Witten. Zehn Jahre nach dem NSU-Skandal sollen in Witten elf Bäume als Gedenkstätte an Opfer rechter Gewalt erinnern. Wo sollen die Bäume hin?
Neu gepflanzte Bäume sollen in Witten bald ein Zeichen gegen Rassismus und rechte Gewalt setzen. Damit beteiligt sich Witten an der NRW-weiten Aktion „10+1 Bäume für die Opfer rechter Gewalt“, die der Landesintegrationsrat im vergangenen Jahr ins Leben gerufen hat. Der Antrag des Wittener Integrationsrats ist im Stadtrat fast einstimmig angenommen worden. Jetzt startet die Planungsphase für die Pflanzaktion.
Die zehn Bäume sollen als Gedenkstätte an die zehn Menschen erinnern, die die Terrorvereinigung Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) Anfang der 2000er Jahre ermordet hat. Der elfte Baum steht sinnbildlich für alle weiteren Opfer rassistischer Gewalt. „Auch wenn Witten von den NSU-Morden nicht direkt betroffen war, ist es wichtig, ein Zeichen zu setzen. Rechte Gewalt gibt es überall und die Netzwerke sind von außen oft nicht sichtbar“, sagt Mehmet Colak. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Wittener Integrationsrates und hat den Antrag für die Aktion im Rat mitdurchgesetzt.
In Castrop-Rauxel wurden die neu gepflanzten Bäume beschädigt
Mit der Bildung einer Arbeitsgruppe im Integrationsrat startet jetzt die Planungsphase. Wo die Bäume gepflanzt werden, steht noch nicht fest. Colak setzt sich dafür ein, sie an verschiedenen Orten in der Stadt zu verteilen. Wenn nicht alle Bäume an einem Ort stehen, sinke die Gefahr, dass das Mahnmal geschändet werde, sagt der 56-Jährige. Das ist vor wenigen Monaten in Castrop-Rauxel passiert: Dort wurden die erst kurz zuvor gepflanzten Bäume beschädigt.
Geeignete Orte für die Bäume seien in Witten zum Beispiel Parks sowie Plätze vor Schulen und städtischen Einrichtungen. Gedenktafeln neben den Bäumen sollen über das Mahnmal informieren und auf die Standorte der anderen Bäume hinweisen, erklärt Colak. Er rechnet damit, dass es sich um Obstbäume, zum Beispiel Pflaum- oder Kirschbäume, handeln wird. Dass diese Früchte tragen, setze ein Zeichen für das Leben.
Im März 2022 sollen die Bäume in Witten gepflanzt werden
Finanziert wird die Pflanzaktion zum Teil durch Spenden. Außerdem habe die Stadt Witten jedes Jahr ein Budget, um neue Bäume zu pflanzen und zu pflegen. Das könnte für die Aktion genutzt werden, sagt Colak: „Dadurch entsteht kein großer Mehraufwand. Wir wollen keine zusätzlichen Kosten verursachen.“
Die Bäume sollen im März 2022 gepflanzt werden. Bis dahin muss der Integrationsrat die noch offenen Fragen klären. Auf seiner Facebook-Seite „Wittener Integrationsrat“ informiert der Integrationsrat regelmäßig über seine Arbeit. Mit dem Pflanzen der Bäume sei die Aktion jedoch nicht beendet, sagt Colak: „An den Gedenkstätten sollen dann regelmäßig Veranstaltungen stattfinden, um die Erinnerung lebendig zu halten.“