Witten. Nach zwei Jahren Pause können in diesem Jahr wieder Weihnachtsfeiern stattfinden. In Witten sind sich viele aber nicht sicher, ob sie die wollen.

Gemeinsam „Last Christmas“ singen, einen Glühwein schlürfen, den Gänsebraten genießen. All das gehört zur vorweihnachtlichen Stimmung dazu. In diesem Jahr sind gemeinsame Weihnachtsfeiern für Firmen wieder möglich. Doch die Coronazahlen steigen und die Skepsis der Unternehmen und auch einiger Gastronomen in Witten wird größer.

„Ich biete in diesem Jahr gar keine Weihnachtsfeiern an“, sagt Carsten Schulte von der Gastronomie „Bei Carsten“ auf dem Gelände des Tennisclubs Schwarz-Weiß Annen an der Dortmunder Straße. Seine Gäste seien allesamt über 60 Jahre alt. „Mir ist es zu gefährlich, dann eine große Feier stattfinden zu lassen.“ Den traditionellen Grünkohl oder sein selbst gemachtes Pfefferpotthast können daher nur kleine Gruppen genießen. „Wenn mal eine größere Familie kommt und es zehn Leute werden, ist das auch ok.“

Café Amadeus in Witten bekommt viele Buchungen

Anders sieht es beim Café Amadeus in der Ruhrstraße aus. „Es sind tatsächlich schon sehr viele Buchungen eingegangen“, sagt Inhaber Evangelos Zabacis. Doch auch er vernimmt in den letzten Tagen eine größere Skepsis. So habe ein Veranstalter sich vorab erkundigt, ob das Personal durchgehend geimpft sei. Zudem hätten viele schon bevor die 2G-Regel in NRW flächendeckend eingeführt wurde, innerhalb ihrer Gruppe 2G-Plus angewendet. Also geimpft oder genesen und zusätzlich getestet.

Auch Zabacis hat die Inzidenzen im Blick. „Ich bin optimistisch, was die nächsten anderthalb Monate angeht, aber wir müssen genau schauen, wie die Corona-Lage sich entwickelt.“ Deshalb sei es für Firmen, die eine größere Veranstaltung im Amadeus planen, auch einfach, wieder aus dem Vertrag zu kommen. „Wir legen niemandem Steine in den Weg.“

Bei Farhad Tabrizi vom Mondo Catering, das auch die Saalbaugastronomie betreibt, trudeln immer mehr Absagen ein. „Es gibt in diesem Jahr keine großen Veranstaltungen.“ Normalerweise würden Firmen mit bis zu 200 Leuten feiern. Jetzt sind es eher kleinere Betriebe wie Arztpraxen oder Friseurläden, die ins Mondo-Restaurant kommen. „Das sind immer so zwischen zehn und 15 Personen.“ Tabrizi ist froh, dass er wenigstens diese bewirten kann. Seit Kurzem ist seine neue Karte raus: Martinsgans, Wildschweinsauerbraten oder Hirsch stehen ganz oben. Dafür seien auch schon einige Reservierungen eingegangen. Zudem buchen kleine Gruppen die Kegelbahn.

Jürgen Crämer vom „Haus Crämer“ in Witten ist zufrieden mit den derzeitigen Buchungen.
Jürgen Crämer vom „Haus Crämer“ in Witten ist zufrieden mit den derzeitigen Buchungen. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

„Alle Neune!“ heißt es auch im Haus Crämer in Stockum. Auch dort buchen etwa Vereine oder Familien derzeit den separaten Raum zum Kegeln. Chef Jürgen Crämer ist froh, dass in diesem Winter zumindest wieder ein bisschen was los ist. „Natürlich ist das nicht mit 2019 zu vergleichen, aber es sieht ganz gut aus.“ Zwar habe er auch schon Absagen erhalten, generell ist er in diesem Jahr aber optimistisch, gut durch das Weihnachtsgeschäft zu kommen. Nur ein paar Reservierungen einiger Stammgäste würden noch fehlen.

Sparkasse Witten verzichtet auf Feier - Caritas will Mitarbeitern was zurückzahlen

Weniger Buchungen

Eine Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands unter 388 Gastronomiebetrieben hat ergeben, dass bei den Restaurants deutlich weniger Buchungen für Weihnachtsfeiern oder andere Veranstaltungen im Dezember eingegangen sind.64 Prozent der Gastrobetriebe und Hotels gaben an, dass es für Dezember bisher weniger Buchungen gebe als 2019. 28 Prozent haben eine ähnliche Buchungslage wie damals – und nur 8 Prozent berichten von anziehenden Geschäften.

Wie sehen es denn die Firmen? Die Sparkasse teilte auf WAZ-Anfrage mit, dass man „bedauerlicherweise“ aufgrund des aktuellen Infektionsgeschehens keine Weihnachtsfeier für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter organisiere.

Die Caritas hatte im Dezember eigentlich eine Weihnachtsfeier für die 150 Beschäftigten geplant. Damit habe man den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern was zurückgeben wollen. Doch auch diese Feier steht angesichts der alarmierenden Corona-Lage auf der Kippe. „Ob wir es wirklich veranstalten, ist derzeit mehr als ungewiss“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer Andreas Waning. Und so wird „Last Christmas“ statt gemeinsam im Chor wohl auch in diesem Jahr wieder zur Solonummer in den eigenen vier Wänden.