Obwohl es weniger Ausbildungsplätze in Witten gibt, ist die Zahl der noch unbesetzten Stellen gestiegen. Welche Branchen noch Bewerber suchen.
„Es ist noch nicht zu spät“, sagt Katja Heck. Die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hagen möchte Jugendliche ermutigen, sich für eine duale Ausbildung zu bewerben – auch wenn viele Ausbildungen bereits am 1. August starten. Allein in Witten, Wetter und Herdecke sind laut Statistik der Agentur für Arbeit Hagen noch 337 Stellen unbesetzt.
Den größten Bedarf gibt es noch im Handel: 94 Ausbildungsstellen sind hier noch zu vergeben. Auch das verarbeitende Gewerbe, zum Beispiel im Bereich Maschinenbau, sucht noch Bewerber (51 freie Stellen), das Baugewerbe ebenfalls (48 freie Stellen) sowie das Gesundheits- und Sozialwesen (36 freie Stellen).
Zahl der Bewerber in Witten ist stark zurückgegangen
Zwar ist die Anzahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im Vergleich zum Vorjahr um 8,4 Prozent zurückgegangen, die Zahl der unbesetzten Stellen aber ist im Geschäftsbereich Witten um 10,1 Prozent gestiegen. Das heißt: Es gibt zu wenig Bewerberinnen und Bewerber. Im gesamten EN-Kreis ist ihre Zahl von 2224 im Berichtsjahr 2018/19 auf 1800 (2019/20) und nun 1781 (2020/21) gesunken.
Es ist also weniger das Angebot, das der Agentur Anlass zur Sorge gibt, sondern eher die Nachfrage nach Ausbildungsstellen. „Das Interesse der Jugendlichen in Witten an einer dualen Ausbildung ist stark zurückgegangen“, sagt Katja Heck. Damit entspreche die Ruhrstadt mit Wetter und Herdecke zwar dem NRW-Trend, der Rückgang sei mit zwölf Prozent aber doppelt so hoch wie der Rückgang landesweit.
Pandemie hat Situation auf dem Arbeitsmarkt grundsätzlich erschwert
Über Gründe für diese Entwicklung möchte Heck nicht spekulieren. Die Corona-Pandemie habe die Situation auf dem Arbeitsmarkt aber grundsätzlich erschwert. „Viele junge Leute haben direkt nach der Schule keinen Bezug zur Arbeitswelt. Sie hatten in diesem Jahr wenig Möglichkeiten zur Orientierung. Und die Corona-Probleme haben das leider deutlich verstärkt. Auch deshalb ist die Zahl der Bewerber generell zurückgegangen“, sagt die Arbeitsagentur-Chefin.
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So gab es während der Pandemie zum Beispiel keine Ausbildungsmessen. Auch eine Berufswahlorientierung an Schulen konnte nicht wie gewohnt stattfinden. Zwar habe man versucht, potenzielle Auszubildende über digitale Angebote zu erreichen, so Katja Heck. Der Erfolg blieb jedoch aus. „Wir haben festgestellt, dass die Jugendlichen auf diese Art der Kommunikation nicht so abfahren, wie wir dachten.“
Unternehmen suchen noch händeringend Azubis
Hinzu kommen die Unsicherheiten, die mit der Pandemie einhergehen. Jugendliche, die sich etwa für eine Ausbildung im Bereich Gastronomie interessieren, könnte abgeschreckt haben, wie sehr die Lockdowns diese Branche gebeutelt haben. Einige Schulabgänger gingen lieber „auf Nummer sicher“, so Katja Heck, und besuchen erst einmal das Berufskolleg. In der Hoffnung auf einen besseren Schulabschluss und damit bessere Chancen auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt.
Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“
Das Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ unterstützt Unternehmen dabei, in der Corona-Pandemie weiterhin junge Menschen auszubilden. Zum Beispiel können Betriebe, die Azubis übernehmen, welche ihre Ausbildung coronabedingt nicht fortsetzen können, eine Übernahmeprämie von einmalig 6000 Euro erhalten.Firmen, die ihr Ausbildungsniveau in der Corona-Pandemie halten, können einmalig 4000 Euro bekommen. Betriebe, die sogar mehr ausbilden, erhalten einmalig 6000 Euro.Mehr Infos zu diesen und den weiteren möglichen Prämien des Bundesprogramms gibt es beim Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit unter 0800 455 5520 oder online auf https://www.arbeitsagentur.de/unternehmen/finanziell/bundesprogramm-ausbildungsplaetze-sichern.
Gleichzeitig habe sich durch die Pandemie vieles verzögert. Betriebe etwa konnten zum Teil ihre wirtschaftliche Situation nicht einschätzen und haben Ausbildungsstellen erst viel später als üblich gemeldet. „Viele Unternehmen suchen noch händeringend nach Auszubildenden“, weiß die Arbeitsmarkt-Expertin. Es gebe „jede Menge Chancen für Jugendliche, die jetzt aktiv werden müssen. Bis in den Herbst hinein ist vieles möglich. Der Zug ist noch nicht abgefahren!“