Witten. Wassersprudler sind gut für die Umwelt. Aber da geht noch mehr. Die Firma GPG aus Witten hat etwas ganz Neues auf den Markt gebracht: Greensoda.

Das Geschäft mit den Wassersprudlern boomt – in Corona-Zeiten mehr denn je. Zuhause Sprudel machen ohne Wasserkästen schleppen zu müssen, ist nicht nur praktisch, sondern auch umweltfreundlich. Allerdings: Der Großteil der verwendeten Kohlensäure wird künstlich hergestellt, die Freisetzung trägt zur globalen Erderwärmung bei. Dagegen will die Firma GPG Gase-Partner aus Herbede etwas tun: Sie hat „Greensoda“ entwickelt und eintragen lassen: Kartuschen gefüllt mit natürlicher, klimaneutral hergestellter Kohlensäure, die bei der Vergärung von Pflanzen entsteht.

Wittener Unternehmer wollen Umwelt möglichst wenig belasten

Die Pandemie und eine großangelegte Werbekampagne für Wassersprudler hätten den „Markt im vergangenen Jahr quasi geflutet“, sagt GPG-Gründer Rainer Zierau. Die Nachfrage nach Kohlensäure sei im vergangenen Sommer um rund 40 Prozent gestiegen und kaum noch zu stemmen gewesen. „In dieser Situation haben wir überlegt, wie wir das Produkt so verbessern können, dass wird die Umwelt nicht mehr als nötig belasten“, erklärt Prokurist Dustin Zierau, der wie sein Zwillingsbruder Marvin mit im Geschäft des Vaters tätig ist. „Da haben wir wirklich viel Herzblut reingesteckt.“

Produktionsleiter Edis Salihi an der Abfüllung für Greensoda-Flaschen. Derzeit wird eine größere Anlage geplant, die 2000 Kartuschen pro Stunde füllen können soll.
Produktionsleiter Edis Salihi an der Abfüllung für Greensoda-Flaschen. Derzeit wird eine größere Anlage geplant, die 2000 Kartuschen pro Stunde füllen können soll. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Ein halbes Jahr wurde getüftelt und entwickelt, Lieferanten gesucht, am Design geschraubt. Jetzt ist „Greensoda“ auf den Markt gekommen. „Und die erste Resonanz ist bombastisch“, versichert der Firmengründer. Das Feedback der Händler lässt die GPGler hoffen: Drei bis fünf Millionen verkaufte Greensoda-Füllungen in diesem Jahr scheinen machbar – das wären etwa fünf Prozent des Marktes für Kohlensäure-Kartuschen.

Quellkohlensäure wird aus dem Erdinneren gefördert

Bislang gab es vor allem zwei Sorten von Kohlensäure im Lebensmittelbereich: Zum einen Quellkohlensäure aus dem tiefen Erdinneren. Die sei zwar natürlich, müsse aber aufwendig gefördert und gereinigt werden, erklärt Rainer Zierau. Ihre Verwendung sei ökologisch auch deshalb fragwürdig, da ursprünglich im Erdinneren gebundenes CO2 in die Atmosphäre freigesetzt werde.

Mit etwa drei bis fünf Millionen Greensoda-Füllungen in diesem Jahr rechnet die Firma GPG Gase-Partner.
Mit etwa drei bis fünf Millionen Greensoda-Füllungen in diesem Jahr rechnet die Firma GPG Gase-Partner. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Quellkohlensäure macht etwa ein Viertel der in Deutschland verkauften CO2-Menge aus. Mehr als die Hälfte, nämlich 60 Prozent, entfällt laut GPG-Angaben auf die Prozesskohlensäure. Technische Kohlensäure falle als Nebenprodukt etwa bei der industriellen Herstellung von Kunstdünger an. „Die Aufbereitung des Rohgases ist dann zwar ein sinnvolles Recycling, die spätere Freisetzung aber ebenfalls klimaschädlich“, erklärt Dustin Zierau.

Biogene Kohlensäure hat eine Reinheit von 99,99 Prozent

Das sei bei der biogenen Kohlensäure anders: Sie entsteht bei der Vergärung von Pflanzen – in der Regel Mais oder Weizen – in Bioethanol-Anlagen. Der biologische Kreislauf sei also geschlossen, so Zierau. Biogene Kohlensäure habe aber noch einen anderen Vorteil: „Sie hat eine Reinheit von 99,99 Prozent und übertrifft damit die anderen Varianten deutlich.“

Neue Abfüllanlage geplant

Die Firma GPG Gase-Partner wurde im April 2000 in Herbede, im Städtedreieck zwischen Witten, Bochum und Hattingen von Rainer Zierau und Martin Porsdorf gegründet. Sie beschäftigt 50 Mitarbeiter und hat einen Umsatz von 15 Millionen Euro jährlich. Mit ihrem Angebot, der Kombination von Druckbehältern, Industrie- und technischen Gasen sowie dem Prüfwerk, ist sie nach eigenen Angaben Marktführer in Deutschland.Aus anfänglich 300 Quadratmetern Firmenfläche sind inzwischen rund 12 000 geworden. Für die Produktion von Greensoda ist der Bau einer weiteren Anlage geplant, mit der dann 2000 Flaschen pro Stunde abgefüllt werden können.

Aber die GPG-Tüftler haben es bei ihrer Entwicklung nicht allein beim Gas belassen. Der Slogan „Nachhaltig sprudeln“ sollte auch für die Flasche gelten. Deswegen haben sie eine Schutzkappe auf Zuckerrohrbasis entwickelt. Die Flaschenhülle mit dem Label stammt zudem aus recyceltem Kunststoff. „Und die Kartuschen importieren wir nicht aus China, sondern lassen sie in Deutschland fertigen – da fallen viele Transportwege weg“, so der Prokurist.

Wittener spenden zwei Cent pro Flasche an Neven-Subotic-Stiftung

Für die Kunden wichtig: Das Ventil ist universell für verschiedene Sprudler passend, die Kartusche enthält Kohlensäure für drei Liter Sprudel mehr als üblich, also 63 Liter. Dennoch könne sie – auch dank kurzer Transportwege – zum gleichen Preis wie die konventionelle Kohlensäure angeboten werden: „Das war uns wichtig, um auf dem Markt bestehen zu können.“ Das I-Tüpfelchen auf dem Angebot: Zwei Cent pro verkaufter Flasche gehen an die Neven-Subotic-Stiftung, die sich für die Trinkwasser-Versorgung in Afrika stark macht. Geschäftsführer Martin Porsdorf, ebenfalls GPG-Gründer, ist stolz darauf: „Einen Brunnen haben wir damit schon finanziert, zwei bis drei sollen es dieses Jahr werden.“

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Wer jetzt beim Sprudeln auf biogene Kohlensäure umsteigen will: Auf greensoda.de gibt es eine Auflistung aller Händler. Für Wittener geht es noch einfacher: Sie können die Kartuschen direkt bei GPG Gase-Partner an der Wittener Straße 166 für 5,49 Euro kaufen. Der Verkauf hat montags bis donnerstags von 8 bis 16.30 Uhr geöffnet, freitags schließt er eine Stunde früher.