Witten. Ira und Arne Lieber sind mit ihrer Tanzschule in eine frühere Kirche in Witten gezogen. Was ist das für ein Gefühl für die Ballerinas?

Die ganz große Bühne ist es zwar nicht. Aber es fühlt sich für die „Dance Time“-Ballerinas zumindest ein bisschen so an. Denn ihre Ballettschule ist umgezogen. Seit ein paar Tagen wird in der ehemaligen neuapostolischen Kirche in Stockum getanzt. Und die ist eben nicht nur größer, sie hat auch eine ganz besondere Atmosphäre.

Jetzt können die Tänzerinnen in der Ballettschule „Dance Time“ in Witten wieder trainieren.      
Jetzt können die Tänzerinnen in der Ballettschule „Dance Time“ in Witten wieder trainieren.       © Ira LIeber

Vor genau zwei Jahren hatten sich Ira und Arne Lieber den Traum von der eigenen Ballettschule erfüllt. Mitten in der City, in einem Ladenlokal in der Oberstraße 4, startete die Tanzpädagogin und ausgebildete Musicaldarstellerin mit ihren Kursen. Mit so großem Erfolg, dass sich schon bald herausstellte: Die Räume sind zu klein. „Wir konnten keine neuen Mitglieder mehr aufnehmen“, sagt die 45-Jährige. Was tun?

Frühere Kirche in Witten verfügt über Klimaanlage und Fußbodenheizung

Viel Platz zum Tanzen: Die Liebers sind mit ihrer „Dance Time“-Ballettschule in die ehemalige apostolische Kirche an der Pferdebachstraße in Witten gezogen.
Viel Platz zum Tanzen: Die Liebers sind mit ihrer „Dance Time“-Ballettschule in die ehemalige apostolische Kirche an der Pferdebachstraße in Witten gezogen. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Von Freunden erfuhren sie, dass das Ehepaar Arntzen seinen Blumenladen an der Pferdebachstraße – eben in der früheren Kirche – zum Jahresende 2020 aufgeben wollte. „Arne hat sich die Räume angeschaut und war sofort Feuer und Flamme“, sagt Ira Lieber. Ihr fehlte erst noch ein bisschen die Vorstellungskraft. Würde es in dem großen Raum im Winter warm genug sein für die Tänzer und Tänzerinnen, können die 250 Quadratmeter mit Leben gefüllt werden? Ihre Befürchtungen wurden zerstreut. „Für den Sommer gibt es eine Klimaanlage und für den Winter Fußbodenheizung. Das ist herrlich“, schwärmt die Wittenerin.

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Doch bevor die Verträge unterschrieben wurden, galt es, einige Fragen zu klären. Denn zunächst wollten die Liebers Peter Ludwig vom TuS Stockum fragen, ob der Verein ein Problem mit einer Ballettschule in der Nachbarschaft hätte. Schließlich bietet der selbst Tanzkurse an – und auch Ira Lieber hatte vor ihrer Selbstständigkeit beim TuS elf Jahre lang Ballettunterricht gegeben. Aber das ging klar. „Wir machen uns keine Konkurrenz, wir haben ja ein unterschiedliches Klientel“, versichert die 45-Jährige.

Im Januar sollten eigentlich die ersten Kurse in Witten starten

Kirche bleibt Kirche, zumindest von außen: Dass sich drinnen nun eine Ballettschule niedergelassen hat, ist nicht sofort zu erkennen.
Kirche bleibt Kirche, zumindest von außen: Dass sich drinnen nun eine Ballettschule niedergelassen hat, ist nicht sofort zu erkennen. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Dann konnte die Renovierung starten. Die schmerzlich vermisste große Umkleide wurde gebaut, das Foyer hübsch gestaltet. Sechs Spiegel wurden angebracht, der Tanzteppich verlegt – diesmal sogar doppelt, damit die Gelenke besonders geschont werden. „Wir haben die kompletten Weihnachtsferien renoviert“, erinnert sich Lieber, die im Hauptberuf als Lehrerin am Berufskolleg in Bochum arbeitet. Schließlich sollten ja im Januar die ersten Kurse in den neuen Räumen starten. Daraus wurde nichts.

Auch Lesungen sind geplant

Das Angebot der Ballettschule „Dance Time“ soll am neuen Standort weiter vergrößert werden. Künftig will Ira Lieber auch Eltern-Kleinkind-Ballett, Standardtanz, Yoga und Kinderyoga anbieten. Neben der großen jährlichen Gala im Saalbau soll es regelmäßig kleinere Werkschauen geben. Außerdem würden die Betreiber ihre Räume gerne regelmäßig als Begegnungszentrum – etwa für Lesungen – öffnen.

Bei einem Tag der offenen Tür am 21. August sind Interessierte eingeladen, sich die Schule anzuschauen. Dann wird auch die lang verschobene Eröffnung gefeiert. Mehr Infos gibt es auf der „Dance Time“-Seite bei Facebook.

Der Lockdown machte den Ballett-Unterricht vor Ort unmöglich, nur Online-Kurse waren möglich. „Wir dachten okay, dann starten wir eben im Frühjahr“, erinnert sich die Wittenerin. Doch dann kam Ostern – und der große Zweifel, ob der Umzug der richtige Schritt war. „Zu dem Zeitpunkt war bei mir ziemlich die Luft raus. Es war ja überhaupt kein Ende in Sicht“, sagt die 45-Jährige, die eigentlich immer Energie für zwei hat. Doch Arne habe ihr Mut gemacht, das Ding durchzuziehen. „Und die Mitglieder auch, die waren echt toll!“

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Ihre Geduld hat sich gelohnt. Jetzt können sie im großen Kirchsaal trainieren. „Unsere Tanzfläche entspricht etwa drei Viertel der Saalbaubühne“, freut sich Ira Lieber. So lassen sich selbst größere Choreografien gut einstudieren. „Auch der Klang der Musik ist jetzt ganz anders, wie auf einer großen Bühne.“ Damit die Akustik noch besser wird, sollen bald bunte Schirme an der hohen Decke schweben. Die Orgelempore soll ebenfalls wieder genutzt werden. Allerdings nicht zum Musizieren, sondern damit Eltern ihrem Nachwuchs zuschauen können.