Witten. Der Campingplatz Steger in Bommern ist für manche Wittener das zweite Zuhause am Ruhrufer. Menschen, die ihr Sommer-Glück am Fluss finden.
Urlaub machen, verreisen - das ist nicht Klaus Woykes Ding. Der 76-Jährige war schon als Jugendlicher gerne draußen an der Ruhr, zelten, campen. Der Platz von Hans-Peter Steger an der Uferstraße hat es ihm angetan. Zusammen mit seiner Frau Angelika hat Klaus Woyke dort seit vielen Jahren einen festen Stellplatz. Dabei wohnt das Ehepaar nur rund 800 Meter entfernt vom Bommeraner Campingplatz - in der Albrecht-Dürer-Straße.
Aber die Idylle am Fluss ist eben nicht zu toppen, finden die Woykes. Ihre Parzelle an der Ruhr hat auch einen kleinen Holzsteg, an dem ein Schlauchboot festgemacht ist. Der Blick fällt auf die Bommeraner Ruhrinsel gleich vis-à-vis, die der Unternehmer Markus Bürger für sich und seine Familie vom Energiekonzern Innogy gekauft hat. Schaut man von Woykes Bootssteg aus nach links, sieht man hoch oben das Bergerdenkmal auf dem Hohenstein. Sollte jemand daran zweifeln, dass Witten ein vortreffliches Naherholungsgebiet ist, auf diesem Campingplatz wird er sofort eines Besseren belehrt.
Monika Hellmeier wohnt nur 500 Meter vom Campingplatz Steger in Witten entfernt
Angelika Woyke nickt: „Mein Mann ist schon 60 Jahre hier unten. Wenn der zwei Tage lang nicht den Bommeraner Kirchturm sieht, wird er ganz unruhig.“ Der Wohnwagen der Woykes fand bei Steger einen festen Platz, erweitert durch ein Vorzelt mit kleiner Küche. Der lange Tisch mit Stühlen auf der Parzelle lädt zum Feiern ein. Meisen fühlen sich von Futterballen angezogen. Klaus Woyke, der früher sein Geld als Baggerfahrer verdient hat, sagt mit Blick auf die Vögel: „Ist das nicht schön?“ Ist es!
Auch Woykes Tochter Laura fühlt sich wohl an der Ruhr. Die 27-Jährige wird die Parzelle ihrer Eltern einmal übernehmen. Die Ruhr, das ist für sie auch ein Revier fürs Stand-Up-Paddling. Für ältere Semester: das Paddeln im Stehen.
Ein regelrechter Familientreffpunkt
Am 3. Juli öffnet Steger seinen Biergarten
Hans-Peter Steger, der auf den Hans im Namen gerne verzichtet, lebt mit seiner Frau Edeltraut seit 1970 auf seinem Campingplatz an der Bommeraner Uferstraße. Das Gelände hat der 76-Jährige von der Stadt gepachtet. Neben den Parzellen der Dauercamper gibt es bei ihm noch vier Wohnwagenstellplätze und vier Stellplätze für Zelte.
Am 3. Juli möchte Steger seinen Biergarten auf dem Platz wieder eröffnen. Gäste können sich auf Würstchen und Frikadellen sowie Getränke freuen. Hans-Peter Steger steht selbst hinter dem Tresen. Seine Enkeltöchter Sarah und Yamira servieren.
Monika Hellmeier (66) und ihre Tochter Sina Kox (38) zieht es ebenfalls ans Wasser. Auf dem Campingplatz sind sie die Nachbarn der Woykes - und Monika Hellmeier ist wie sie auch Bommeranerin. Die 66-Jährige wohnt nur 500 Meter vom Campingplatz entfernt, an der Uferstraße. Ihr Platz bei Steger direkt am Fluss geht ohne Zäunchen oder Buschwerk direkt über in die Parzelle ihrer Tochter. Französisch- und Spanisch-Lehrerin Sina Kox genießt mehrere Male in der Woche die Auszeit an der Ruhr mit ihren beiden kleinen Töchtern und ihrem Mann. Auch Kox Bruder Nils hat einen Platz bei Steger, ein regelmäßiger Familientreffpunkt.
Auf den Parzellen gedeihen Rosen, Erbsen und Himbeeren
Monika Hellmeier, die schon 23 Jahre auf dem Campingplatz ist, und ihre Tochter lieben auch das Meer. Blau-Weiß sind die bevorzugten Farben auf ihren Parzellen, die von Rosen, Hortensien und Margeriten geschmückt werden. Tomaten, Erbsen, Kohlrabi, Gurken und Himbeeren gedeihen ebenfalls am Fluss. Monika Hellmeier übernachtet hier auch gerne. „Das entscheide ich immer spontan am Abend.“ Tochter Sina bewohnt mit ihrer Familie ein Haus mit einem großen Garten. „Trotzdem zieht es uns auf den Campingplatz“, sagt sie. Und fügt schmunzelnd hinzu, dort sei sie ja schließlich aufgewachsen.
Auf Urlaube möchten die Wittenerinnen dennoch nicht verzichten. „Dafür haben wir zusätzliche Ziehwohnwagen.“ In diesem Sommer geht es an die Nord- und Ostsee, nach Texel und nach Usedom. Erzieherin Hellmeier, die jetzt in Rente ist, schaut auf die Ruhr und sagt: „Hier ist Ruhe, eine andere Welt!“ Dann spricht die 66-Jährige über ihre vierjährige Enkelin Frieda. Die hat ihr jetzt bei einem Spaziergang anvertraut: „Oma, ich liebe die Ruhr.“ Die nächste Generation für Stegers Campingplatz.