr junge Familien für den Ruhrtalradweg gewinnen
Melanie Purps, Anfang 50, war im Oktober 2020 aus Hagen gekommen. Sie hatte sich in einem früheren Gespräch mit der WAZ für mehr Radstationen und besondere Übernachtungsangebote stark gemacht. Als Geschäftsführerin wollte sie gerade mehr junge Familien für den Ruhrtalradweg gewinnen. Für diese Aufgabe muss jetzt ein anderer in den Sattel steigen.