Witten. Die Wittener Spedition WTK zieht in keine Nachbarstadt. Sie kann sich am alten Standort in Heven vergrößern. Trotzdem gibt’s Probleme.

Vor zwei Jahren hatte es die Spedition WTK öffentlich gemacht: Am jahrzehntealten Firmensitz am Hevener Neddenburweg platzte das Unternehmen sinnbildlich aus allen Nähten. Geschäftsführer Thomas Jungermann sagte seinerzeit: „Wird ein Lkw gebraucht, müssen manchmal fünf andere umgesetzt werden, damit man an das Fahrzeug kommt. So etwas kostet Zeit und Geld.“ Ein neuer, größerer Standort wurde gesucht. Die gute Nachricht: Das mittelständische Familienunternehmen bleibt Witten erhalten. Der Kauf eines Nachbargrundstücks machte es möglich.

Im August 2018 hatte das Press- und Zerspanungswerk Witten (PZW) – früher Galladé – Insolvenz angemeldet. Ein Teil des Grundstücks des ehemaligen Automobilzulieferers grenzt direkt an das Wittener Transport-Kontor. Die Kinder von Firmenchef Jörn Stratmann – Janina, Jan und Jara Stratmann – konnten die rund 15.000 Quadratmeter große Fläche samt Hallen erwerben, für die es mehrere Interessenten gab.

Da WTK die einstigen PZW-Hallen nicht benötigt, wurden diese an andere Firmen weitervermietet. Janina Stratmann, die als Prokuristin im väterlichen Unternehmen arbeitet: „Das ging sehr schnell. In Witten gibt es eine große Nachfrage nach Hallen.“ Ihre Schwester Jara Stratmann will in einem Gebäude auf dem neuen Grundstück eine Physiotherapie-Praxis eröffnen.

Speditionsstandort in Witten-Heven ruft auch Anwohner auf den Plan

WTK-Geschäftsführer Jungermann betont, dass die Vergrößerung des Standortes am Neddenburweg jedoch nicht ohne Probleme sei. Hintergrund: Zwei Drittel der Brummis der Spedition, die rund 180 Fahrer beschäftigt, fahren über den Hellweg und die Universitätsstraße zur A 43. Dies führe seit Jahren zu Beschwerden von Anwohnern, so Jungermann.

Es gebe nicht nur Klagen über eine Lärmbelästigung, Menschen hätten auch den Eindruck, Laster seien zu schnell unterwegs. „Auch wenn diese korrekt fahren.“ Der Geschäftsführer betont, dass das Unternehmen auf jede Beschwerde reagiere, Menschen, die sich beschweren, Antworten erhalten. Und er fügt hinzu: „Wenn wir in Witten ein großes freies Grundstück direkt an der Autobahn gefunden hätten, wäre das günstiger gewesen.“ Nur habe es ein solches nicht gegeben.

Die europaweit tätige Spedition, die auf den Transport von Gefahrgut – flüssige Chemie und Gase – spezialisiert ist, wollte es nicht anderen ehemaligen Wittener Unternehmen gleichtun. Der Automobilzulieferer Pelzer, der Eisenbahnzulieferer Faiveley und der Kehrmaschinen-Hersteller Brock Kehrtechnik sind in den vergangenen Jahren nach Bochum umgezogen.

Brummifahrer sind auf dem Arbeitsmarkt schwer zu finden

Die nächste Generation arbeitet bereits mit

Das mittelständische Familienunternehmen wurde 1953 auf dem Sonnenschein gegründet. Die Brüder Heinrich und Günther Stratmann handelten in den 50er Jahren zunächst mit Kohle. 1959 zogen sie mit ihrer Spedition auf ein neues Grundstück „Auf dem Kamp“. Seit 1970 hat die Wittener Transport-Kontor Heinrich Stratmann GmbH (WTK) ihren Sitz am Neddenburweg in Heven.

Der heutige kaufmännische Geschäftsführer des Transport-Kontors ist Jörn Stratmann (61), ein Sohn von Günther Stratmann. Jörn Stratmanns Kinder Janina (31) und Jan Stratmann (29) arbeiten mit im Unternehmen. Die 31-Jährige ist Prokuristin, ihr Bruder zuständig für die Fuhrpark-Verwaltung der Spedition. Die Geschwister möchten den Familienbetrieb einmal übernehmen.

Ein weiterer Grund, Witten treu zu bleiben, seien die eigenen Mitarbeiter, sagt Thomas Jungermann. Brummifahrer, die auch in Witten zuhause sind, hätten keinen Hehl daraus gemacht, dass sie sich bei einem Umzug des Unternehmens in eine Nachbarstadt wohl einen anderen Arbeitgeber suchen würden. Und Lkw-Fahrer seien auf dem Arbeitsmarkt schwer zu finden und heiß begehrt. Die Spedition WTK beschäftigt deutschlandweit rund 240 Menschen. Sie hat weitere Standorte in Hagen, Herne, Duisburg, Rudolstadt (Thüringen) und Steyerberg bei Hannover.