Witten. Am 4. Juli nimmt die Muttentalbahn in Witten wieder ihren Betrieb auf. Warum sie nicht mehr auf das Gelände der Zeche Nachtigall fahren darf.

Eine gute Nachricht für Fans der Muttentalbahn: Nach rund anderthalb Jahren können ab Sonntag, 4. Juli, Besucher mit ihr wieder durch Wittens schönstes Tal rollen – allerdings nicht bis auf das Gelände der Zeche Nachtigall, wie es vor der Pandemie üblich war. Die Bahn muss rund 300 Meter vorher stoppen. Der Grund ist ein Kleinkrieg zwischen dem Bahnbetreiber, der Arge Muttenthalbahn, und Zeche Nachtigall.

Michael Peters, Leiter des Industriemuseums, hat der Arbeitsgemeinschaft mit den kleinen alten Grubenbahnen in der vergangenen Woche per Mail den Grund für das „Einfahrverbot“ mitgeteilt. Der Verein blockiere seit einem Jahr die Besucherparkplätze auf der Südseite des Museumseingangs. Die Parkfläche gehört zum Grundstück der ehemaligen Eisengießerei Ritz, die direkt an das Museum grenzt. Die Arge Muttenthalbahn, die bis 2059 Pächter des früheren Ritz-Geländes ist, hatte die bisher vom Museum genutzten Parkplätze im vergangenen Jahr abgesperrt – zunächst mit einem Bauzaun, dann mit Flatterband.

Die Arge Muttenthalbahn in Witten sieht sich in ihren Bauplänen behindert

Ab dem 4. Juli ist die Muttentalbahn wieder unterwegs. Unser Foto zeigt die geschmückte Bahn beim „Türöffner-Tag“ im Oktober 2018.
Ab dem 4. Juli ist die Muttentalbahn wieder unterwegs. Unser Foto zeigt die geschmückte Bahn beim „Türöffner-Tag“ im Oktober 2018. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald (theo)

Das war eine Art Retourkutsche. Denn der Verein plant auf dem alten Gießereigelände ein Deutsches Gruben- und Feldbahnmuseum. Für das Vorhaben wurden Fördergelder in Höhe von 750.000 Euro beim NRW-Heimatministerium in Düsseldorf beantragt. Die Bezirksregierung mache die Freigabe der Mittel davon abhängig, dass es seitens der Stadt Witten und des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), der Träger der Zeche Nachtigall, keine Einwände gegen das Museumprojekt der Arge gebe, heißt es beim Verein. Der sieht sich in seinen Bauplänen behindert.

Denn bislang hatte der LWL Interesse am älteren Teil der ehemaligen Ritz-Gießereihalle. Er wollte sie für seine Ausbaupläne im Rahmen der Internationalen Gartenbauausstellung sanieren und nutzen. Die Arge hatte als Pächter des Ritz-Geländes abgewunken. Jetzt will der LWL sein Museum auf seinem eigenen Grundstück erweitern. Hannsjörg Frank von der Arge: „Darüber sind wir persönlich noch nicht informiert worden.“ Der Verein will „guten Willen zeigen“ und hat jetzt drei der auf dem Parkplatz vor der Zeche Nachtigall blockierten Parkplätze wieder freigegeben, aber noch nicht alle, weil dort derzeit noch Baustoffe des Vereins liegen.

Zeche Nachtigall in Witten hat eigenen Feldbahnbetrieb aufgenommen

Museumsleiter Michael Peters macht die Fahrt der Muttentalbahn bis auf sein Museumsgelände von der völligen Freigabe der Parkplätze abhängig. Außerdem, so Peters in seiner Mail an die Arge, habe das Museum im vergangenen Jahr einen eigenen Feldbahnbetrieb auf seinem Gelände aufgenommen. „Die Einfahrt externer Bahnfahrzeuge auf dem Schmalspurgleis ist daher auch aus Sichergründen bis auf Weiteres nicht gestattet“, schreibt er.

Dennoch wird die Muttentalbahn ab dem 4. Juli an jedem ersten und dritten Sonntag im Monat bis zum 17. Oktober unterwegs sein. Bahnfahrten ohne Coronatest aber mit Masken sind von 11 bis 17 Uhr ab dem Parkplatz Nachtigallstraße möglich. Auch die vom Verein betriebene Zeche Theresia hat ab dem 4. Juli wieder an jedem ersten und dritten Sonntag im Monat auf. Stärken können sich Gäste vor Ort mit Butterwaffeln, Schmalzstullen, Bockwürstchen sowie Getränken. In den Ausstellungsräumen des Museums und auf dem Gelände muss ein medizinischer Mund-Nasen-Schutz getragen werden.

Wer mitfährt, wird um eine Spende gebeten

70 Fahrgäste nimmt die Muttentalbahn mit. Sie müssen dafür keinen Fahrpreis entrichten, sondern werden um eine Spende gebeten. Hannsjörg Frank von der Arge: „Wir können ja nicht mehr bis zur Zeche Nachtigall fahren, sondern müssen rund 300 Meter früher stoppen. Deshalb möchten wir für die kürzere Strecke keine Fahrkarten verkaufen.“