Witten. 40 Grad in der Mittagssonne in der City von Witten - das war nicht für jeden schön. Wie die Menschen an diesem Donnerstag durch die Hitze kamen.

Warm, wärmer am wärmsten: Witten erlebte am Donnerstag (17.6.) den bislang heißesten Tag des Jahres mit über 34 Grad. In der prallen Sonne zeigte das Thermometer mittags in der Innenstadt sogar 40 Grad an.

Wer konnte, verhielt sich ganz ruhig. Die härtesten Jobs hatten die Bauarbeiter an der Pferdebachstraße und im Johannisviertel, wo gerade neue Bürgersteige entstehen. „Zu warm“, sagte einer der Männer achselzuckend. Im Lutherpark hat es sich eine Rentnerin auf einer schattigen Parkbank gemütlich gemacht. Schlagermusik erklingt aus ihrem Retro-Radio. Eigentlich trifft sich die Frau mit Freundinnen nachmittags gerne im Stadtpark. „Aber da gibt es zu wenig Schatten.“ In ihrem Trolley hat sich die Seniorin Wasser mit in den Park gebracht. In ihrer Wohnung hätte sie es bei der Wärme nicht gut ausgehalten, sagt sie.

Junge saß im eigenen Minipool im Lutherpark Witten

Eiskaltes zum Naschen und Trinken - so ließ sich der Hitze-Donnerstag aushalten.
Eiskaltes zum Naschen und Trinken - so ließ sich der Hitze-Donnerstag aushalten. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Wenige Meter weiter ist der Lutherpark-Spielplatz um 14.30 Uhr so gut wie verwaist. Eine Messung auf dem Rasen ergibt: immer noch 40 Grad in der prallen Sonne. Einige Eltern sitzen mit ihren Kindern auf Bänken an den Spielgeräten. Ein kleiner Junge hat sich seinen eigenen aufblasbaren Minipool mitgebracht. Gefüllt ist er mit Wasser aus der Spielplatz-Pumpe. Kinderlachen. Der Junge teilt seinen Plantschspaß großzügig mit anderen Kids.

Die Lokale auf dem Rathausplatz haben trotz der Hitze gut zu tun. Ihr Vorteil: Wer etwas draußen isst oder trinkt, sitzt nachmittags bei Pavarotti und im Casa Cuba im Schatten. Wie Lehrerin Anna Ludewig. Sie hat einen heißen Vormittag mit Maske in ihrer Herner Schule verbracht. Kein hitzefrei? Ludewig schüttelt lachend den Kopf. „Nein.“ Sie bewundert die Disziplin der Kinder, die auch mit Masken vor ihr saßen. Am Donnerstag hat sie sie ohne Hausaufgaben nach Hause geschickt. Eine Pädagogin mit Herz.

Witten läuft auf Sparflamme

Wer es konnte, verhielt sich ganz ruhig: so wie Klein-Linus (2) mit Mama Natascha (33) und Oma Bea vor dem Café Jané.
Wer es konnte, verhielt sich ganz ruhig: so wie Klein-Linus (2) mit Mama Natascha (33) und Oma Bea vor dem Café Jané. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

In der Bahnhofstraße haben Passanten ihr Gehtempo der Temperaturlage angepasst. Niemand eilt durch den Tag. Witten läuft auf Sparflamme. Auch in den Geschäften sieht es ruhig aus. Nur wenige Kunden sind zu sehen. Und im Second-Hand-Laden Rosenrot im Wiesenviertel gibt’s noch Sommersachen satt.

Wenige Meter weiter plätschert der Brunnen an der Ecke Casinostraße einsam vor sich hin. Im Raumcafé fühlt sich Julian Ronnefeldt hinter seinem Tresen wohl. „Ich mag es gerne warm, das ist doch besser als Kälte“, findet der 25-Jährige und geht bei geöffneten Fenstern und Durchzug fröhlich seiner Arbeit nach. 

Nicht jedem bekam offenbar dieser Hitzetag. Bei der Feuerwehr hieß es: „Der Rettungsdienst ist sehr, sehr gut beschäftigt.“ Ob dies allein auf das Konto Wärme gehe, könne man natürlich nicht sagen. Im Königlichen Schleusenwärterhaus in Heven waren mittags gegen 13 Uhr lediglich zwei Tische belegt. Esther Sennlaub von der Wabe: „Die Sonne brennt ja richtig. Da würde ich auch nicht zu uns runterlaufen und der Radweg liegt ja auch nicht im Schatten.“

Herbeder Pflegedienstleiterin: „Trinken, trinken, trinken“

Im katholischen Altenzentrum St. Josefshaus in Herbede achtet Pflegedienstleiterin Hedwig Deppe auf den Dreiklang: „Trinken, trinken, trinken.“ Für ihre Bewohner sei so wenig Bewegung wie möglich bei einer solchen Hitze ratsam, frische Luft aber gut. Auch auf die Medikamentengaben müsse man bei diesen Temperaturen ein besonderes Auge haben. Über Mittel, die entwässernd wirkten, solle man bei heißen Tagen ruhig einmal mit dem Hausarzt reden. Dann spricht Deppe ihren Kollegen ein großes Lob aus: „Sie arbeiten alle mit Masken. Das ist wirklich schwer!“