Witten. Zwischen Ruhr und Bahngleisen in Witten-Herbede soll eine neue Straße entstehen. Dann gäbe es weniger Lkw im Dorf und keinen „Stinketunnel“ mehr.

Das ist der Clou bei der Planung für die Herbeder Ruhrbrücke in Witten: Auf der „Insel“ zwischen Ruhr und den Bahngleisen soll ein Abzweig vom Brückendamm auf die dann ausgebaute Von-Elverfeldt-Allee führen. Diese Abkürzung könnte viele Probleme im Ortsteil lösen. Den Bahnübergang Meesmannstraße schließen und das Dorf besser mit Haus Herbede, Ruhr und Kemnader Stausee verbinden. Eine Machbarkeitsstudie zeigt nun: Das Projekt ließe sich gut umsetzen.

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Das Ziel, Herbede besser an die Ruhr und den Stausee anzubinden, gibt es schon seit Jahrzehnten. „Bislang sind alle Ansätze an der Finanzierung gescheitert“, weiß Tim Raabe, Abteilungsleiter Verkehrsplanung der Stadt. Nun böten sich aber zwei Möglichkeiten, den Umbau gut finanziert zu bekommen. Erstens: Für die Schließung von ebenerdigen Bahnübergängen gibt es über das „Eisenbahnkreuzungsgesetz“ hohe Fördergelder. Zweitens: Wenn der Landesbetrieb Straßen.NRW den Brückenzug zwischen Heven und Herbede in den Jahren 2024 bis 2028 erneuert, wird die Von-Elverfeldt-Allee als Baustraße benötigt und verbreitert. „Wir könnten die Baustraße dann mit relativ wenig Aufwand und Kosten übernehmen und ausbauen“, sagt Raabe.

Tunnel hinterm Edeka würde geschlossen

Vor allem geht es beim geplanten „gewerblichen Abzweig“ um den Schwerlastverkehr, der die Firmen Sogefi, Ruhrtaler Gesenkschmiede und Voss Federn an der Schloßstraße sowie Friedr. Lohmann im Ruhrtal ansteuert und sich seit Jahrzehnten durch enge Anwohnerstraßen schiebt. Allein 40-50 schwere Lkw pro Tag fahren über die Meesmannstraße zu Lohmann. Hinzu kommen die Vielzahl der Mitarbeiter in Pkw bei Schichtwechsel. All sie würden schon auf der Brücke abbiegen und gar nicht mehr nach Herbede hineinfahren.

Bislang der kürzeste – aber auch unappetitlichste – Weg zum Stausee: Der Fußgängertunnel in Herbede.
Bislang der kürzeste – aber auch unappetitlichste – Weg zum Stausee: Der Fußgängertunnel in Herbede. © FUNKE Foto Services | Thomas Nitsche

Der Bahnübergang Meesmannstraße wäre dann nicht länger vonnöten. Um über die Gleise zu kommen, kann man die neue Ruhrbrücke nutzen. Die Fußgängerunterführung hinter Edeka Grütter (Wittener Straße/Schloßstraße) könnte zurückgebaut und durch einen Bahnübergang ersetzt werden. Dieser böte einen ebenerdigen Zugang vom Herbeder Ortskern zum Kemnader See. Das wäre rechtlich erlaubt, da der nahe Bahnübergang Meesmannstraße ja aufgegeben wird.

13.000 Fahrzeuge nutzen die Brücke pro Tag

In der Machbarkeitsstudie hat ein Ingenieurbüro geprüft, wie Fahrzeuge vom Brückendamm aus abgeleitet werden können. Schließlich gibt es dort schon jetzt 13.000 Fahrzeugbewegungen am Tag, wobei der Schwerlastverkehr, der die Strecke zurzeit nicht nutzen darf, hinzukommt. Wird’s ein Kreisel, eine Abbiegespur oder eine Ampel?

Das Ergebnis: „Ein leistungsfähiger Anschluss ist dort möglich“, so Tim Raabe. Dabei werden Abbiegespuren favorisiert. Von der Herbeder Seite aus führen diese direkt auf den Abzweig, von der Hevener Seite aus bräuchte es eine Ampel. Der von Straßen NRW angelegte Damm müsste dafür verbreitert werden.

Stadt verhandelt bereits um Grundstücke

Die Stadt habe die Verhandlungen für den dafür erforderlichen Grunderwerb bereits aufgenommen. Genutzt würde ein Gelände mit dichtem Wildwuchs, einer kleinen Straße mit Garagen, einige Schrebergärten und ein Teil des Parkplatzes der türkischen Moscheegemeinde Fatih Camii.

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Im Gegensatz zum Brückenbau, bei dem die Finanzierung steht und die Planung zumindest begonnen hat, steht das Projekt „Gewerblicher Abzweig“ noch in den Startlöchern. „Wir hoffen, dass es Ende 2021 einen Grundsatzbeschluss der Politik zu den Plänen geben wird.“ Schließlich: Die Sanierung anderer Straßen, die im städtischen Haushalt vorgesehen sind, müsste dafür verschoben werden.

Das Bauplanverfahren dauere „mindestens noch einmal zwei Jahre“. „Deswegen können wir nicht garantieren, dass das Projekt steht, bevor die Brückenbaumaßnahme beginnt“, gibt der Verkehrsplaner zu bedenken. Dabei könnte sich der gewerbliche Abzweig auch bei der knapp ein Jahr dauernden Vollsperrung der Omega-Brücke als wertvoll erweisen.