Witten. Endlich! Die heruntergekommenen Häuser an der Ardeystraße 122 a/b in Witten werden abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Was geplant ist.
Gute Nachrichten für die Anwohner im Quartier Annenstraße/Ardeystraße in Witten: Die als „Gammelhäuser“ bekannten Gebäude an der Ardeystraße 122a und b werden abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Geplant seien kleine Appartements, zum Beispiel für studentisches Wohnen. Ungefähr 60 Wohneinheiten sollen entstehen, teilt die Stadt auf unsere Anfrage mit.
Damit hat die Verwaltung ein schon lang kursierendes Gerücht bestätigt: Die Eigentümerin hat die heruntergekommenen Mehrfamilienhäuser an einen Investor verkauft. Die Frau, der mehrere Liegenschaften in dem Quartier gehören, hatte die Wohnungen über Jahre an ausländische Monteure vermietet.
Stadt hat keine Handhabe für Abriss
Immer betonten Anwohner und insbesondere der SPD-Ortsverein, dass der Zustand der Häuser die soziale Situation in dem Quartier stark belaste. Die Klagen über Ratten, Müll, dubiose Mieter in unmittelbarer Nähe zur Grundschule Bruchschule blieben aber folgenlos. Zwar haben das Bauordnungsamt und das Ordnungsamt die Häuser mehrfach kontrolliert. Dabei seien aber nie sicherheitsrelevante Probleme oder eine Überbelegung festgestellt worden. Somit gab es für die Stadt keine Handhabe, dagegen vorzugehen.
„Ein Abriss ist nicht so einfach möglich – schließlich geht es hier um das Eigentum anderer Menschen“, betont Stadtsprecher Jörg Schäfer. Die rechtlichen Möglichkeiten, einen Abriss zu anzuordnen, seien für die Kommunen zuletzt verbessert worden. Dennoch komme so etwas, auch in anderen Städten, sehr selten vor.
Sechs „Problem-Immobilien“ in Witten
Die Zahl der Problem-Immobilien in Witten ist – verglichen mit anderen Ruhrgebiets-Städten – eher gering. 2019 nannt Bauordnungsamtsleiter Rainer Lohmann sechs Gebäude, die unter kommunaler Beobachtung stünden: drei Häuser am Crengeldanz, eins in der Steinstraße und die zwei an der Ardeystraße.
Im Quartier Annenstraße/Ardeystraße hatte dieser Umstand für Frustration gesorgt: „Wenn man über Jahre den Eindruck hat, die Stadt nimmt das einfach hin, zieht das auch die Engagiertesten nach unten“, so Rolf Kappel von der Caritas. „Warum kann Gelsenkirchen 25 Schrotthäuser abreißen und Witten nicht mal eines?"
So geht Gelsenkirchen mit Schrott-Immobilien um
Städte wie Gelsenkirchen, Essen, Dortmund, Duisburg oder Herne profitieren jedoch vom NRW-Projekt „Modellvorhaben Problemimmobilien“. Qua Definition muss eine Problemimmobilie „eine problematische Bewirtschaftung aufweisen“ und sich „durch einseitige Entwicklungen der Bewohnerstruktur baulich und sozial problematisch auf ein Fördergebiet der Städtebauförderung“ auswirken.
Gelsenkirchen konnte so 150 Immobilien für unbewohnbar erklären und 25 davon erwerben. 14 von ihnen wurden abgerissen, die anderen an Investoren oder Stadtgesellschaften verkauft. 11,4 Millionen Euro Fördermittel konnte die Stadt akquirieren, die Kosten für Kauf, abgeschlossene oder laufende Baumaßnahmen gibt die Verwaltung mit aktuell 6,8 Millionen Euro an. Zuletzt hat sich gezeigt: Die Kaufverhandlungen sind äußerst zäh und zeitaufwendig.