Witten. Ein kleinerer Integrationsrat in Witten wäre flexibler, meint der Vorsitzende Mehmet Çolak. Er konnte sich damit aber nicht durchsetzen.
Wittens Integrationsrat soll in der nächsten Legislaturperiode in der gleichen Größe weitermachen. Diese Empfehlung an den Rat haben die Mitglieder in ihrer letzten Sitzung ausgesprochen – allerdings nicht einstimmig. Der Vorsitzende Mehmet Çolak war eines von vier Mitgliedern, die für eine Verkleinerung gestimmt haben. Er meint: „Kleiner könnten wir flexibler arbeiten.“
Mit seinen 27 Mitgliedern – 18 direkt gewählte Vertreter und neun Ratsmitglieder – gehört der Wittener Integrationsrat zu den größten im Land. Städte mit deutlich mehr Einwohnern wie Dortmund, Essen und Duisburg haben ebenfalls 27 Mitglieder, Iserlohn etwa – mit seinen 94.000 Einwohnern mit Witten vergleichbar – hat nur 17 Mitglieder. Eine Größe, mit der sich auch Çolak hätte anfreunden können: „Wir waren ein paar Mal nicht beschlussfähig, weil nicht genügend Vertreter anwesend waren.“
Das Problem: Mehrere Vertreter sind ausgeschieden, aber nicht alle Plätze konnten wieder besetzt werden, weil nicht genügend Nachrücker auf den Listen zur Verfügung standen. „Bei einem kleineren Rat hätten wir einen größeren Pool an Menschen, auf den wir zurückgreifen könnten“, so Çolak. Außerdem sei ein kleinerer Integrationsrat mit einer aktiven Kerntruppe auch effektiver. „Die meiste Arbeit findet ohnehin in den Arbeitsgruppen statt.“
Wegzüge aus Witten hätten das Nachrücker-Problem verstärkt
Die Diskussion ist nicht neu. Bereits 2013 wurde darüber gesprochen, ob der damals erst drei Jahre alte Integrationsrat nicht zu groß geraten ist. Von der Enttäuschung über die Machtlosigkeit des Gremiums war damals die Rede, deshalb würden die Mitglieder dem Rat den Rücken kehren. Davon könne in dieser Legislaturperiode nicht die Rede sein, versichert Çolak. Das Nachrücker-Problem sei vor allem durch Wegzüge aus Witten entstanden, nicht durch nachlassendes Interesse.
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Der Vorsitzende zieht im Rückblick auf die vergangenen sechs Jahre ein positives Fazit. Der Integrationsrat habe viel erreicht. „Wir haben uns vor allem für Bildung eingesetzt.“ Muttersprachlicher Unterricht, Sprachförderung in den Kitas, Nachhilfeunterricht in den Räumen des Integrationsrats an der Mannesmannstraße, das seien Schwerpunkte gewesen, die angegangen worden seien. Außerdem hätten sich die Mitglieder an vielen Aktionen aktiv beteiligt und etwa den Gedenktag zum 25. Jahrestag des Solinger Brandanschlags erfolgreich durchgeführt.
Das bestätigt auch die Wittener Integrationsbeauftragte Claudia Formann. „Dieser Integrationsrat war sehr sozial engagiert.“ Sie hätte sich aber gewünscht, dass sich die Mitglieder in den Ausschüssen zu Wort gemeldet hätten. Mehr Anträge an Rat und Verwaltung erhofft sich auch ihre Kollegin Violetta Andresen, die Geschäftsführerin des Integrationsrates. Es müsse in der nächsten Legislaturperiode mehr Richtung Politik gehen. „Die Mitglieder müssen begreifen, dass sie echte Politiker sind.“
„Der Integrationsrat hat wenig Einfluss, das kann auf Dauer mutlos machen“
Politik ja – aber ohne Entscheidungsbefugnis. „Der Integrationsrat hat wenig Einfluss, das kann auf Dauer mutlos machen“, gibt Formann zu. Dass das Gremium kein Beschlussorgan ist, sei eine „sehr große Motivationshürde“, meint auch Lars König, der für die CDU im Integrationsrat sitzt. „Man muss tatsächlich viele dicke Bretter bohren, um etwas zu erreichen. Das braucht einen langen Atem.“
Gewählt von den Ausländern in Witten
Der Integrationsrat ist die politische Vertretung der Migrantinnen und Migranten. Der Wittener Integrationsrat besteht aus 27 Mitgliedern, von denen zwei Drittel von den in Witten lebenden Ausländern und ein Drittel aus der Mitte des Rates gewählt werden.
Das Gremium ist berechtigt, dem Rat oder einem Ausschuss Anregungen oder Stellungnahmen vorzulegen, bei der Beratung der betreffenden Angelegenheit teilzunehmen und sich zum Sachverhalt zu äußern.
Mehmet Çolak hat den langen Atem. „Sicher wäre mehr Mitbestimmung wünschenswert. Aber auch so können wir uns doch mit allen wichtigen Themen befassen.“ Der Vorsitzende würde nach der Kommunalwahl gerne weitermachen und hofft, dass es auch im neuen Integrationsrat ohne größere Konflikte zwischen den gewählten Listen abgehen wird, denn: „Hand in Hand können wir viel erreichen.“
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