Witten. Erst glaubte man, Witten käme glimpflich davon. Doch als der Dauerregen am Mittwochnachmittag immer stärker wurde, brauchen auch hier alle Dämme.

Erst dachte man, Witten käme noch gut weg. Während es in Hagen schon längst „Land unter“ hieß, waren hier gerade mal ein paar Bäume umgestürzt. Doch dann, als der Regen am Mittwochnachmittag immer stärker wurde, wendete sich auch in der Ruhrstadt das Blatt. Die Feuerwehr kam bis abends um 20.30 Uhr auf mehr als 110 Einsätze. Tendenz steigend. Keller und Straßen standen unter Wasser, Autos gerieten in die Fluten. Menschen kamen zum Glück nicht zu Schaden. Inzwischen, um 21.30 Uhr, hat es wieder aufgehört zu regnen.

Auch am Ledderken in Witten versank ein Auto in den Fluten.
Auch am Ledderken in Witten versank ein Auto in den Fluten. © Ann-Kathrin Wigmann

In der Sprockhöveler beziehungsweise Herbede Straße in Heven trat einmal mehr der Wannenbach über seine Ufer und flutete Gärten, Keller und Garagen. Eine Kellertreppe brach weg, das Wasser stand 1,50 Meter hoch. In der Annen-/Ecke Schleiermacherstraße lief einmal mehr die Senke unter dem Rheinischen Esel voll. Ein ortsunkundiger Autofahrer fuhr mit seinem Kombi direkt in die Fluten – und versank fast bis zu den Scheiben darin, wie Augenzeugen berichten.

Autos und Bushaltestellen versinken in Witten in den Fluten

Der Wannenbach hat wieder die Gärten an der Herbeder Straße in Witten-Heven überflutet.
Der Wannenbach hat wieder die Gärten an der Herbeder Straße in Witten-Heven überflutet. © Riederer

„Die Bank an der Bushaltestelle konnte man nicht mehr sehen“, sagt Anwohnerin Heike Schwärzel (55). ‘Trotz größerer Rohre, die ESW vor einigen Jahren gelegt hatte, liefen Keller an der Schleiermacherstraße wieder voll. Dort stand das Wasser 40 Zentimeter und höher. „Und wer ersetzt uns die Waschmaschinen?“ fragt die Frau.

Ab dem späten Nachmittag hörte man immer wieder die Martinshörner der Feuerwehr. Ob Pferdebachstraße oder Ledderken, Herbede, Heven oder Rüdinghausen – überall wurden die Kräfte gebraucht. Seit Dienstagabend hatte es praktisch ununterbrochen geregnet. Ein Feuerwehrmann hatte auf seiner privaten Wettersäule bereits 50 Milliliter Niederschlag pro Quadratmeter ausgemacht.

Ruhrpegel klettert auf über fünf Meter

So sah es an der Pferdebachstraße in Witten aus.
So sah es an der Pferdebachstraße in Witten aus. © Ann-Kathrin Wigmann

Die Ruhr hatte sich längst in einen reißenden Strom verwandelt. Der für Witten maßgebliche Pegel schwoll bis zum Nachmittag auf 5,30 Meter an. Ab 5,12 Meter spricht der Ruhrverband von „mittlerem Hochwasser“. Über 520.000 Liter Wasser schossen durch das Flussbett. Man sah große Äste, auch ganze Bäume und Verkehrsschilder in Höhe des Wasserwerks Hohenstein auf den Fluten tanzen. Die nahe Wetterstraße war teilweise überflutet. Auch in der Innenstadt und den Stadtteilen bildeten sich vielerorts kleinere Seen.

Die Feuerwehr hatte inzwischen „Vollalarm“ ausgelöst. Vor dem großen Regen waren noch die Wasserpumpen überprüft wurden. Die aber zunächst nicht gebraucht wurden, weil Witten erst so spät abgesoffen ist. Tagsüber hatte die Feuerwehr noch in Hagen ausgeholfen, unter anderem mit ihrer Taucherstaffel sowie weiteren 50 Helfern von DRK und ASB. Doch ab 16, 17 Uhr wurde dann jede helfende Hand in Witten benötigt. An Zeche Theresia im Muttental kam ein Hang runter. Bei Boni lief Wasser durch einen Abfluss zurück ins Geschäft. Es wird dauern, bis alle Schäden beseitigt sind.