Witten. Verabredeten ein Mitarbeiter und sein Chef, ein Leasing-Auto in Brand zu setzen? Es wurde auf Zeche Nachtigall in Witten abgefackelt.
Wegen Brandstiftung beziehungsweise Anstiftung dazu müssen sich zwei 44 und 42 Jahre alte Männer aus Wetter seit Donnerstag (29.7.) vor dem Landgericht Bochum verantworten. Der 44-Jährige gab zu, am 2. Februar 2021 den Wagen seines mitangeklagten Chefs auf einem Parkplatz der Zeche Nachtigall in Witten angezündet zu haben.
Das Motiv lieferte der 44-jährige Beschuldigte gleich mit. Die Firma seines Chefs stecke in finanziellen Schwierigkeiten. Und wegen eines auslaufenden Leasingvertrags habe die Rückgabe des Autos angestanden. Es hätten Abzüge gedroht. Der 42-jährige Mitangeklagte führte einen Betrieb in Wetter und war Fahrzeughalter des bei dem Brand völlig zerstörten Autos.
Nach Feierabend habe er seinem Chef in Bierlaune vorgeschlagen, das Fahrzeug abzufackeln, das erhebliche Schäden aufgewiesen haben soll, sagte der Mann vor Gericht aus. Sein Chef habe den Vorschlag ernstgenommen und ihm als Gegenleistung Geld versprochen.
Wagen zur Zeche Nachtigall in Witten gefahren und angesteckt
Anfangs habe er sich aber nicht getraut, so der 44-Jährige. Schließlich habe er einige Tage später den Plan in die Tat umgesetzt. Um sich Mut zu machen, habe er Speed genommen. Sein Chef habe den üblicherweise verschlossenen Container, in dem sich die Fahrzeugschlüssel befanden, für ihn offen gelassen. Die Schlösser zum Container waren aufgebrochen, wie die Polizei später feststellte. Am Tattag, so der 44-Jährige, habe er dann den VW Caddy genommen und sei zur Zeche Nachtigall gefahren.
Weil der Mann keinen Führerschein hat, wird ihm auch Fahren ohne Fahrerlaubnis vorgeworfen. Vor Ort habe er sich überzeugt, dass niemand sonst in der Nähe war. Dann habe er Benzin auf den Sitzen ausgeschüttet und ein brennendes Taschentuch durch eine halb geöffnete Seitenscheibe geworfen. „Es gab eine Explosion und brannte sofort.“ Er sei dann über die Nachtigallbrücke weggelaufen und habe die Fahrzeugschlüssel in die Ruhr geworfen.
Angeklagter: „Meine Freundin dachte, dass ich fremdgehe“
Weil seine Freundin ihn bei der Rückkehr am frühen Morgen nicht mehr in ihre Wohnung gelassen habe, sei er zu einem Freund gegangen. „Meine Freundin dachte, dass ich fremdgehe. Daraufhin habe ich ihr von der Brandstiftung erzählt“, sagte der 44-Jährige. Der Mitangeklagte Firmenchef schweigt zu dem Vorwurf, seinen Mitarbeiter zu der Tat angestiftet zu haben.
Der 42-Jährige meldete sein Fahrzeug als gestohlen und benachrichtigte die Leasingfirma. Das Auto hatte einen Totalschaden. Der Wiederbeschaffungswert wurde mit 10.500 Euro veranschlagt. Die Anklage wirft dem Mann versuchten Betrug vor. Ein Brandsachverständiger folgt dem Prozess und wird voraussichtlich in der nächsten Woche sein Gutachten vorstellen.