Witten. Mehrere tausend Besucher haben bei schönstem Spätsommerwetter am Wochenende die Zwiebelkirmes in Witten besucht. Warum diesmal alle so froh sind.

So was nennt man wohl ein gelungenes Comeback. Mehrere tausend Besucher strömten am Wochenende zur Zwiebelkirmes, die 2020 coronabedingt eine einjährige Zwangspause eingelegt hatte.

Pünktlich zur Hauptbesucherzeit am Samstagnachmittag kommt in Witten die Sonne raus

Schon bei der Eröffnung am späten Freitagnachmittag hatte sich angedeutet, dass Wittens größtes Stadtfest eine gelungene Wiederauferstehung feiert. Und Petrus meint es gut mit den vielen Familien und Schaustellern. Nachdem es vor einer Woche samstags und gerade sonntags noch wie aus Kübeln geschüttet hatte, lacht diesmal an drei Tagen die Sonne. Wobei der Samstag erst grau und kühl startet, bevor sich nachmittags pünktlich zur besten Kirmeszeit der Spätsommer zurückmeldet.

Dass der Rummel von der Ruhrstraße komplett zum Saalbau verlegt wurde, hat sich auf die Besucherzahlen offenbar kaum negativ ausgewirkt. Grund für den Standortwechsel ist die noch anhaltende Pandemie. Im Vorfeld musste die Möglichkeit bestehen, das Veranstaltungsgelände komplett einzäunen zu können, und das wäre entlang der Ruhrstraße schwer möglich gewesen.

Wittener Stadtmarketing hatte mit und ohne Zaun geplant

Immer wieder ein Höhepunkt ist der große „Breakdance“ schräg gegenüber vom Saalbau, seit Jahrzehnten eines der spektakulärsten Karussells auf der Kirmes in Witten.
Immer wieder ein Höhepunkt ist der große „Breakdance“ schräg gegenüber vom Saalbau, seit Jahrzehnten eines der spektakulärsten Karussells auf der Kirmes in Witten. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Organisator Matthias Pöck vom Stadtmarketing hatte deshalb zwei Varianten geplant: mit und ohne Zaun. Das Gitter um das große Gelände durfte am Ende gemäß der aktuellen Corona-Verordnung außen vor bleiben. Noch ein Grund, der zum großen Erfolg beigetragen haben dürfte. „Ich habe noch nie eine Zwiebelkirmes erlebt, wo es zur Eröffnung am Freitag und am Samstagnachmittag schon so voll war“, sagt Thomas Grass, Vorsitzender der Schaustellervereinigung. Sie weiß die Hygieneregeln alles in allem gut zu handhaben.

Vor und auf den Karussells, an den Losbuden und Ständen herrschte Maskenpflicht. Überall weisen Schilder darauf hin. Wer sich ohne Mundschutz auch nur zum Zuschauen an den Rand des Autoscooters stellt, wird schon verwarnt. Offiziell gilt auf der gesamten Kirmesfläche die 3-G-Regel, die zumindest stichprobenhalber kontrolliert werden soll. Aber bei so vielen Besuchern hat das wohl mehr ankündigenden Charakter.

Trotz Corona fühlt man sich auf der Kirmesfläche in Witten nicht unwohl

Doch unsicher fühlt man sich auf der Fläche nicht, zumal alles draußen stattfindet und Nadelöhre wie zwischen Breakdance-Kasse und Kettenkarussell eher die Ausnahme sind. Auch viele junge Leute haben übrigens stets die Maske dabei. Am Anfang der Kirmes, Höhe Amtsgericht, kann man sich außerdem vom DRK testen lassen.

Die Hinweise auf die Corona-Hygieneregeln waren auf dem Kirmesgelände in Witten unübersehbar.
Die Hinweise auf die Corona-Hygieneregeln waren auf dem Kirmesgelände in Witten unübersehbar. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Von dem starken Andrang sind nicht nur die Schausteller überrascht, sondern auch die Besucher selbst. „Der Hammer, ich hätte nicht gedacht, dass es hier so voll werden würde“, sagt Dominik Glaubrecht. Doch die Menge verteilt sich gut. Teilweise sind die Laufachsen auf dem Saalbau-Parkplatz breiter als auf der Ruhrstraße. Überall sieht man in glückliche, lachende Gesichter. „Ich habe den Rummel echt vermisst“, sagt Dieter Mesche. „Gerade die Kinder freuen sich. Das ist die erste Kirmes seit zwei Jahren, wo man wieder hingehen kann“, meint Mutter Nicole.

Fast überall bilden sich vor Karussells, Losbuden und Essständen kleine Schlangen, erstmals seit langem klingelt die Schausteller-Kasse. „Wir sind einfach nur froh, nach 18 Monaten Stillstand endlich wieder Geld zu verdienen“, sagt Willi Voß, dessen Familie in siebter Generation über die Jahrmärkte der Republik tingelt. Dass sie mit ihrem Karussell „Air Race“ eher in der zweiten Reihe auf dem Saalbau-Parkplatz steht, stört den jungen Mann nicht – angesichts des Glücks, „wieder arbeiten zu können“.

Schausteller in Witten: Teil der Zwiebelkirmes gehört wieder auf die Ruhrstraße

Dass ein Teil der Kirmes über kurz oder lang aber wieder auf die Ruhrstraße gehört, darin sind sich alle einig. „Damit wollen wir den Schulterschluss mit dem Einzelhandel üben“, sagt Schaustellerin Dagmar Bonner. Trotz der langen Zwangspause seien die Preise nicht angehoben worden, sagt Bonner zumindest in eigener Sache. Karussellfahrten und viele Freizeitvergnügen an den einzelnen Ständen kosten drei Euro oder 3,50 Euro, zwölf Schuss an der Schießbude fünf. Auch vor dem Schlusstag an diesem Montag steht schon fest: Die 597. Zwiebelkirmes ist ein Volltreffer.